Tischtennis Boll mit Kampfansage an Chinas Asse

So gut war Timo Boll wohl noch nie. Der Europameister hat die German Open in Bremen im Einzel und im Doppel, mit seinem Partner Christian Süß, nach belieben dominiert. Vor der anstehenden Weltmeisterschaft in Japan schickte er somit eine Kampfansage an die Spieler aus dem Reich der Mitte.

Ein Timo Boll in der Form seines Lebens hat für das Kräftemessen mit Chinas Tischtennis-Assen frischen Mut getankt. Bei den German Open in Bremen krönte der Europameister eine Ochsentour mit den Turniersiegen im Einzel und Doppel. Nach dem 4:0 im Endspiel gegen den EM-Zweiten Wladimir Samsonow (Weißrussland) gewannen der 28 Jahre alte Linkshänder und sein Partner Christian Süß zum Abschluss der mit 172 000 Dollar dotierten Veranstaltung auch die Doppel-Konkurrenz. Bolls zweifacher Triumph war fünf Wochen vor der Weltmeisterschaft in Japan ein Signal in das Reich der Mitte, das bei der WM-Generalprobe ohne seine Superstars antrat.

"Meine Form ist so gut wie nie. Jetzt muss ich sie konservieren. Im Finale gegen Samsonow hatte ich mit mehr Gegenwehr gerechnet. Die wird aber bei der WM mit Sicherheit kommen", sagte Boll, der glücklich und groggy wirkte. Der Weltranglisten-Vierte absolvierte bei seinem vierten German Open-Sieg insgesamt zehn Partien im Einzel und Doppel. 20.000 Dollar Siegprämie waren ein guter Lohn für Muskelkater. "Die Sätze gegen Abwehrspieler Chen Weixing und im Halbfinale gegen den Japaner Jun Mizutani haben viel Kraft gekostet", berichtete der Ausnahmeakteur.

Marathonprogramm

Im Doppel dominierten die Europameister Boll/Süß das japanische Duo Jun Mizutani/Seiya Kishikawa mit 4:2. "Wir trainieren kaum, verstehen uns aber blind", sagte Süß, der auch im Einzel als Dritter auf dem Podest stand. "Wir haben bewusst dieses Marathonprogramm für Timo gewählt. Bis zur WM muss er noch einen Tick spritziger werden", erklärte Herren-Bundestrainer Richard Prause. Im Sog der Herren sorgte das Damen-Duo Jiaduo Wu/Elke Schall (Kroppach/Busenbach) als Überraschungszweite für das beste German Open-Resultat des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) seit 1962.

"Nicht nur die Ergebnisse, auch die Entwicklungen der Spieler hinter Timo Boll sind erfreulich. Wir haben uns zudem im Damen-Bereich gut präsentiert", bilanzierte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig das von fast 10.000 Fans besuchte Turnier. Die Vorjahreszweite Wu und Zhenqi Barthel aus Holsterhausen schafften immerhin den Sprung ins Viertelfinale. Der Sieg ging an die Japanerin Sayaka Hirano.

Zehn Spieler für Japan

Der DTTB nominierte sechs Herren und ein Damen-Quartett für die WM. "Wir sind gut, aber in Japan treffen wir auf sehr gute Gegner", warnte Schimmelpfennig vor zu großer Selbstzufriedenheit. Neben den Chinesen, deren Staatsfernsehsender CTTV alle Spiele von Boll am Samstag und Sonntag aufkaufte, fehlten im AWD-Dome die besten Südkoreaner und Hongkong-Chinesen. "Wir schauen nicht nur auf die Chinesen, es gibt in Yokohama 15 Favoriten. Das Selbstvertrauen von Timo ist aber nach dem vierten Turniersieg in diesem Jahr auf einem veritablen Niveau", erklärte Herren-Coach Prause.

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Peter Hübner/DPA

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