Vorletzte Etappe der Tour de France Cadel Evans kurz vorm Ziel seiner Träume

Nur noch ein Sturz kann Cadel Evans noch vom Gewinn der Tour de France abhalten. Auf der 20. und vorletzten Etappe nahm er Andy Schleck wertvolle Zeit ab und liegt vor dem Finale in Paris anderthalb Minuten vorne.

Cadel Evans und Tony Martin strahlten um die Wette: Der Australier Evans holte sich einen Tag vor dem Finale in Paris das Gelbe Trikot und hat den Gesamtsieg so gut wie sicher, Martin konnte nach dem ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere mit sieben Sekunden Vorsprung vor Evans schon am Samstag ohne Vorbehalte feiern.

Der Wahlschweizer entschädigte sich durch den Erfolg im Zeitfahren von Grenoble für die bis dahin enttäuschend verlaufene Tour de France. Auf dem Siegerpodest konnte Evans seine Tränen nicht zurückhalten. "Es ist ein großartiger Tag", jubelte Evans Team-Manager Jim Ochowicz.

Twitter-Glückwünsche von Armstrong

Ex-Weltmeister Evans fuhr Andy Schleck auf der 20. Etappe über 42,5 Kilometer aus dem Trikot und liegt jetzt vor dem abschließenden "Schaulaufen" über 95 Kilometer auf die Pariser Champs Elysées 1:34 Minuten vor dem Luxemburger. Nach zwei zweiten Plätzen 2007 und 2008 hat es endlich für den ersten australischen Gesamtsieg in 108 Jahren Tour-Geschichte gereicht. Nur noch ein schwerer Sturz könnte die Jubelfeier am Sonntag verhindern. Rekordsieger Lance Armstrong twitterte gleich nach Rennende seine Glückwünsche an Evans.

"In diesem Jahr war ich zum ersten Mal bei der Tour in Topform. Ich habe vor 20 Jahren meine erste Tour im Fernsehen gesehen und mich seither voll dem Radsport gewidmet", sagte der 34-jährige Evans, der im Ziel nach dem Kampf gegen die Uhr auf sehr anspruchsvollem Parcours Martins Bestzeit fast noch unterboten hätte. Andy Schleck, der wie Evans auf den vergangenen Alpen-Etappen Schwerstarbeit zu verrichten hatte, verlor auf den neuen Spitzenreiter 2:31 Minuten. Ein weiteres Mal bewies er, dass Zeitfahren nicht sein Metier ist.

Ein überglücklicher Tony Martin auf dem Asphalt

Beim Start in Grenoble hatte Andy Schlecks Zeitpolster vor Evans, der die Strecke im Gegensatz zu den Schlecks von der Dauphiné kannte, 57 Sekunden betragen. Schon 22 Kilometer vor dem Ziel hatte Evans seinen Rückstand egalisiert. Danach schien er wie auf Wolken zu schweben und vergrößerte seinen Vorsprung auf dem Kurs mit zwei Steigungen kontinuierlich.

Ein überglücklicher Tony Martin lag auf dem Asphalt 300 Meter hinter der Ziellinie und hatte alle Viere von sich gestreckt. "Dieser Etappensieg hat mich entschädigt. Das ist die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Aber sportlich gesehen, nicht für die Autogramm-Karte, wäre mir ein achter Platz im Gesamtklassement lieber gewesen", sagte Martin, nachdem er wieder etwas zu Luft gekommen war.

"Habe gleich zu Beginn gemerkt, dass es heute läuft"

Den überragenden Zeitfahrer der vergangenen Jahre, Weltmeister und Olympiasieger Fabian Cancellara distanzierte der 26-jährige HTC-Profi um 1:42 Minuten. Allerdings war der Schweizer auf zum Teil regennasser Straße unterwegs.

Nach drei Wochen Tour-Tortur war Martin auf identischem Kurs am Samstag nur fünf Sekunden langsamer als bei seinem Zeitfahrsieg im Juni bei der Rundfahrt Dauphiné Libéré. "Ich habe gleich zu Beginn gemerkt, dass es heute läuft", sagte Martin, der nach seinem Sturz vom Donnerstag gehandicapt ins Rennen gegangen war. Zudem machten ihm weiter seine Rückenprobleme zu schaffen, aber die Physiotherapeuten des Teams hätten ihn "für eine Stunde" beschwerdefrei gemacht.

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Andreas Zellmer, Manuel Schwarz/DPA

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