"Die Boss" Barcelona, eine Stadt geplant von Männern für Männer? "Diese Zeiten sind vorbei!"

Janet Sanz Cid
Die 38-jährige Janet Sanz Cid ist die zweite Bürgermeisterin von Barcelona 
© privat
Janet Sanz Cid ist die Vizebürgermeisterin von Barcelona und für die Stadtentwicklung zuständig. Bei "Die Boss" erzählt sie, warum sie eine feministische Stadt plant und wie es ihre "Superblocks" als Vorbilder in die ganze Welt geschafft haben.

 

Die Spanierin Janet Sanz Cid kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe der Pyrenäen und stammt aus einer Arbeiterfamilie. Wenn man sie oder ihre Familie früher gefragt hätte, dann hätte wohl keiner damit gerechnet, dass sie einmal als zweite Bürgermeisterin von Barcelona für Stadtentwicklung und Mobilität zuständig sein würde. Doch schon mit 26 schaffte sie den Sprung ins Rathaus der Millionen-Stadt. Sie sagt: "Ich bin Feministin. Und ich möchte eine feministische Stadt für alle, in der man mit Würde leben kann." Im stern-Podcast "Die Boss" spricht die heute 38-Jährige darüber, wie sie das gemeinsam mit der ersten Bürgermeisterin Ada Colau umsetzt.

“Wir haben gemerkt, dass Städte für Männer entworfen und gebaut wurden – genauer gesagt: für weiße Männer mit Geld und Autos. Wir finden, dass die Zeiten für diese Art von Stadt vorbei sind", so Sanz Cid im Gespräch mit Gastgeberin Simone Menne. Die Politikerin ist durch die sogenannten Superblocks in Barcelona weltweit bekannt geworden, ein Projekt, für das ganze Straßen vom Verkehr befreit, begrünt und mit öffentlichen Plätzen zum Verweilen ausgestattet wurden. 

Auto-freie Zonen und mehr Grün  - Barcelonas Superblocks werden international kopiert

Nachdem die ersten Superblocks umgesetzt waren, ging die städtische Regierung noch einen Schritt weiter: Ganz Barcelona soll zum Superblock werden. Jede dritte Straße soll grüner werden, so das ehrgeizige Ziel, damit Fußgänger Orte zum Entspannen finden. Bisher vernachlässigte Bevölkerungsgruppen wie Kinder, Ältere oder Menschen mit Behinderungen werden so in den Mittelpunkt der Stadtplanung gestellt. Gleichzeitig wird der öffentliche Nahverkehr ausgebaut. Vor allem von der Auto-Lobby kam starker Protest. "Das Superblock-Projekt hat in Barcelona eine hitzige Debatte hervorgerufen. Generell sind die Leute aber dafür. Denn die Pandemie hat uns die Grenzen des 20. Jahrhunderts aufgezeigt. Die Einwohner wollen jetzt saubere Luft und auch mal Vögel zwitschern hören. Diese einfachen Dinge sind jetzt für die Leute in Sachen Wohnort sehr wichtig geworden", erzählt Sanz Cid im Podcast.

Mehrere internationale Städte imitieren das Konzept für weniger Umweltbelastung und Lärm bereits, auch in Berlin und Hamburg sind Superblocks geplant. "Die Superblocks sind zu einem internationalen Standard geworden", so die Spanierin. Warum sie glaubt, dass das Projekt in allen Städten funktionieren kann und warum es für alle gut ist, wenn mehr Frauen an der Stadtplanung beteiligt sind, das erzählt Janet Sanz Cid in dieser Folge von "Die Boss". 

In "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem Deutsche Post DHL, Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de sowie auf Audio Now und allen gängigen Podcast-Plattformen.

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