Die Abgeltungssteuer kommt - aber was bedeutet das für Ihr Depot? Machen Zertifikate noch Sinn, oder sollte doch lieber in Rentenfonds umgschichtet werden? Lesen Sie hier, wer die Gewinner und Verlierer sind - und welche Anlageformen unverändert im Depot bleiben können.
Der steuerliche Systemwechsel hat massiven Einfluss auf Rendite. Die besiegelten neuen Spielregeln wirken nahezu auf alle Investments, oftmals positiv und in vielen Fällen leider auch negativ. Diese Checkliste stellt in alphabetischer Form die Reformgewinner und -verlierer vor und zeigt die Produkte, bei denen sich an Neujahr 2009 nichts oder kaum etwa ändert. Die Liste zeigt auf einen Blick, welches Depot von der Reform profitiert und bei welchen Wertpapieren Anleger noch aktiv werden sollten, um nicht künftig von einer sinkenden Nettorendite überrascht zu werden.
Das sind die Depot-Gewinner
Produkt | Das ändert sich | Die Konsequenzen |
Anleihen, normal verzinst | Zinsen werden im Schnitt deutlich geringer besteuert als derzeit, was die Nettorendite erhöht | Es lohnt sich steuerlich wieder für Gutverdienende, in Anleihen und insbesondere hohe Kupons zu investieren |
Anleihen, abgezinst | Bei Bundesschatzbriefen Typ B, Zerobonds und abgezinsten Sparbriefen führt der zusammengeballte Zinszufluss nicht mehr zum Progressionssprung | Egal wie hoch die Zahlung ausfällt, nur 25 % Steuer wird fällig. Mit solchen Anleihen lässt sich schon heute der Tarif 2009 optimal sichern |
Anleihen, fiktiv | Die hohen Zinsen werden moderater erfasst und die nicht anfallende ausländische Quellensteuer von bis zu 20 % ziehen die Banken sofort ab | Sie sind der heimliche Sieger der Abgeltungssteuer: Per Saldo werden je nach Land nur 5 % Steuer auf die hohen Kupons fällig. |
Dachfonds | Der Austausch der Zielfonds durch den Manager bleibt für Anleger steuerfrei, da der interne Fondswechsel den Bestandsschutz nicht aus hebelt | Beim Erwerb vor 2009 sichern sie marktbreit Steuerfreiheit |
Festgeld | Zinsen aus Termingeld, Geldmarktfonds, Sparbuch sind steuerpflichtig, ab 2009 deutlich geringer | Da Kursgewinne ohnehin nicht anfallen, steigt die Nettorendite für diese risikoarme und eher ertragsschwache Anlageform |
Fremdwährungsanleihen | Die meist hohen Kupons werden deutlich geringer besteuert und Devisenverluste sind ab 2009 erstmals sofort auf Bankebene mit den Zinsen verrechenbar | Das bringt einen zweifachen Entlastungseffekt, der Fiskus beteiligt sich am Währungsrisiko |
Garantiezertifikate | Bei diesen Produkten sind Gewinne jetzt schon steuerpflichtig, sodass der Tarif ab 2009 sofort sinkt | Das bringt höhere Nachsteuerrenditen bei diesen konservativen Produkten |
Geschlossene Auslandsfonds | Die Einkünfte bleiben in Deutschland schon ab 2008 komplett abgabenfrei | Durch attraktive Freibeträge und moderate Auslandstarife fallen jenseits der Grenze keine/kaum Steuern an |
Immobilienfonds, offene | Kurzfristgewinne und Inlandsmietüberschüsse sind Kapitaleinnahmen, sodass der günstige Abgeltungstarif gilt | Inländische Hausverkäufe bleiben nach zehn Jahren steuerfrei und auf Einkünfte von jenseits der Grenze interessieren den heimischen Fiskus gar nicht mehr. Sie sind einer der großen Gewinner im Fondsbereich |
Kapitallebensversicherung, vor 2005 | Vor 2005 abgeschlossene Policen bleiben bei Kündigung, Fälligkeit oder Verkauf selbst dann komplett steuerfrei, wenn sie nach zwölf Jahren Laufzeit Millionenerträge bringen | Wird der Zeitraum nicht eingehalten, gilt der Abgeltungssatz. |
Kapitallebensversicherung, ab 2005 | Ab 2005 abgeschlossenen Verträge sind zu 50% (Bedingungen: Laufzeit 12+, Alter 60+) mit der Progression und ansonsten voll unter dem Abgeltungssatz steuerpflichtig | Die Policen behalten entweder als einziges Produkt das Halbeinkünfteverfahren oder die späteren Auszahlungen belasten nicht mehr die Progression auf das sonstige Einkommen |
Optionsscheine | Die Warrants fallen wegen der kurzen Laufzeiten auch heute schon unter die Spekulationsfrist | Daher mindert sich der Tarif auf Gewinne bei ab 2009 gekauften Titeln und Verluste sind sogar mit Zinsen verrechenbar. |
Rentenfonds | Zinsen sind steuerpflichtig, künftig geringer | Besonders attraktiv werden Fonds mit einem Mix aus Hochzinstiteln |
Termingeschäfte | Die Kursfristgewinne sind derzeit fast immer mit der Progression steuerpflichtig und Verluste nur sehr begrenzt verrechenbar | Beides ändert sich positiv |
Das sind die Depot-Verlierer
Produkt | Das ändert sich | Die Konsequenzen |
Aktien | Die Zeiten sind vorbei, in denen Dividenden nur zur Hälfte zählen und Gewinne nach einem Jahr steuerfrei sind. Realisierte Verluste dürfen im Gegensatz zu anderen Börsengeschäften nur mit einem Plus aus Aktien und REITs verrechnet werden | Das vom Aktionär eingegangene Risiko wird steuerlich nicht mehr belohnt. Von den Aktienerträgen bleibt trotz des moderaten Abgeltungstarifs netto weniger. Soll die Rendite nicht dauerhaft einbrechen, sollte aus Steuersicht ernsthaft über einen Austausch im Depot nachgedacht werden. |
Anleihen unter Nennwert | Geringe Zinsen und dafür bei Fälligkeit steuerfreie Kursaufschläge bis zum Nennwert gehören bald der Vergangenheit an | Das Modell für Sparer mit hoher Progression klappt nicht mehr, die Bonds werden zum Auslaufmodell |
Genossenschaftsanteile | Die Ausschüttung der Volksbanken ist nicht mehr zu 50 % steuerfrei, Kursgewinne fallen nicht an | Trotz Pauschaltarif steigt die Steuerlast wegen der breiteren Bemessungsgrundlage |
Hedge-Fonds | Der Handel an den Terminbörsen ist nur noch für noch 2008 erworbene Anteile steuerfrei | Immerhin lassen sich Verluste bei diesen Risikopapieren besser als derzeit verrechnen |
Luxemburgfonds | Bei Nichterfüllen gesetzlicher Veröffentlichungsfichten fällt eine hohe Pauschalsteuer an und beim Erwerb nach dem 9.11.2007 gibt es keinen dauerhaften Bestandsschutz auf Gewinne | Diese Spezialfonds für Vermögende werden steuerlich schlechter behandelt als normale inländische Investmentfonds. Für ehrliche Sparer sind solche Millionärfonds unattraktiv |
Private Equity Fonds | Diese geschlossenen Fonds bieten derzeit nahezu steuerfreie Gewinne aus Unternehmensverkäufen und Börsengängen nach einem Jahr. Das entfällt künftig | Vermögensverwaltende Fonds werden verschwinden. Dafür kommen gewerbliche Modelle mit teilweiser Steuerfreiheit und Kostenabzug |
Zertifikate | Gewinne mit Bonus, Discount, Express und anderen Varianten lösen nach einem Jahr Steuer aus, wenn Fälligkeit oder Verkauf nach dem 30.6.2009 liegen |
Hier ändert sich kaum was
Produkt | Das ändert sich | Die Konsequenzen |
Aktienanleihe | Die hohen Zinskupons und Kursgewinne unterliegen statt der individuellen Progression dem Pauschalsatz. Verluste erkennt der Fiskus schon jetzt nicht mehr an. Die hohen Zinsen werden geringer besteuert und ein realisiertes Minus ist weiterhin nicht sofort mit den üppigen Zinsen verrechenbar. | Per Saldo eher neutrale Auswirkungen, die moderate Zinsbesteuerung als Entlastungsfaktor kann diesen Derivaten aber neue Gelder von enttäuschten Aktionären bringen |
Aktienfonds | Der Manager kann Gewinne ohne Haltefristen nur noch steuerfrei für die Anleger realisieren, die vor 2009 einsteigen. Anschließend läuft das Kursplus so lange auf, bis der Sparer seine Anteile verkauft. Dann kommt es zu einer geballten Besteuerung, netto bleibt weniger übrig. Zudem werden die Dividenden einmal jährlich der Abgeltungssteuer | Im Gegensatz zur Direktanlage in Aktien sind Verluste aber deutlich besser verrechenbar und im Fonds produzierte Kosten mindern den steuerpflichtigen Ertrag. Da Aktienfonds zur Konservierung des Bestandsschutzes sehr gut geeignet sind, kommen sie mit einem blauen Auge aus der Systemumstellung davon |
Betriebsvorsorge | Ob Direktversicherung, Pensionskasse, -Fonds, Unterstützungskasse oder Direktzusage vom Chef: Der Fiskus behandelt die Altersvorsorge 2009 nicht anders als heute | Hier besteht also kein Anpassungsbedarf |
Genuss-Scheine | Die meist attraktiven Zinsen sind weiterhin voll steuerpflichtig, aber unter einem moderaten Tarif. Dafür gelingt das Sparmodell nicht mehr, die Genüsse kurz vor der Ausschüttung zu verkaufen und die Zinsen über den Kursgewinn steuerfrei zu realisieren | Beide Änderungen halten sich die Waage |
GmbH-Anteile | Durch die gesunkene Körperschaftsteuer kann die GmbH mehr ausschütten | Der Gesellschafter kann wählen, ob er die Zahlung voll der Abgeltungssteuer oder mit 60 % seiner Progression unterwirft. Über die Steuererklärung zählen dann auch seine Aufwendungen mit 60 % |
Immobilienfonds, geschlossene | Der Objektverkauf durch den Fonds oder von Anteilen durch den Anleger ist nach zehn Jahren steuerfrei. An dieser Regelung ändert sich nichts | Inlandsmieten und Kurzfristgewinne unterliegen nach Abzug der Kosten und Abschreibungen weiter der persönlichen Progression. Sie sind steuerlich besser Immobilienaktien oder Zertifikate auf Grundbesitzindizes, allerdings weniger liquide |
Pfandbriefe | Die nicht sehr hohen Zinsen werden geringer besteuert | Dafür bringt der Kauf unter Nennwert später keine steuerfreien Gewinne mehr |
Rentenversicherung | Es ändert sich nichts | Auszahlungen unterliegen weiter nur mit dem attraktiven und vom Renteneintrittsalter abhängigen Ertragsanteil der Progression. Sie rücken als Alternative zu Fondssparplänen stärker ins Blickfeld |
Schiffsfonds | Die Tonnagesteuer zahlen Anleger auch 2009 aus der Portokasse | Das könnte Anleger motivieren, Gelder aus Aktien in Schiffe umzuleiten. Allerdings müssen mindestens 10.000 € langfristig zur Verfügung stehen |
Riester-Rente | Diese private Altersvorsorge für Arbeitnehmer bringt üppige Zulagen in der Sparphase. Dafür muss die Rente im Alter voll mit der Progression versteuert werden | Hier gibt es bereits 2008 Änderungen, die letzte Förderstufe bringt einen satten Renditezuschuss vom Staat und das Ersparte darf auf fürs Eigenheim genutzt werden |
Rürup-Police | Diese Privatvorsorge für Selbstständige bringt in der Sparphase jährlich ansteigende Steuervorteile. Wie viel später von der Rente der individuellen Progression unterliegt, richtet sich nach dem Erstbezugsjahr | Erst ab 2040 zählt die Progression voll. Diese seit 2005 geltende Regelung ändert sich nicht |
Zertifikatefonds | Der Bestandsschutz gilt im Gegensatz zu Aktien- oder Dachfonds nicht für Zertifikate im Fondsvermögen |