Wintersport Doping: Langlauf-Olympiasiegerin Carl vor Olympia-Aus

Victoria Carl wird nicht bei den Olympischen Winterspielen 2026 an den Start gehen. (Archivfoto) Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Victoria Carl wird nicht bei den Olympischen Winterspielen 2026 an den Start gehen. (Archivfoto) Foto
© Hendrik Schmidt/dpa
Im Februar 2022 gewann Victoria Carl Olympia-Gold in Peking. Ihren Start bei den Winterspielen in Italien hakt sie wegen einer Dopingsperre ab.

Victoria Carl hat ihren Olympia-Start bereits aufgegeben. Die deutsche Langlauf-Olympiasiegerin bleibt nach einem positiven Dopingtest bis auf weiteres gesperrt und hat zweieinhalb Monate vor Beginn der Wettkämpfe keinerlei Hoffnung mehr auf eine Teilnahme beim größten Sportevent der Welt.

"Es fällt mir nach wie vor schwer zu akzeptieren, dass eine Unachtsamkeit und eine falsche medizinische Behandlung nun dazu führen, dass mein Olympia-Traum zerplatzt", sagte die 30-jährige Carl, die nach dem Teamsprint-Gold mit Katharina Hennig 2022 in Peking als aussichtsreichste deutsche Sportlerin im Team von Bundestrainer Peter Schlickenrieder galt.

Sanktionsvorschlag: Zwei Jahre Sperre

Über den "Stand des sportrechtlichen Verfahrens" informierten die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) und der Deutsche Skiverband (DSV) unmittelbar vor dem Start der neuen Weltcup-Saison der Langläuferinnen im finnischen Ruka. Mit der Veröffentlichung erscheint schon vor der offiziellen Verkündung der konkreten Dauer der Sperre klar, dass Carl den nächsten Weltcup-Winter verpassen wird.

Die Nada schrieb von einem Sanktionsvorschlag über eine Sperre von zwei Jahren, die sie am 22. September erlassen habe. In der Folgezeit verhandelten Nada und Carl demnach "die einvernehmliche Beendigung des sportrechtlichen Verfahrens".

Im weiteren Verfahrensverlauf soll laut Nada "über die Akzeptanz des Sanktionsbescheids aus September oder die Einleitung eines Disziplinarverfahrens vor dem Deutschen Sportschiedsgericht entschieden" werden.

Verband gibt Hoffnung für Olympia auf

Carl war bei einer Kontrolle außerhalb des Weltcups im Frühjahr dieses Jahres positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet worden. Das Kälbermastmittel ist ein Medikament, das in erster Linie zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma eingesetzt wird.

Der positive Dopingtest war im Sommer öffentlich geworden. Carl bestreitet öffentlich ihr Mitwissen rund um den positiven Test bei den Winter-Militärweltspielen in Andermatt (Schweiz). "Es war bereits eine sehr harte Zeit, in der ich immer gehofft habe, dass sich noch alles zum Guten wenden könnte", wurde Carl nun zitiert. Für die Winterspiele (6. bis 22. Februar) in Mailand und Cortina d'Ampezzo hat ihr Verband die Hoffnung aufgegeben.

Skiverband und Nada teilten mit, dass es sich lediglich um "den Stand eines sportrechtlichen Verfahrens" handle. "Darüber hinaus können angesichts des komplexen Sachverhaltes im laufenden Verfahren derzeit keine weiteren inhaltlichen Angaben gemacht werden", hieß es vom Deutschen Skiverband. Möglich erscheint ein Strafmaß von bis zu vier Jahren Sperre. Carl wäre dann 33 Jahre alt.

Wann es zu einer Entscheidung über die exakte Dauer der Sperre kommt, ist offen. Für den am Freitag beginnenden Weltcup-Winter gibt es für die Athletin offensichtlich keine Rückkehr-Option.

Medaillen auch nach Peking

Carl hatte sich bereits im Sommer umfangreich zu dem Vorfall nach Abschluss der vergangenen Weltcup-Saison geäußert. "Ich war krank, hatte starke Hustenanfälle und habe das Medikament auf ärztliche Anweisung genommen. Ich habe alles offengelegt - mir war nicht bewusst, dass ein verbotener Wirkstoff enthalten ist", hatte sie geschildert.

Carl gehört seit einigen Jahren zu den besten Skilangläuferinnen der Welt. Neben Olympia-Gold im Teamsprint gewann sie 2022 zudem Silber mit der Staffel, mit der sie auch bei den Weltmeisterschaften 2023 (Silber) und 2025 (Bronze) jeweils eine Medaille holte.

Mit ihrem Ausfall für die Wettbewerbe, die bei Olympia im bestens bekannten Fleimstal ausgetragen werden, wird dem deutschen Team eine große Medaillenhoffnung fehlen. 

"Am Ende tut es mir einfach leid, dass jemandem das große Ziel versagt bleibt, der sich über Jahrzehnte akribisch vorbereitet. Die Olympischen Spiele zu verpassen, ist natürlich bitter", sagte Schlickenrieder der Deutschen Presse-Agentur. In einer ARD-Interviewsequenz kämpfte der Cheftrainer mit den Tränen. "Das tut uns weh."

Cheftrainer hofft auf 2030

Der Teamchef hatte bereits Ende Oktober gesagt, dass er mit einer längeren Sperre für seine Athletin rechne. "Ich fürchte, es wird noch mal eine schmerzhafte Phase für die Vicky werden. Im Moment kann man als sicheres Ziel wahrscheinlich nur 2030 festlegen", hatte Schlickenrieder bei der DSV-Einkleidung in Nürnberg gesagt.

Einen Start bei den Winterspielen 2030 in Frankreich sieht Schlickenrieder als absolut realistisch. "Vicky, da werden wir Olympiasieger und da gehst du dann als große Langläuferin von deiner Bühne", sagte er. Carl liebe den Sport über alles und sei eine Motivationskünstlerin: "Wenn die Gesundheit mitmacht, ist das schon absolut realistisch."

dpa

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