Magdalena Neuner konnte bereits 100 Meter vor dem Ziel eine deutsche Fahne greifen und ihren überlegenen Sieg feiern. Mit dem Erfolg im Massenstart kürte sich "Gold-Lena" am Dreikönigstag endgültig zur Herrscherin in der Oberhofer Biathlon-Arena und deklassierte vor erneut 22 000 Zuschauern die komplette Weltelite. "Es ist ein unbeschreibliches, tolles Gefühl, vor so einer Kulisse schon lange vor dem Ziel feiern zu können. Das war der Oberhammer und gibt Selbstvertrauen für die kommenden Rennen", sagte die dreimalige Weltmeisterin des Vorjahres.
78. Sieg für Björndalen
Bei den Herren gelang dem Norweger Ole Einar Björndalen nach fünfjähriger Pause wieder ein Sieg in Oberhof. Es war der 78. Biathlon-Erfolg seiner Laufbahn. Als bestplatzierter der mannschaftlich starken deutschen Männer belegte Michael Greis (Nesselwang) nach 15 km den sechsten Platz vor Alexander Wolf (Oberhof) und Carsten Pump (Altenberg). "Klar hätten wir gern einen auf dem Podium gehabt, doch es war auch so ein sehr schöner Abschluss der Woche", sagte Bundestrainer Frank Ullrich.
In der 12,5 Kilometer langen Konkurrenz der besten 30 Damen des Weltcups verfehlte Neuner nur zwei der 20 Scheiben und hatte im Ziel 59,2 Sekunden Vorsprung auf die Russin Olga Anisimowa. Danach wurde die Wallgauerin vom Bundestrainer für nahezu unbesiegbar erklärt. "In der Form und bei so einem taktisch klugen Lauf wie heute ist sie im Moment schon sehr souverän, nur ganz schwer zu schlagen", sagte der mit Superlativen sehr vorsichtig umgehende Uwe Müssiggang über seine Musterschülerin, die nach einwöchiger Krankheitspause bereits am Samstag nach einem Galalauf Dritte im Sprint geworden war.
Angst, es wieder einmal zu vergeigen
Mit zwei fehlerfreien Liegendschießen legte Neuner die Grundlage zum überlegenen Erfolg und hatte da schon fast eine halbe Minute Vorsprung. "Am Birxstieg bin ich mein Tempo gegangen, habe in meinen Körper gehört und mich auch von den fantastischen Zuschauern nicht zu mehr Speed verführen lassen. Es ist nicht einfach, wenn man niemanden hat, an dem man sich orientieren kann", sagte die "Sportlerin des Jahres". Beim Stehendschießen habe sie sich viel Zeit gelassen, mit voller Konzentration um jeden Treffer gekämpft. "Mit nur zwei Fehlern habe ich auch im Wettkampf gezeigt, was ich kann. Ich bin total happy", bemerkte sie - und gab zu: "Auf der Runde vor dem letzten Schießen habe ich Angst gehabt, dass ich es wiedermal vergeigen könnte. Zum Glück hat's hingehauen."
Als Vierte nach großer Aufholjagd mit winzigen 1,4 Sekunden hinter der Russin Tatjana Moisejewa verfehlte Andrea Henkel trotz fünf Strafrunden das Siegertreppchen nur knapp. "Beim Liegendschießen hatte sie etwas Pech. Umso bemerkenswerter, wie sie sich von fast ganz hinten mit wahren ’Raketen’ unter den Füßen so weit nach vorn kämpfte", lobte Müssiggang die letztjährige Weltcupgewinnerin, die in der Loipe nur 1,7 Sekunden langsamer als "Überläuferin" Neuner war, am Schießstand aber derzeit ungewohnt unsicher ist.
Im Gesamtweltcup behauptete Martina Glagow (Mittenwald) mit 303 Punkten die Führung vor der Französin Sandrine Bailly (289) und Neuner, die sich mit 277 Zählern um einen Platz vorkämpfte. Bei den Männern rangiert Björndalen (351) vor den beiden Russen Dmitri Jaroschenko (311) und Nikolai Kruglow (193).