Halbleiter Infineon mit unerwartet hohem Gewinn

Der Chip-Hersteller Infineon hat mit einem Quartals-Gewinn von 39 Millionen Euro überrascht, der Jahresgewinn soll 430 Millionen Euro betragen. Schumachers Nachfolger soll spätestens im September antreten, es gibt zwei Kandidaten.

Infineon verhandelt mit zwei Kandidaten für die Nachfolge des zurückgetretenen Vorstandschefs Ulrich Schumacher. Beide seien Deutsche und hätten Erfahrung in der Halbleiterbranche, sagte der Aufsichtsratschef und kommissarische Vorstandsvorsitzende Max Dietrich Kley am Mittwoch in München. Beide Bewerber kämen von außerhalb und könnten Anfang Juli oder Anfang September antreten. Vier Wochen nach Schumachers Ablösung überraschte der Chip-Hersteller die Börse mit einem Quartals-Gewinn von 39 Millionen Euro. Vor allem der Zuwachs in der Automobilelektronik und im Handygeschäft hatte zu dem dritten Quartalsgewinn in Folge beigetragen.

Analysten-Prognosen bestätigt

Für das Gesamtjahr stellte Marketing-Vorstand Peter Bauer einen Umsatz von knapp sieben Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 430 Millionen in Aussicht. Das seien die Analysten-Prognosen, und "wir fühlen uns wohl damit", sagte Bauer. Die Strategie stimme und werde nicht geändert, betonte Kley. Die bisherigen Ergebnisse seien zwar noch lange nicht zufrieden stellend: "Wir sind noch weit von unseren Zielen entfernt." Er sei jedoch zuversichtlich, dass Infineon seine Position in der Aufschwungphase des Halbleiter-Marktes weiter verbessern könne.

Im Gegensatz zu Schumacher lege er Wert auf einen kollegialen Führungsstil mit offenem Dialog und auch internem Widerspruch, sagte Kley. Der neue Vorstandschef habe Erfahrung mit Restrukturierungsprozessen und Teamarbeit. "Die Nachfolge-Suche läuft sehr erfolgreiche; ich habe zwei Kandidaten." Der Aufsichtsrat werde in den nächsten Wochen eine Entscheidung treffen. Mit Blick auf bisher genannte Siemens- und Intel-Manager sagte Kley: "Gehen sie davon aus, wenn ein Kandidat in den Zeitungen genannt wird, dass er dann nicht mehr Kandidat ist."

Wachstumsmotoren Auto und Asien

Kley bekräftigte sein Festhalten am Standort Deutschland: "Wir arbeiten daran, die Steuerbelastung zu reduzieren. Eine Verlagerung des Konzernsitzes ins Ausland planen wir jedoch nicht." Finanzvorstand Peter Fischl fügte allerdings hinzu, Infineon werde Produktionsteile weiter an billigere Standorte verlagern. Südostasien sei auch beim Umsatz "der Motor für das Wachstum". Der Konzernumsatz stieg im ersten Geschäftshalbjahr auf 3,3 Milliarden Euro. Unterm Strich schloss Infineon mit 73 Millionen Euro Gewinn ab, statt mit 368 Millionen Verlust in der ersten Hälfte des Vorjahres.

Optimistisch zeigte sich Kley vor allem für die Automobil-Elektronik, die im zweiten Geschäftsquartal einen Umsatzrekord erreichte. Im Handygeschäft erwarte er ein solides Wachstum. Der Preisrückgang bei den Computer-Speichern wurde im zweiten Quartal durch erheblich größere Absatzzahlen mehr als ausgeglichen. Hier erwartet Infineon eine weiter steigende Nachfrage und damit auch steigende Preise. Sorgenkind ist die drahtgebundene Kommunikation, die steigende Verluste schreibt und auch im zweiten Halbjahr nur moderates Umsatzwachstum erwarten könne. Mit der Halbierung der Produktlinien und dem Abbau eines Viertels der Stellen seien die Weichen aber richtig gestellt.

Nach dem Ende der Halbleiter-Krise wolle Infineon jetzt schneller wachsen als der Markt. Aber man müsse sich "noch etwas bewegen", bis die Ergebnisse mit den Besten der Branche vergleichbar seien.

DPA