Bei Oma u8515744nd Opa hat's ja auch geklappt: Die Großelterngeneration hat zum großen Teil keine D-Mark für das Rentenalter zurückgelegt. Warum auch, sie gingen in den Ruhestand weit bevor Norbert Blüm die Rente für sicher erklärt hat. Und tatsächlich galt das damals auch. Und die Elterngeneration? Auch sie profitieren meist noch vom Zweiklang aus staatlicher und Betriebsrente. Dass dies für die folgenden Generationen auch so klappt, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Doch laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag des Versorgungswerks MetallRente geht die junge Generation mit einer gruseligen Naivität mit dem Thema Rente um. So glauben doch tatsächlich 84 Prozent der 2500 Befragten zwischen 17 und 27-Jahren, dass es "eine gute Rente" geben könnte, wenn es der Staat nur wollte. Und 56 Prozent, die zwar Geld zurücklegen - allerdings nicht fürs Alter - sind der Ansicht, dass der Staat für die finanzielle Sicherung im Alter zuständig ist.
Immer weniger sparen für die Rente
Diese Staatsgläubigkeit scheint einen gefährlichen Trend zu befeuern: Die Zahl der jungen Menschen, die etwas fürs Alter sparen, nimmt ab. Im Jahr 2010 sparten noch 55 Prozent, bei der aktuellen Befragung waren es nur noch 48 Prozent, die Geld auf die hohe Kante legen. Die Anzahl derjenigen, die regelmäßig spart, ist sogar noch geringer - nämlich nur 32 Prozent. Kurz gesagt: Zwei von drei Jungen hofft darauf, dass der Staat ihnen über kurz oder lang dieses lästige Thema abnimmt. Dabei ist besonders dramatisch, dass von denjenigen, die eine Vollzeitstelle haben, inzwischen deutlich weniger sparen, nämlich nicht mehr 76 Prozent, sondern inzwischen nur noch 62 Prozent. Also ausgerechnet die Menschen, die es sich leisten könnten, einen privat finanzierten Rentenanteil zusammenzusparen, machen es nicht.
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Seit Jahren beten Experten vor, dass die staatliche Rente für die kommenden Generationen nicht mehr ausreichen wird - zumindest dann nicht, wenn der Lebensstandard gehalten werden soll. Auch die junge Generation sieht Probleme auf sich zukommen. So erwarten 67 Prozent der Befragten, dass sie auch über das Alter von 67 Jahren hinaus arbeiten müssen. Und sie erwarten auch, dass das Problem der Altersarmut zunehmen wird.
Altersvorsorge, aber nur wenn's einfach ist
Das klingt alles etwas verwirrend: Eine Generation, die sehenden Auges in die Altersarmut schlittert, aber auch nicht gewillt ist, sich selbst um eine Absicherung zu bemühen - wie passt das zusammen? Offenbar scheint das Hauptproblem die Ahnungslosigkeit dieser Generation zu sein. Nicht einmal ein Drittel der befragten jungen Leute kennt sich mit Finanzen aus. Neun von zehn der Jungen wünscht sich verlässliche Infos, wie sie überhaupt Geld sparen können. Ein großer Wunsch wäre ein Übersichtsportal, das alle Ansprüche aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge auflistet - und eventuelle Lücken samt passender Maßnahmen aufführt.
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Solche Portale gibt es bereits, so in den Niederlanden. Und ein weiterer Punkt, den es schon in den Niederlanden gibt, steht auch bei den Jungen in Deutschland hoch im Kurs: Das Pflicht-Sparen übers Gehalt. Dabei werden vier Prozent des Gehalts direkt einbehalten und fürs Alter zur Seite gelegt. Wer das nicht will, muss aktiv widersprechen. Diese "Opt-Out"-Variante wünschen sich 88 Prozent der Befragten. Würde sogar noch ein Arbeitgeberzuschuss dazu kommen, wären sogar 92 Prozent dabei.
Altersvorsorge ist also nicht generell unbeliebt, sondern vor allem zu kompliziert, zu unsicher und zu aufwendig. "Im Idealfall wollen die Jugendlichen, dass das Modell ihrer Eltern fortgeführt wird: eine verbindliche, umfassende Altersvorsorge mit garantierter Ausschüttung. Die jungen Menschen haben den Wunsch nach möglichst wenig Stress", so der Soziologe Klaus Hurrelmann zu "Spiegel Online".
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