1. Woran erkennt man die Leichen in seinem Aktiendepot?
Mausetote Aktien, auf deren Wiederbelebung niemand hoffen sollte, lassen sich anhand von drei Merkmalen identifizieren: extrem abgestürzter Kurs ohne nennenswerte Regung nach oben; längere Zeit keine Dividendenzahlung; trotzdem noch hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Diese Zahl findet sich laufend aktualisiert in der überregionalen Tages- und Wirtschaftspresse. Dabei gilt: Je höher die Zahl, desto teurer die Aktie. Am Beispiel Infineon bedeutet das: Der Kurs der Computerchipfirma stürzte seit dem Börsengang im Jahr 2000 um 90 Prozent ab, von 60 auf rund sieben Euro. Erstzeichner bezahlten für das Papier 35 Euro, verloren also rund 80 Prozent. Dividende zahlte Infineon nur im Jahr nach dem Börsengang, seither nie wieder. Doch sogar nach diesem Kursdesaster ist die Infineon-Aktie, gemessen an den aktuellen Gewinnaussichten der Firma, noch vergleichsweise teuer. Dies zeigt das hohe KGV von über 30. Der Durchschnittswert für die größten deutschen Börsenfirmen im Dax beträgt nur rund 15.
2. Was tut man mit Aktien, die kaum noch etwas wert sind?
Das hängt stark vom Einstiegskurs ab. Wer Infineon zum Höchstkurs von 60 Euro erworben hat, muss die Hoffnung wohl aufgeben, in den nächsten Jahren wieder auf den alten Stand zu kommen. Da aber auch Verkaufen kaum noch etwas bringt, kann man das Papier im Depot lassen und vererben.
Auf den Einzelfall kommt es auch bei Inhabern der T-Aktie an. Wer seit dem Börsengang der Deutschen Telekom 1996 dabei ist, steht, was die Kursentwicklung angeht, heute nach heftigem Auf und Ab etwa bei plus/minus null. Weil die Bonner Telefonfirma aber mit Ausnahme der Jahre 2003 und 2004 zumindest regelmäßig Dividende zahlte, haben die standhaften Erstaktionäre unterm Strich sogar ein bisschen Vermögen aufgebaut. Wer damals 100 T-Aktien zum Preis von rund 1450 Euro kaufte, hat bis heute insgesamt 380 Euro Dividenden eingestrichen.
Deutlich schlechter fällt die Bilanz für diejenigen aus, die später eingestiegen sind. Als die Telekom 1999 zum zweiten Mal T-Aktien anbot, kostete das Papier 39,50, beim dritten Mal im Jahr 2000 sogar 66,50 Euro pro Stück. Heute sind es gut 15 Euro. Damit der Kurs wieder auf 66,50 Euro käme, müsste er um sagenhafte 440 Prozent zulegen - das erscheint utopisch. Das höchste Kursziel, das Analysten derzeit für die kommenden Monate verkünden, lautet gerade mal 20 Euro. Würde es in absehbarer Zeit erreicht, könnten Erstanleger mit gutem Gewinn aussteigen und Höchstkurseinsteiger ihren Verlust immerhin etwas verringern.
Warten kann sich in diesem Beispiel also lohnen. Die beinahe schon beerdigte T-Aktie zeigt, wie auch andere Werte der Telekommunikationsindustrie, deutliche Lebenszeichen.
3. Können Aktien vom Neuen Markt noch einmal erstarken?
Kaum. Es gibt zwar rühmliche Ausnahmen wie die Web-Service-Firma United Internet, deren Kurs sich deutlich erholt hat und die seit drei Jahren sogar Dividende zahlt. Doch Dutzende Papiere von Brokat über Metabox bis Artnet.com sind heute weniger wert als das Papier des Depotauszugs. Und bei den allermeisten dürfte sich daran auch kaum mehr etwas ändern - jedenfalls kann niemand seriös vorhersagen, welche einzelne Aktie vielleicht noch mal Potenzial hat. Sie gehören nicht mehr ins Depot, weil in ihnen mutmaßlich kaum noch Substanz steckt.
4. Was taugt mein Fonds?
Ein gutes Maß zur Beurteilung eines Fonds liefert der Vergleich mit einem geeigneten Index. Ein solcher Index spiegelt starr die Wertentwicklung von bestimmten Aktien oder auch von Zinspapieren wider. Beispiel: Der Wert des "Nordasia.com"-Fonds lag fast immer über dem Bloomberg-Index für asiatische Internet-aktien - zuletzt um rund zehn Prozent. Ein Indiz für solides Fondsmanagement. Auch gegenüber vergleichbaren Fonds schneidet der "Nordasia.com" gut ab - ein weiteres Prüfmerkmal für Fonds, das sich regelmäßig aus den Wertentwicklungslisten der Wirtschafts- und Finanzpresse ablesen lässt. Fragen Sie Ihren Finanzberater nach solchen Indizes und Listen. Wichtig: Vergleichen Sie stets mehrere Zeiträume, also etwa ein, drei, fünf und zehn Jahre.
5. Zur Boomzeit wurden viele Internet- Aktienfonds verkauft - was soll man damit heute tun?
In den vergangenen fünf Jahren haben Fonds, die in Aktien dieser Branche investieren, zwischen 60 und 90 Prozent ihres Wertes verloren. Anleger, die zu Höchstpreisen im Jahr 2000 in Fonds wie "DWS Internet-Aktien", "Nordinternet-Fonds" oder "UniSectorMultimedia" eingestiegen sind, müssen zumindest auf absehbare Zeit einen großen Teil ihres Einsatzes abschreiben. Denn ein Fonds, der 50 Prozent verloren hat, muss 100 Prozent zulegen, um nur wieder den Ausgangswert zu erreichen. Das ist zwar nicht völlig unmöglich, aber äußerst selten. Wer zum Beispiel Anfang 2003 in den "Nordasia.com"-Fonds eingestiegen ist, freut sich heute über ein Plus von mehr als 150 Prozent. Wer jedoch seit Fondsauflage im Januar 2000 dabei ist, steht immer noch mit rund 70 Prozent im Minus. Es dürfte Jahrzehnte dauern, bis die alten Höchststände wieder erreicht werden. In welchem Fall "Weg mit Schaden" besser ist, als die Anteile für den Nachwuchs zu bunkern, hängt vom einzelnen Fonds ab. Die meisten Internet-fonds warfen zuletzt - anders als etwa der "Nordasia.com" - weniger ab als gut verzinste Tagesgeldkonten.
6. Wohin mit Telemedien-Fonds?
Besonders klug wähnten sich Anleger, die anstatt nur auf die T-Aktie lieber per Fonds auf Dutzende Werte dieser Branche setzten. Doch sie fuhren damit nicht besser als T-Aktionäre. Plus/minus null stehen heute zum Beispiel Ersteinsteiger der von den Sparkassen vertriebenen Deka-Telemedien-Fonds da. Und genauso wie die Aussichten für die T-Aktie sind auch die der Fonds: mäßig optimistisch. Also ruhig noch ein wenig Geduld.
7. Wer hat Schuld, wenn in Ihrem Depot zu viele Leichen liegen?
Wer ehrlich mit sich ist, wird sich eine gehörige Portion Selbstverschulden eingestehen müssen. Besprechen Sie das aber, wenn Sie mit dem Frühjahrsputz Ihres Depots beginnen, auch mit Ihrem Bankberater. Denn womöglich hat er Ihre Risikobereitschaft und Ihr Wissen im Umgang mit Wertpapieren falsch eingeschätzt. Überprüfen lässt sich dies anhand alter Beratungsprotokolle.
8. Kann man von der Bank Kulanz erwarten?
Wer viel Geld verloren hat, sollte mit seinem Berater über Rabatte bei der Neuanlage des Restgeldes verhandeln. Spielraum hat der Banker in jedem Fall beim Ausgabeaufschlag für Fonds. Wunder wirkt oft der Hinweis, das Restgeld auch bei einem anderen Geldhaus oder einer kostengünstigen Direkt- oder Online-Bank anlegen zu können.
9. Wohin mit dem Geld, das durchs Umschichten frei wird?
"Nie wieder Aktien" wäre für viele Anleger der falsche Schluss. Aktien und auch Aktienfonds bleiben, besonders langfristig, eine chancenreiche Geldanlage. Aber Vorsicht: Wer heute Reste verkauft und mit dem Geld auf Hochrisikopapiere setzt, um den alten Verlust möglichst rasch wettzumachen, wiederholt schnell seine früheren Fehler. Ratsamer ist, das Anlagerisiko breit zu streuen. Neben Aktien(-fonds) sollte man dazu auch Zinspapiere, Tagesgeld oder Geldmarktkonten wählen.
10. Wie kann man Anlageflops vermeiden?
Beim Kauf von Aktien kann es hilfreich sein, sich einen persönlichen Niedrigstkurs, beispielsweise 15 bis 20 Prozent unter dem Einstiegspreis, zu setzen. Fällt das Papier unter diesen Wert, wird verkauft - oder der Verkauf zumindest intensiv geprüft. Im Fachjargon heißt eine solche Verkaufsschwelle "Stop-Loss-Marke". Sie kann individuell für jedes einzelne Wertpapier mit der depotführenden Bank fest verabredet werden. Beim Kauf von Fondsanteilen können Anleger einige Offerten, die zu riskant sind oder zu wenig bringen, von vornherein beiseite schieben. Der große stern-Fondscheck auf der folgenden Seite zeigt, welche Fonds für Verbraucher sinnvoll sein können - und welche nicht.