Airbus Obstbauern gegen Flugzeugbauer

Es klingt verdächtig nach der Geschichte vom gallischen Dorf, welches sich dem großen Cäsar widersetzt: Fünf Obstbauern und eine Kirchengemeinde verhindern die Landebahn-Erweiterung des Airbuswerks Hamburg.

Fünf Obstbauern und die Kirchengemeinde Neuenfelde stellen den Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vor die bisher größte Herausforderung seiner zweiten Amtszeit. Die kleine Schar der Unbeugsamen, wie sie inzwischen von der Presse genannt werden, lehnt konsequent den Verkauf ihrer Grundstücke ab, die das Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder zur Verlängerung der Startbahn dringend benötigt.

Airbus macht mächtig Druck

Dem Senat brennt die Zeit unter den Nägeln: Airbus-Chef Noel Forgeard hat der CDU-Landesregierung ein Ultimatum bis Ende Oktober zum Ankauf der Grundstücke gesetzt. Andernfalls dürfte Hamburg das Auslieferungszentrum für das neue Großraumflugzeug A380 aller Voraussicht nach an Toulouse verlieren. Dass dies eine "Katastrophe für den Industriestandort Hamburg" wäre, darin sind sich CDU-Senat und SPD-Opposition einig.

Der Konflikt

In Hamburg schwelt seit Monaten ein Streit zwischen Obstbauern des Dorfes Neuenfelde einerseits sowie Senat und Airbus andererseits. Es geht um Grundstücke, die Airbus für die Landebahn-Verlängerung braucht.
Airbus hat der Stadt ein Ultimatum gestellt und gefordert, bis Ende Oktober alle Probleme aus dem Weg zu raeumen. Andernfalls werde das geplante Auslieferungszentrum für die Frachtversion des A380 nicht in Hamburg, sondern im Konkurrenzstandort Toulouse gebaut

Dabei war eigentlich alles ganz anders geplant gewesen. Mit der von der Bürgerschaft verabschiedeten "Lex Airbus" sollten die Grundstücksbesitzer enteignet werden, um die Verlängerung der Startbahn um 589 auf 3.278 Meter noch bis Jahresende zu ermöglichen. Doch das Hamburger Oberverwaltungsgericht sah das anders: da nach Meinung der Juristen eine Enteignung nur bei höheren staatlichen Interessen, nicht aber bei privatwirtschaftlichen Interessen gerechtfertigt sei, wurde das Ganze im August überraschend gestoppt. "Da hat sich der Senat richtig verschätzt", sagt SPD-Landesvorsitzender Mathias Petersen. Eine Niederlage vor Gericht sei für den Senat "keine Option" gewesen.

Alle Parteien waren an Causa Airbus beteiligt

Doch Häme mag bei der oppositionellen SPD nicht aufkommen. Schließlich waren es sozialdemokratische Amtsvorgänger von Bürgermeister Ole von Beust (CDU), die mit indirekten Zusagen für eine Startbahn-Verlängerung den A380 an die Elbe geholt hatten. Entsprechend fuhr die SPD im Oktober eine Reihe von schweren Geschützen auf, um den Airbus-Streit für Hamburg zu regeln. Die Ex-Bürgermeister Ortwin Runde, Henning Voscherau, Klaus von Dohnanyi und Peter Schulz appellierten an die Grundstückseigentümer, die "bedeutendste Industrie Hamburgs" (Dohnanyi) nicht weiter zu blockieren.

Indes stießen diese Appelle bei den Airbus-Gegnern auf fruchtlosen Boden, ebenso wie die erhöhten Angebote von Senat und Flugzeugbauer. "Wir verkaufen nicht", betont die 44-jährige Bio-Bäuerin Gabi Quast unermüdlich. Und der Kirchenvorstand bekräftigte in dieser Woche seinen Widerstand und berief sich dabei auf weltliche Kräfte. "Sie (die Gemeinde) versucht nicht, Politik zu machen, sondern beugt sich in weltlichen Dingen dem Urteil der weltlichen Richter, in ewigen Dingen dem Urteil Gottes", teilte Pastor Ralf Jenett mit.

Das Ende ist offen

Damit schienen die Fronten klar abgesteckt, auch wenn beide Seiten weiterhin Gesprächsbereitschaft signalisieren. Doch während Beust mit den Airbus-Gegnern "im Sinne von positiven Ergebnissen" lieber Einzelgespräche führen will, bestehen die von Quast angeführten Airbus-Gegner auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion. Dass Beust in diesen sauren Apfel beißen wird, gilt als unwahrscheinlich.

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Günther Chalupa, dpa

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