Eigentlich sollten Verbraucher bei Reisen im Euroland davon profitieren: Seit Juli 2002 dürfen Kreditinstitute für Bargeldabhebungen im Euro-Ausland nicht mehr verlangen als im Inland. Wer mit seiner ec-Karte zum Geldautomaten in Mailand geht, sollte nicht höhere Gebühren zahlen als zu Hause in Frankfurt. So schreibt es die EU-Verordnung vor. Doch das Bankgewerbe drehte den Spieß um: Anstatt die Auslandsgebühren zu senken, wie von der EU-Kommission erwartet, wurde das Abheben im Inland meist angepasst, sprich: teurer.
Mehr Geld für unveränderten Service
Wer es nicht schafft, ein Terminal des eigenen Geldinstituts ausfindig zu machen, bekommt fürs Abheben bei der Fremdbank ein saftiges Entgelt berechnet: Was früher einmal vier Mark kostete, muss inzwischen mit bis zu vier Euro bezahlt werden. "Viel Geld für unveränderten Service", meint Silke Möhring von der Verbraucherzentrale Hessen.
Fremdkunden werden abkassiert
"Fremdkunden werden richtig abkassiert", kritisiert auch Hartmut Strube, Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ausgerechnet die verbraucherfreundliche Idee der EU-Kommission sei zum Anlass geworden, die "Preise in die Höhe zu treiben". Als besonders auffällig pickte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bei einem Vergleich folgende Beispiele heraus: Die Degussa Bank nimmt statt in der Regel 2,06 jetzt 3,50 Euro vom Fremdkunden, die Hamburger Bank erhöhte von 2,56 auf 3,50 Euro. Die Sparda-Bank Baden-Württemberg zog von 3,58 auf vier Euro hoch.
Unbedingt bei eigener Bank nachfragen
Was für Verbraucher ebenfalls neu ist: Früher war die Gebühr abhängig von der jeweiligen Bank, deren Automaten man nutzte. Jetzt legt die eigene Bank den Preis fest. Der Betrag bleibt also immer gleich, egal in welcher Stadt bei welchem Geldautomaten man abhebt. Dies sollte nicht nur für Deutschland, sondern auch im EU-Ausland gelten. "Jeder sollte bei seiner Bank nachfragen, welche Kosten am Fremdautomaten anfallen, speziell auch vor Urlaubsreisen", rät Silke Möhring.
Spartrick: Nur bei eigener Bank abheben
Geld sparen und den Teuerungen ein Schnippchen schlagen können Bankkunden nur mit folgender Strategie: Ausnahmslos am Automaten des eigenen Bankenverbundes Geld abheben. Dort ist es auch weiterhin gratis. "Die Leute sind über die Bündnisse der Banken immer noch zu wenig informiert", vermutet Möhring.
Vier nationale Cashgruppen
Dass alle Sparkassen in Deutschland sowie die Genossenschafts-, Volks- und Raiffeisenbanken jeweils zusammengeschlossen sind, ist kein Geheimnis. Weniger bekannt ist, dass auch die Großbanken eine Gruppe bilden, die so genannte "Cash Group", innerhalb derer die Automatengebühren für Fremdkunden wegfallen. Dazu gehören die Deutsche, Dresdner-, Hypovereins-, Commerzbank, deren "Ableger" wie Advance Bank oder norisbank, außerdem die Postbank, Oldenburgische Landesbank, Vereins- und Westbank. Und dann gibt es noch den vierten Bund, den "Cashpool", unter anderem mit Allbank, CC-, BW-, Schmidt- und Citibank, Sparda- und SEB-Banken.
Cashgruppen auch auf EU-Ebene
Ein zusätzlicher Spartipp: Auch auf europäischer Ebene haben Banken Kooperationsvereinbarungen getroffen. "Es lohnt sich für Reisende, mal nachzufragen, ob die Hausbank auch einer Cashgruppe auf EU-Ebene angehört", empfiehlt Möhring.
Nächster Preisruck im Sommer?
Den nächsten Preisruck könnte es im Sommer geben, befürchtet Strube. Ab 1. Juli dürfen Kreditinstitute auch für Auslandsüberweisungen nur noch so viel verlangen wie für Geldtransfers im Inland. Und die sind in Deutschland in der Regel kostenlos. "Da sind wir alle mal richtig gespannt, wie die Branche das dann regelt", zeigt sich der Verbraucherschützer skeptisch.