Ein Auftritt in der Gründershow "Die Höhle der Löwen" bedeutet für viele Start-ups einen enormen Schub. Selbst Unternehmen, die keinen Deal bekommen, profitieren von der Aufmerksamkeit zur besten Sendezeit. Im Vorfeld der TV-Ausstrahlung stocken die Firmen ihre Kapazitäten auf, um die Nachfrage bedienen zu können - manche erzielen noch am selben Abend enorme Umsätze. Im Fall von Steve Hergert und seinem Ice Chiller ging der Plan allerdings nach hinten los, wie die Gründerszene recherchiert hat.
Der Ice Chiller ist ein Gerät, das Gläser in Sekundenschnelle bei minus 38 Grad kühlt und desinfiziert. Gedacht ist er für alle, die coole Drinks mit einem kleinen Show-Effekt anbieten wollen - also etwa Hotels und Spitzen-Gastronomie. Am 1. Februar 2016 präsentierte Hergert sein Gerät in der "Höhle der Löwen". Dort erhielt er zunächst viel Zuspruch: Drei Löwen wollten einen Deal, mit zweien erfolgte der Handschlag in der Sendung, berichtet ein Mitarbeiter des Unternehmens, der damals dabei war, im Gespräch mit dem stern.

"Höhle der Löwen"-Deal platzt
Doch von der Papierform der Firma waren die Löwen bei der Prüfung im Nachgang deutlich weniger angetan als von der Performance in der Sendung. Der Deal kam nicht zustande, unter anderem rechtliche Probleme standen im Weg.
Dennoch erhoffte sich das Start-up, allein durch die TV-Ausstrahlung das Geschäft ordentlich ankurbeln zu können. 1100 Ice Chiller wurden für die Ausstrahlung vorproduziert. Setzt man den aktuellen Verkaufspreis von 499 Euro an, ergibt das einen potenziellen Umsatz von mehr als einer halben Million. Doch auf einem Teil der Produktion sitzt die Firma noch heute, denn der Pitch wurde nie gesendet. Eine Begründung von Vox, warum der Auftritt es nicht in die Sendung schaffte, habe es nie gegeben, sagt der Mitarbeiter.

Vox produziert regelmäßig Ausschuss
Laut dem Fernsehsender hätte sich das Start-up dieser Gefahr allerdings bewusst sein müssen. Auf Anfrage des stern erklärte Vox: "Es gehört zu den grundlegenden Fernseh-Prinzipien, dass bei TV-Produktionen fast immer mehr Drehmaterial aufgezeichnet wird, als am Ende ausgestrahlt werden kann. Das ist auch bei "Die Höhle der Löwen" so – schließlich ist zum einen die verfügbare Sendezeit endlich und zum anderen schafft es auch aus dramaturgischen Gründen nicht alles in die Sendung. In jeder Staffel gab es einige Pitches, die deshalb nicht gezeigt werden konnten. Überrascht wurde davon niemand, denn wir sprechen mit den Gründern natürlich noch vor Teilnahme an der Show ganz offen über diese TV-Gepflogenheit."
Bei Ice Chiller aber ging man offenbar bis zuletzt davon aus, es in den Cut der dritten Staffel, die vor einem Jahr lief, geschafft zu haben. Und ist bis heute bitter enttäuscht, dass der Auftritt unter den Schneidetisch fiel. "Letztendlich müssen wir jetzt umso mehr Türklinken putzen", sagt Firmenchef Hergert dem stern. Über die Höhle der Löwen möchte der Ice-Chiller-Chef selbst lieber nicht sprechen, schließlich habe er bestimmte Erklärungen unterschrieben, gegen die er nicht verstoßen wolle.
Die Hoffnung auf einen Erfolg seines Produkts hat Hergert indes nicht aufgegeben. Immerhin stecken rund 100.000 Euro Eigenkapital in der Firma. In den vergangenen Monaten präsentierte er den Ice Chiller auf Messen in Dubai, Las Vegas oder Hongkong. Etwa 1800 der Glasvereiser hat er nach eigenen Angaben bislang insgesamt verkauft. "Wir sind noch nicht in der Gewinnzone, aber wir hoffen in diesem Jahr auf eine schwarze Null", sagt Hergert.