Eigentlich wollte er nur noch einmal kurz bei seiner Freundin Gisele Bündchen vorbeischauen. Kraft tanken vor dem großen Finale um den Super Bowl am kommenden Sonntag. Doch statt die Ruhe vor dem Sturm im Arm des brasilianischen Topmodels zu genießen, versetzte Tom Bradys Abstecher nach New York die Fans der New England Patriots in Angst und Schrecken. Der Grund: Am rechten Fuß trug der Top-Quarterback einen Stützschuh. Was war passiert? Droht der Superstar etwa bei der 42. Auflage um die Krone im American Football gegen die New York Giants auszufallen? Die Gerüchteküche brodelte.
Der 30-jährige Spielmacher, der auf dem Spielfeld so fintenreich seinen Widersachern aus dem Weg geht, war vor dem wichtigsten Sportereignis des Jahres in den USA in die Paparazzi-Falle getappt. Sport und Mode sind eben ein Doppel, dass die Fantasien der Klatschpresse in Rekordzeit sprießen lässt.
Knöchel gut, alles gut
Kein Wunder also, dass Brady bemüht war, die Spekulationen um seinen angeschlagenen Gesundheitszustand so schnell wie möglich zu zerstreuen. Gleich nach der Ankunft am Endspielort in Glendale im US-Bundesstaat Arizona gab er Entwarnung: "Mein Knöchel fühlt sich hervorragend an." Und auch sein Teamkollege Rodney Harrison hat keinen Zweifel daran, dass der Superstar am Sonntag auflaufen wird. "Tom ist der Anführer unseres Teams. Er wird dabei sein, keine Sorge." Beim Training der Patriots mischte Brady, der sich die leichte Verletzung im dritten Viertel des AFC Championship Games gegen die San Diego Chargers (21:12) zugezogen hatte, auf jeden Fall schon wieder munter mit. Im sportlichen Bereich gilt also: Knöchel gut, alles gut.
Der Rummel um seiner Person geht aber weiter. Doch Brady nimmt es mit Humor. "Du bist nicht nur ein großartiger Quarterback, sondern auch der Sexprotz der NFL", schmeichelt ein britischer Journalist dem 30-Jährigen Modellathleten auf einer Pressekonferenz. Während Brady schüchtern betont, dass er sich nicht als Sexsymbol sehe, ist eine mexikanische TV-Journalistin dagegen komplett anderer Meinung. In ein weißes Brautkleid gehüllt ruft sie ihm entgegen: "Heirate mich!" Doch auch diesen "Angriff" kontert Brady geschickt: "Ich bin ein Mann für eine Frau." Selbst das verlockende Angebot "Ich bin besser als Gisele" kann Bradys Herz nicht erweichen "Du bist hübsch, und jeder Mann, der die Gelegenheit hat, Dich zu heiraten, kann sich glücklich schätzen", antwortet er diplomatisch und lacht.
Traum von der perfekten Saison
Nichts zu lachen haben sollen dagegen am Sonntag die New York Giants - und allen voran deren Quarterback Eli Manning. Doch Bradys Rivale entstammt einer wahren American-Football-Familie. Bereits Vater Archie spielte 16 Jahre lang in der NFL. Und Bruder Peyton gewann im vergangenen Jahr sogar mit den Indianapolis Colts die begehrte "Vince Lombardi Trophy". Eli Manning unternimmt jetzt den ersten Versuch, der erfolgreichen Familiengeschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.
Es steht viel auf dem Spiel bei dem drittgrößten Sportereignis der Welt hinter den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft. Insgesamt 73.000 Zuschauer im ausverkauften University of Phoenix Stadium und über weltweit über 90 Millionen Fans an den TV-Bildschirmen wollen sehen, ob es den Patriots als zweites Team in der NFL-Geschichte nach den Miami Dolphins 1972 gelingt, eine komplette Saison als ungeschlagener Champion zu beenden. Die Dolphins gewannen damals 17 Partien. Die Patriots würden bei einem Finalsieg gegen New York sogar auf 19 Erfolge kommen. Es wäre ein weiterer Mosaikstein in Bradys von Erfolgen gepflasterten Karriere. Drei Mal führte er das Team aus Boston bereits zum NFL-Titel (2002, 2005, 2006). Zwei Mal wurde er zum besten Spieler des Finales gewählt. In diesem Jahr heimste er zudem die Auszeichnung des wertvollsten Spielers der Saison (MVP) ein.
Offenes Geheimnis
Während die Zweifel über den Einsatz von Brady ausgeräumt sind, ist ein anderes Geheimnis allerdings noch nicht gelüftet: Drückt Gisele Bündchen ihrem Herzblatt auf der Tribüne die Daumen oder zu Hause in New York? Selbst ihr Freund spielt noch den Ahnungslosen. "Ich weiß nicht, wo sie am Sonntag sein wird", sagt Brady. So einfach wie vergangene Woche in Greenwich Village will er es den Paparazzi scheinbar nicht noch einmal machen.
Aber fest steht: Wenn Brady am Sonntag seinen vierten NFL-Champion-Ring aufstecken sollte, wird der Rummel um das Glamour-Paar noch größer werden. Doch Brady nimmt den Verlust seiner Privatsphäre gern in Kauf. Die Geschichte um seinen Knöchel habe ihm eines deutlich gemacht: "Das ist der Preis den man bezahlen muss, um seinen Traum als Football-Star leben zu können." Einen ebenfalls sehr hohen Preis wird vermutlich bald der Gewinner einer Internetauktion zahlen müssen: "Den Stützschuh habe ich bei Ebay reingestellt", witzelt Brady.