Immer lauter wird derzeit der Ruf nach einem Systemwechsel bei der Finanzierung der Sozialsysteme. In der Diskussion sind vor allem zwei Modelle: die Bürgerversicherung, bei der alle Berufsgruppen und sämtliche Einkunftsarten mit individuellen Beiträgen herangezogen werden, und die Kopfpauschale, bei der jeder Erwachsene unabhängig vom Einkommen einen Pauschalbetrag bezahlt.
Bürgerversicherung soll alle Einkommensarten berücksichtigen
Die Umwandlung der Sozialversicherungen in eine Bürgerversicherung wird seit langem von den Grünen gefordert. Aber auch Teile der SPD und Gewerkschaften sowie der Unions-Verhandlungsführer bei der Gesundheitsreform, Horst Seehofer (CSU), machen sich dafür stark. Zur Finanzierung der Bürgerversicherung sollen grundsätzlich alle Einkunftsarten - auch Zinsen, Mieteinnahmen und Aktiengewinne - herangezogen werden.
Beiträge je nach Einkünften
Alle Bürger müssten in diese gesetzliche Pflichtversicherung entsprechend ihrer Einkünfte einzahlen: der Millionär ebenso wie der Beamte und der Selbstständige. Die privaten Krankenkassen, die Leidtragende des Systemwechsels wären, warnen vor Verstaatlichung und haben bereits verfassungsrechtliche Bedenken angemeldet. Sie würden - weil ihnen die Neumitglieder abhanden kämen - regelrecht austrocknen.
Kopfprämie würde Reiche entlasten
Für die Kopfprämie - im Gespräch sind etwa 200 Euro im Monat - haben sich Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sowie der Regierungsberater Bert Rürup ausgesprochen. Entfallen würde dabei die beitragsfreie Mitversicherung von nicht berufstätigen Ehegatten. Der Haupteinwand gegen das Kopfpauschalen-Modell lautet: Es entlastet obere Einkommen besonders, käme also einer Umverteilung von unten nach oben gleich.
Kein Modell geht gegen Strukturprobleme an
Kritiker geben außerdem zu bedenken, dass weder Bürgerversicherung noch Kopfpauschale die Strukturprobleme des Gesundheitssystems - die eine Explosion der Beiträge befürchten lassen - langfristig und grundsätzlich lösen können.