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Schlag 12 - der Mittagskommentar aus Berlin Olympia? Träum' weiter, Hamburg!

Berlin ist aus dem Rennen, Hamburg hat Aussichten, Olympia-Stätte zu werden - wenn, ja wenn die Hamburger weiter mitspielen. Sicher ist das nicht. Und dann ist da ja auch noch Boston.
Von Werner Mathes

Um 19.11 Uhr war's soweit. Da verkündete am Montagabend der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Alfons Hörmann, welche deutsche Stadt sich für die Olympischen Spiele 2024 und 2028 bewerben darf: "Unsere einmütige Entscheidung lautet - Hamburg." Einmütig, aber nicht einstimmig sei für die Hansestadt votiert worden, weil sie ein faszinierendes und kompaktes Olympia-Konzept vorgelegt habe. Aber auch das Konzept Berlins sei hervorragend gewesen.

Eine Überraschung? Quatsch.

Ob Hamburg auf der 4,5 Quadratkilometer großen Elbinsel "Kleiner Grasbrook" nun ein neues Olympiastadion, eine neue Schwimmhalle und eine neue Olympia-Halle für Turnwettbewerbe bauen und ein olympisches Dorf hochziehen will, war dem DOSB vermutlich genauso egal wie die Planung der Berliner - hier gibt es bereits ein Olympiastadion und über ein Dutzend anderer Sportstätten. Als ob die kurzen Wege an der Elbe den Ausschlag gegeben hätten vor dem weitläufigeren Konzept der Hauptstadt, wo die Olympioniken aus ihrem Dorf auf dem Gelände des (dann hoffentlich ehemaligen) Flughafens Tegel quer durch die Metropole hätten reisen müssen.

Hamburger wollen Olympia mehr

Nein, die Entscheidung für Hamburg fiel bereits vergangene Woche, als die Zahlen der Forsa-Umfrage für den DOSB bekannt waren: In Hamburg sprachen sich 64 Prozent der Befragten für eine Olympia-Bewerbung aus, in Berlin nur 55 Prozent - zwar auch eine Mehrheit, aber nicht genug. Das Berliner Ergebnis sei ehrlich gewesen, sagte Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU), aber: "Die Damen und Herren vom DOSB haben das offenbar etwas kritischer gesehen."

Und zwar zu recht. Denn im September muss ein Volksentscheid für Klarheit sorgen, bevor die deutsche Kandidatur für die Ausrichtung der Olympischen Spiele beim IOC offiziell angemeldet wird. Wäre Berlin jetzt als Bewerberstadt nominiert worden, hätte es höchstwahrscheinlich im September keine Mehrheit gegeben. Meinungsforscher wissen nämlich, dass bei Bürgerentscheiden vor allem Gegner mobilisiert werden - Befürworter, die bei einer Befragung am Telefon leicht "Ja" sagen können, scheuen dagegen meist den Gang zum Wahllokal. Sowohl Hamburg als auch Berlin hatten schon früh beschlossen, dass ihre Bewerbung, falls sie keine Mehrheit fände, zurückgezogen würde.

Favorit ist Boston

Diese Blamage wollte sich der DOSB ersparen. An einem Volksentscheid in München, Garmisch-Partenkirchen und in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden war schließlich schon die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 gescheitert. Aber auch in Hamburg ist eine Mehrheit für Olympia noch nicht in trockenen Tüchern. Denn wenn jetzt tatsächlich nachgerechnet wird, was das Spektakel am Ende kostet und was dafür auf der Strecke bliebe, könnte sich die Stimmung an der Elbe noch drehen. Zumal die Bewerbung für 2024 ohnehin obsolet wäre, wenn die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland ausgetragen würde - was schon jetzt als ziemlich sicher gilt. Auch deshalb hat der DOSB eine erneute Bewerbung für 2028 angekündigt. Und was lange währt, wird mit Sicherheit nicht billiger.

Favorit für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 bleibt weiterhin die US-Stadt Boston. Dafür hat das IOC schon mal vorgesorgt: Mit dem amerikanischen Fernsehsender NBC schloss es bis 2032 einen Rekordvertrag über 7,65 Milliarden Dollar für die TV-Rechte im Kernmarkt USA ab. Die Herrschaften vom IOC wissen nämlich Bescheid: Money makes the world go round.

Werner Mathes wohnt und arbeitet in Berlin – und kann auch ohne Olympische Spiele in der Hauptstadt sehr gut leben. Sie können ihm auf Twitter folgen unter @wernermathes.

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