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"Die Boss" Kirchen-Chefin über Missbrauch: "Können nicht den Anspruch haben, dass uns irgendwer verzeiht"

Anna-Nicole Heinrich
Anna-Nicole Heinrich, Jahrgang 1996, ist die jüngste Präses in der Geschichte der Synode der evangelischen Kirche
© EKD/Jens Schulze
Präses Anna-Nicole Heinrich übernahm mit 25 Jahren eines der höchsten Ehrenämter der evangelischen Kirche. Im stern-Podcast "Die Boss" erzählt sie, warum Netzwerken so wichtig ist und wie sie mit Missbrauch in der Kirche umgeht.

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Jung, weiblich, ohne Pfarrfamilie im Rücken: Anna-Nicole Heinrich passt eigentlich so gar nicht ins gängige Raster der Kirchenoberhäupter - und vielleicht wurde sie genau deshalb 2021 zur Präses der Synode der evangelischen Kirche gewählt. Mit erst 25 Jahren ist sie die Jüngste in der Geschichte der EKD, die dieses mächtige Ehrenamt jemals inne hatte. Getauft wurde Heinrich erst als Schulkind, entschied sich ausgerechnet im katholischen Bayern für die evangelische Kirche. Im stern-Podcast "Die Boss" erzählt die Studentin (Digital Humanities, nicht Theologie), wie sie ihren Weg zum Glauben fand und beschreibt ihr Verständnis von Führung. 

Als eine ihrer Stärken nennt Heinrich das Netzwerken. Sie und Gastgeberin Simone Menne sprechen darüber, wie wichtig es ist, auch die persönlichen Vorteile und Kontakte, die sich aus einem Ehrenamt ergeben, zu nutzen - ohne schlechtes Gewissen. "Du darfst schon auch sagen, dass du davon persönlich profitierst. Dass du persönlich Halt findest, dass du Skills bekommst, die du in der Schule nicht lernen würdest", sagt Heinrich. Das sei vor allem in der Jugendarbeit immer wieder Thema.

Anna-Nicole Heinrich will die Missbrauchs-Aufarbeitung mitgestalten

Heinrich spricht bei "Die Boss" auch die Herausforderungen an, vor der die evangelische Kirche steht. Das Thema Missbrauch in der Kirche sei in den Gemeinden häufig noch ein Tabuthema und beschäftige sie sehr. "Natürlich, weil ich den Anspruch habe, das jetzt in meinem Leitungsamt mitzugestalten. Aber auch, weil ich jetzt in einem höherem Maße Kontakt zu Betroffenen habe, die mir nochmal wirklich ganz ungefiltert vor Augen führen, welcher Schaden von Kirche Menschen zugefügt wurde. Und dass das viele Leid, das da entstanden ist, nicht zu lindern ist. Und dass es wichtig ist, dass wir dieses Unrecht aufarbeiten. Aber dass wir nicht den Anspruch haben können, dass uns irgendwer verzeiht, was da passiert ist."

Warum das Thema jetzt als Dauerthema bei der Synode auf der Tagesordnung steht, welchen Karrieretipp sie hat und mit welcher Eigenschaft sie als Führungskraft immer wieder aneckt - all das erzählt sie im Podcast.

In "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft  Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de und dem Youtube-Kanal des stern  sowie auf Audio Now und allen gängigen Podcast-Plattformen. 

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