Mit den Trends ist das ja so eine Sache. Denn meist ist es mit einer Frisur, einem neuen Look oder neuer Musik schon getan. Aktuelles Beispiel: Der Hispter-Bart. Wer nun glaubt, dass die Herren zurücklehnen und darauf warten, dass ihnen ein wilder Zauselbart im Gesicht sprießt, irrt sich. Denn die Gesichtsbehaarung wurden von findigen Gründern als lukrative Einnahmequelle entdeckt. Denn der Bart will gehegt und gepflegt werden.
Alles für den Bart
Bürsten aus Wildschweinborsten, Birnbaumholz-Kämme, Bartscheren und Barteseife sind für die Einsteiger Pflicht. Auch Johannes Keppler, Martin Ganskow und Martin Kroll wurden Bartfreunde, kurz nachdem sie sich im Studium kennengelernt haben. "Als Student hat man ja Zeit für einen Bart. Und es gibt keinen Ärger vom Chef", sagt Martin Ganskow zum stern.
Doch schnell treten ganz unterschiedliche Probleme auf: Bei dem einen juckt der Bart in der Wachstumsphase, beim nächsten ist die Haut unter dem Bart schuppig und trocken und beim letzten ist der Bart strohig. "Abends in der Bar haben wir die Idee geschmiedet, dass wir eine Bartpflege entwickeln könnten", sagt Ganskow. Immerhin kennen die drei die Probleme der Bartträger ganz genau.
Unterstützung bekommen sie von Ganskows Mutter, die sich als Pharmazeutin mit Inhaltsstoffen, Ölen und Fetten sehr gut auskennt. "Wir haben sechs Monate lang mehr als 300 verschiedene Bartöle angemischt und experimentiert", so Ganskow. Das fertige Produkt wurde an die barttragenden Freunde verschenkt - die Rückmeldung machte den drei Studenten klar: Das ist eine wirkliche Geschäftsidee.
Die Löwen zerfleischen das GØLD’S-Bartöl
Im Juni 2015 starteten die drei Jungs offiziell. Sie verkauften die ersten Flaschen ihres Öls über Barbiere und in ihrem eigenen Online-Shop. Inzwischen produziert sie das Produkt bei einem Kosmetikhersteller, so wollen die Gold's-Gründer die Reinheit gewährleisten. Anfang 2016 trafen sie auf einer Verbrauchermesse in Köln jemanden, der ihnen einen Tipp gab: Bewerbt euch doch mal bei der Höhle der Löwen, Jungs. Das Problem: Die Gründer hatten bis dahin vor sich her gefrickelt. "Wir mussten uns innerhalb von zwei Wochen auf diese Sendung vorbereiten. Wir hatten nicht mal einen Businessplan", sagt Ganskow.
In der Löwenhöhle konnten sie nicht punkten. Frank Thelen und Carsten Maschmeyer als bekennende Nicht-Bartträger haben wenig Interesse, den anderen ist das Geschäftsmodell zu breit gefächert. Dass sie die Jury mit ihrem wackeligen Konzept nicht überzeugen konnten, überrascht Ganskow wenig. Seit der Aufzeichnung haben sie weitergemacht und wachsen nun organisch - ohne Investor. "Heute sind wir relativ glücklich. Noch können wir zwar nicht gut von unserer Idee leben, aber es geht."
