Überfälle auf Eisenbahnen haben eine lange Geschichte in den USA. Schließlich haben Outlaws wie Billy the Kid so ihr Geld zusammen geraubt. Schockierende Fotos aus Los Angeles zeigen nun, dass die Tradition der Train Robbery keineswegs ausgestorben ist. Im Stadtteil Lincoln Heights werden regelmäßig ganze Züge geplündert.
Wie die Banden des Wilden Westens machen es sich die Räuber zunutze, dass die Züge dort besonders langsam fahren müssen. Die Diebe springen auf die Waggons und brechen die Container mit Bolzenschneidern oder Winkelschleifern auf, die Päckchen von Paketdiensten oder Versendern wie Amazon enthalten. Dann wird der Inhalt zunächst wahllos auf die Gleise geschaufelt.
Erst dort wird die Beute gesichtet. Die Überreste von Tausenden aufgerissenen Kisten und Pakete liegen entlang der Gleise verstreut. Und dazu die Inhalte, die für die Täter uninteressant sind.
Räuber und Geier
Nach den eigentlichen Räubern kommen die "Aasgeier", um die Reste zu durchwühlen. Die Eisenbahngesellschaft Union Pacific ließ die zerfetzten Verpackungen, die nicht gerade gut für das Image sind, vor einem Monat von einem Streckenabschnitt räumen, doch vier Wochen später sind die Gleisanlagen wieder mit den Verpackungen gefüllt. Die Eisenbahngesellschaft erklärt: "Wir haben die Zahl der Union Pacific-Spezialagenten auf Patrouille erhöht, und wir haben zusätzliche Technologien eingesetzt und erforscht, um uns bei der Bekämpfung dieser kriminellen Aktivitäten zu helfen."
Lange Bahnstrecken
Aber das reicht kaum aus. Ein Großteil der Straftaten ereignet sich entlang von Abschnitten der Bahnstrecke, an denen Obdachlose kampieren. Die Züge werden nicht von einzelnen Personen, sondern von größeren Gruppen geplündert. Eine einzige Streife von Sicherheitsmitarbeitern kann sich ihnen nicht entgegenstellen. Immer wieder kommt es auch zu langen Wartezeiten wegen der Überlastung im Hafen von Los Angeles. Ein stehender Zug ist ein besonders leichtes Ziel. John Schreiber, ein Kameramann des Fernsehsenders CBS in Los Angeles, sagte: "Es gibt geplünderte Pakete, soweit das Auge reicht. Amazon-Pakete, UPS-Kartons, unbenutzte Covid-Tests, Angelköder, Frachtcontainer, eben alles, was in den aufgebrochenen Zügen gefunden wurde."
Privatpakete sind begehrt
Besonders beliebt sind Pakete, die an Privatpersonen mit Wohnadressen bestimmt sind. Denn in ihnen sind meist Produkte, die für den Endkunden gedacht sind. Für die Bahngesellschaft ist besonders frustrierend, dass die Überfälle kaum verfolgt werden. In Los Angeles hat die Staatsanwaltschaft im Dezember 2020 aufgehört, kleinere Straftaten zu verfolgen. Die umstrittene Richtlinie hat zu einer starken Zunahme von Ladendiebstählen geführt. Professionelle Banden rauben so ganze Geschäfte aus. Union Pacific teilte letzten Monat in einem Brief an den Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles mit, dass die Zahl der Diebstähle im Bezirk LA in einem Jahr um 160 Prozent gestiegen sei. Auch die eigenen Sicherheitskräfte seien machtlos, wenn die Zug-Räuber innerhalb weniger Stunden aus der Haft entlassen werden, so Union Pacific.
Quelle: LA Times