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Schiffsfriedhof 40 verschwundene Schiffswracks - der größte Grabraub der Geschichte

Die Schlachtschiffe HMS Repulse und Hood bei einer Übung.
Die Schlachtschiffe HMS Repulse und Hood bei einer Übung.
© Royal Navy
Auf dem Meeresgrund verschwinden ganze Kriegsschiffe. Mehr als 40 Wracks der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg sind betroffen. Der Grund: Ihr altes Metall ist ganz besonders wertvoll.

Die Toten der Kriege schlafen auch im Grab nicht friedlich. In Osteuropa durchforsten Jäger die Kriegsschauplätze mit Suchgeräten, um die Toten zu plündern. Ähnliches haben Taucher auch schon seit langem gemacht, zumindest bei den Wracks, die sie erreichen konnten. Sie entwendeten auffällige kleinere Teile der versunkenen Schiffe und persönliche Besitztümer der Gefallenen. Im letzten Jahr sorgten Meldungen über eine ganz neue Form von Grabraub für weltweite Aufregungen. Taucher entdeckten, dass ganze Schiffe vom Meeresboden verschwunden sind. 

Holländisches Trauma

Besonders schlimm traf es die holländische Marine. Praktisch über Nacht waren die Wracks von drei versunkenen niederländischen Kriegsschiffen in der Nähe von Borneo vom Meeresgrund verschwunden. Sie waren das Grab von über 1000 Matrosen, die mit ihren Schiffen untergingen. Das Verteidigungsministerium gab damals bekannt: "Es sieht aus, als wären die Wracks der HNLMS De Ruyter und der HNLMS Java komplett verschwunden. Von der HNLMS Kortenaer fehlen große Teile."

+++ Schiffsfriedhof in der Javasee - Drei versunkene Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg spurlos verschwunden +++

Alle Schiffe sanken in der Schlacht in der Javasee, die am 27. und 28. Februar 1942 stattfand. Es war die letzte große Schlacht der Kolonial- und Seemacht Holland und sie gilt als nationales Trauma. Trotz der Tapferkeit der Soldaten entwickelte sich die Schlacht in der Nähe von Borneo zum Desaster für die alliierten Flotteneinheiten.

Zuerst sank der Kreuzer Java, kurz danach trafen Torpedos die Munitionskammer der De Ruyter. Das Schiff wurde aufgegeben. Es nahm 334 Mann mit in die Tiefe, darunter auch Admiral Karel Doormann. Er weigerte sich, sein sinkendes Flaggschiff zu verlassen. Der leichte Kreuzer war nach Admiral Michiel de Ruyter benannt, dem größten Seehelden der Niederlande.

Aber auch britische Schiffe sanken, die HMS Exeter, die Encounter und die Electra sanken in der Java See. Bis auf Reste wurden sie geplündert. Schon 2014 wurde entdeckt, dass die Wracks der riesigen britischen Schlachtschiffe Repulse und Prince of Wales beschädigt waren.

Immer mehr Schiffe verschwinden

Neue Untersuchungen zeigen, dass in Asien bis zu 40 Schiffe aus dem Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Die Wracks waren das Grab von etwa 4500 Toten. Möglich ist, dass die tatsächliche Zahl der geplünderten Schiffe noch viel höher ist. Um das zu überprüfen, müsste man auch die japanischen Wracks überprüfen. Hierbei handelt es sich um Hunderte von Schiffen.

Taucher haben Fotos von weiteren Schiffen an den "Guardian" geschickt. Vor der Küste Borneos liegen die zerfetzten Reste von drei japanischen Schiffen. Auch der leichte australische Kreuzer Perth, wurde von Räubern in Stücke gerissen. Dan Tehan, australischer Minister für Veteranenangelegenheiten, sagte dem "Guardian: "Die HMAS Perth ist die letzte Ruhestätte für mehr als 350 Australier, die ihr Leben verloren haben, um Australien zu verteidigen. Berichte über die Wrackteile sind zutiefst beunruhigend und beängstigend."

James Hunter gehörte zu den Tauchern, die entdeckten, dass vom Rumpf der Perth bereits 60 bis 70 Prozent verschwunden sind. "Ich bin seit 20 Jahren auf diesem Gebiet tätig und habe noch nie gehört, dass ein 8000 Tonnen schwerer Stahlrumpf komplett entfernt wurde. Ich konnte es nicht glauben", sagte er dem "Guardian".

Ein Detail macht den Schrott wertvoll

Große "Kranschiffe" wurden über Wrackstandorten fotografiert, oft mit riesigen Mengen verrosteten Stahls auf ihren Decks. Am Meeresboden haben Taucher später Wracks gefunden, die halbiert wurden. Das räuberische Geschäft muss florieren, in den letzten eineinhalb Jahren haben sich die Plünderungen noch intensiviert. Obwohl die Heimatstaaten der Wracks empört sind, ist nicht klar, wie diese Raubzüge gestoppt werden können. Die Wracks liegen weitab der Heimatländer, die Anrainerstaaten scheinen die Störung der Totenruhe nicht allzu ernst zu nehmen.

Zuerst standen Bergungsexperten vor einem Rätsel. Die Plünderung des verrosteten Metalls ist teuer, auf den ersten Blick sah es aus, als ob sich dieses Geschäft nicht lohnen könne. Außerdem schien es wiedersinnig alte, verrostete Wracks zu plündern, aus denen man nur korrodierten Stahl gewinnen konnte, während andere Wracks, die aus Havarien neueren Datums stammten, unbehelligt blieben. Und das, obwohl ihre stählerne Rümpfe in weit besserem Zustand sind.

Dieses Rätsel wurde gelöst. Das Metall der Kriegswracks ist weit wertvoller als normales Material. Das liegt am Alter der Wracks. Die Schiffe wurden vor dem Zeitalter der Kernspaltung hergestellt, ihre Wracks gelten als wichtige und größte Quelle für "low background steel" - also Stahl mit einem sehr geringen Anteil an strahlendem Material. Solches Metall wird bevorzugt für wissenschaftliche und medizinische Geräte verwendet.

Das würde auch erklären, warum teilweise nur die gut erhaltenen Panzerungen geplündert wurden, während dünnere Metallteile unweit des Wracks wieder ins Meer gekippt wurden. Zudem bestehen die Kriegsschiffe nicht nur aus Stahl und Eis. Aus ihnen lassen sich auch wertvolle Materialen wie Kupfer, Messing und Bronze gewinnen.

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