Ministerpräsident Beck will Kirch-Pleite nutzen und wirbt bei der Fifa für ARD und ZDF Unterstützung der Politik.
ARD und ZDF erhalten bei ihren Bemühungen, aus der Kirch-Pleite Kapital zu schlagen, verstärkt Unterstützung aus der Politik. So verschickt Kurt Beck, rheinland-pfälzischer Ministerpräsident und Vorsitzender der Rundfunk-Kommission der Länder, zur Zeit eifrig Briefe, um den Öffentlich-Rechtlichen jetzt schon die Übertragungsrechte an der Fussball-WM 2006 in Deutschland zu sichern. Die Verhandlungen der Sender mit Lizenzinhaber Kirch waren bislang an dessen Preisvorstellungen gescheitert.
»Einmalige Chance«
»Angesichts des laufenden Insolvenzverfahrens der Kirch-Media«, schreibt Beck an ARD-Chef Fritz Pleitgen und dessen ZDF-Pendant Markus Schächter, biete sich nun »die einmalige Chance, nochmals den Versuch zu unternehmen, die Senderechte für die WM 2006 zu erwerben.«
Europaweiter Verbund
Auch beim Weltfußballverband Fifa, der die Lizenzen an Kirch vergab, warb der SPD-Politiker jüngst schriftlich für seinen Masterplan: Der europaweite Verbund der öffentlich-rechtlichen TV-Veranstalter (EBU) solle das Münchner Medienunternehmen aus dem Vertrag mit der Fifa teilweise auslösen und die Europarechte 2006 zu Kirchs Einkaufspreis übernehmen - rund 515 Millionen Euro.
Dann, so das Kalkül, müssten sich die gut 20 EBU-Mitglieder die Summe teilen, und alle WM-Spiele könnten wieder im frei empfangbaren Fernsehen laufen. Bei der diesjährigen WM in Japan und Südkorea zeigen ARD und ZDF erstmals nicht alle Spiele, sondern nur noch 24 der 64 Partien. Der Rest läuft im Pay-TV.
Billige Lösung für ARD und ZDF
ARD und ZDF brächte Becks Plan eine vergleichsweise billige Lösung: Die EBU reicht die Rechte ohne Aufschlag an die im Konsortium organisierten Sender weiter. Kirch hatte nach stern.de-Informationen noch wenige Tage vor der Insolvenz versucht, den Öffentlich-Rechtlichen allein für die deutschen Übertragungsrechte 2006 rekordverdächtige acht Millionen Euro pro Spiel abzuknöpfen. Für alle Begegnungen zusammen also knapp 500 Millionen. Die Verhandlungen scheiterten.
Fifa ist nicht abgeneigt
Und auch bei der Fifa wächst nach der Kirchpleite zunehmend die Sypmathie für eine gebührenfinanzierte Lösung und damit sichere Einnahmequelle: »Wir wären nicht traurig darüber«, sagt ein Verbandsmanager. Nach der WM 2002, so schrieb Fifa-Chef Blatter Anfang der Woche an Beck zurück, werde die Lage neu analysiert.
Johannes Röhrig