Wintersport Geschichten vom Wintersport-Wochenende

Was haben ein Asphalt-Cowboy, ein Schweinsderby und ein Bronzemedaillen-Gewinner aus Tonga mit Wintersport zu tun? Wir klären das im Rückblick auf das Wochenende. 

Ein Spezialist für Sommer-Biathlon fühlt sich nun auch im Schnee wohl, die alpinen Skiläufer kämpfen mit den Witterungsbedingungen und den eigenen Nerven und ein Rodler aus Tonga gewinnt eine Bronzemedaille - wir präsentieren die Geschichten des Wintersport-Wochenendes. 

Die Rache des Asphalt-Cowboys

Seit zehn Jahren misst sich Andreas Birnbacher mit der Biathlon-Weltelite, doch zumeist stand er im Schatten anderer. Früher waren das Ricco Groß oder Sven Fischer, in jüngerer Zeit dann Michael Greis oder auch Arnd Peiffer.

Einzig im Sommer hatte Birnbacher oft die Nase vorn. Gleich 24 Titel hat der 30-Jährige bei den auf Skirollern ausgetragenen deutschen Meisterschaften in seiner Karriere gewonnen. Das brachte ihm den Spitznamen Asphalt-Cowboy ein. Das wird Birnbacher verschmerzen können, zumal er in diesem Winter auch im Schnee glänzend zurecht kommt.

In der Verfolgung gelang ihm ein perfektes Rennen. 20 Schüsse, 20 Treffer, im Zielsprint Ole Einar Björndalen niedergerungen und von Platz 26 aus den zweiten Weltcupsieg seiner Karriere errungen – vielleicht war das die Initialzündung für Andreas Birnbacher, um bei der Heim-WM in Ruhpolding über zehn Jahre nach seinem Junioren-Weltmeistertitel auch bei den "Großen" das erste WM-Gold einzuheimsen.

Kein Schweinsderby in Gröden

Die alpinen Skifahrer sind in diesem Winter nicht zu beneiden. Zu warm, kein Schnee, zu viel Wind, zu viel Schnee – ständig werden Rennen wegen der Witterungsbedingungen abgesagt oder verschoben. Das zehrt offenbar an den Nerven, denn nach dem Abbruch der Abfahrt in Gröden wegen zu viel Wind gingen die Meinungen auseinander, ob das wirklich nötig war.

"Das wäre nur ein weiteres vom Wind beeinflusstes Schweinsderby gewesen. Es geht da nicht um die goldene Wurstsemmel, sondern um den Weltcup", begrüßte der Österreicher Romed Baumann die Entscheidung. Die französische Mannschaft, aus der zum Zeitpunkt des Abbruchs Johan Clarey und Adrien Theaux die ersten beiden Plätze belegten, war dagegen stocksauer. "Ich will eine Erklärung", forderte Clarey, "ich bin schon mehrfach bei solchen Bedingungen gefahren. Wenn wir eine größere Ski-Nation wären, hätte es keinen Startstopp gegeben."

Mit der nötigen Gelassenheit beurteilte Altmeister Didier Cuche die Lage und das, obwohl seine Schussfahrt mehr Windsurfen auf Schnee glich. "Es ist nicht gefährlich, also müsste man alle runterlassen", meinte der Schweizer.

Neue Weltordnung im Rodeln

Ach waren das noch Zeiten, als die deutschen Rodlerinnen regelmäßig die ersten vier Plätze belegten und man das Edelmetall schon im Vorfeld für den Olympischen Medaillenspiegel einplanen konnte. Alles vorbei!. Alex Gough heißt die Spielverderberin, die schon in der letzten Saison die 13-jährige deutsche Weltcup-Siegesserie beendet hatte. Wer dachte, dass das ein Ausrutscher aus deutscher Sicht war, der hat sich getäuscht.

Bei ihrem Heimweltcup in Calgaray feierte die Kanadierin an diesem Wochenende ihren zweiten Sieg vor der deutschen Olympiasiegerin Tatjana Hüfner. Doch damit nicht genug, mit Tatiana Ivanova stand auch noch eine Russin als Dritte auf dem Podest. Die weiteren Deutschen, Corinna Martini, Anke Wischnewski und Natalie Geisenberger, landeten "nur" auf den Rängen vier bis sechs. Mitverantwortlich für die neue Spannung bei den Rodel-Damen ist übrigens ebenfalls ein Deutscher: Wolfgang Staudinger ist der Trainer von Alex Gough.

Einen Trost gibt es aber doch noch, denn während es bei den Damen nicht mehr ganz so läuft, drehen die deutschen Herren richtig auf. Nach dem Vierfacherfolg von Whistler, landeten in Calgary mit Andi Langenhan, Felix Loch und David Möller wieder drei Deutsche ganz vorne. "Das sind ja langsam Ergebnisse wie bei unseren Damen", bekannte Möller, der zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte, dass Alex Gough ihm einen Strich durch die Rechnung machen würde. 

Snowboarder auf Abwegen

Jeder Hobby-Wintersportler weiß, dass man sich nicht abseits der ausgewiesenen Pisten bewegen sollte, andernfalls drohen Konsequenzen. Das musste nun Snowboardcrosser David Speiser beim Weltcup-Auftakt im amerikanischen Telluride schmerzlich erfahren.

Nach Angaben des Snowboard Verbandes hatte der 31-Jährige am Tag vor dem Rennen ein Hinweisschild übersehen und war von der Pistenwache beim Fahren in einem verbotenen Gebiet erwischt worden. Die Verantwortlichen des Skigebietes entzogen ihm deshalb seine Akkreditierung und den Liftpass, der Weltverband disqualifizierte Speiser für den Snowboardcross und den Teamwettbewerb.

Bruchlandung statt Weltcupsieg

Tino Edelmann hatte beim Weltcup der Kombinierer den Sieg vor Augen, am Ende blieb ihm Platz 14 und die bittere Erkenntnis, dass ausgerechnet sein Hauptrivale im Kampf um den Gesamtweltcup, der Franzose Jason Lamy Chappuis, das Rennen gewann und die Führung ausbaute.

Aber was war passiert? Sieben Kilometer verteidigte Edelmann seine im Springen erworbene Führung in der Loipe, dann schlossen die Verfolger auf, was durchaus geplant war. "Er sollte Kräfte für den Endspurt sparen, wenn der Zug von hinten kommt", sagte Cheftrainer Hermann Weinbuch. Die Entscheidung fiel in der letzten Abfahrt des 2,5-Kilometer-Kurses. 

Edelmann rutschte auf einer Eisplatte aus, stürzte und verlor völlig den Rhythmus. "Er ist müde geworden, und dann steht man nicht mehr so sicher auf den Ski", meinte Weinbuch und erklärte: "Wenn einem das im Finale passiert, ist man moralisch am Ende und verliert richtig viele Plätze."

Medaille für einen Südsee-Rodler

Die Rodler waren an diesem Wochenende für einige Geschichten gut, so holte Bruno Banani in Calgary tatsächlich eine Medaille für die Rodel-Nation Tonga. Beim Weltcup wurden nämlich auch die kontinentalen Meisterschaften für Amerika und den Pazifik-Raum veranstaltet und der 24-Jährige, der mit den Deutschen trainiert, holte überraschend Bronze. 

Der Südsee-Rodler hatte sich erstmals für einen Weltcup qualifiziert. Im Rennen landete Banani zwar nur abgeschlagen auf dem 26. Platz. Doch dies reichte am Ende in der erstmals ausgetragenen Kontinentalwertung für Bronze.

Allerdings hatten auch nur fünf Athleten aus Amerika und dem Pazifik-Raum die kontinentalen Meisterschaften bestritten. Banani konnte dabei aber immerhin zwei Athleten aus den USA hinter sich lassen. Der Titel ging an den Kanadier Sam Edney, hinter ihm sicherte sich Isaac Underwood (USA) Silber.

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