In der deutschen Wirtschaft stehen die Signale auf Aufschwung. Der ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland stieg im September zum fünften Mal in Folge von 90,8 Punkten auf 91,9 Punkte. Konjunkturexperten warnen jedoch vor Euphorie: "Die in allen Sektoren zu beobachtende Verschlechterung der Lage gegenüber dem Vormonat mahnt allerdings weiterhin zur Vorsicht", sagte der Chef des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, am Donnerstag in München. Nach einer besseren Beurteilung der aktuellen Geschäftslage in der August-Umfrage wurde der Indexanstieg im September wieder ausschließlich durch die gestiegenen Erwartungen getragen. Die Einschätzungen der Lage trübte sich dagegen ein.
Kein Grund zur Beunruhigung
ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb sieht darin keinen Grund zur Beunruhigung. Dies zeige, dass es noch "keinen stabilen Aufschwungprozess" gebe, so Nerb. Das Auseinanderklaffen von der Einschätzung der aktuellen Lage und den Erwartungen für die nächsten sechs Monate sei in der Frühphase einer konjunkturellen Erholung nicht ungewöhnlich. "Auf Grund der Erfahrungen der Vergangenheit haben die Erwartungen eine Vorlaufzeit von vier bis fünf Monaten", sagte Nerb. Die optimistischeren Erwartungen der Unternehmen werden sich nach seiner Einschätzung in den nächsten Monaten auf die realen Wirtschaftsdaten auswirken.
Anstieg lag im Rahmen der Erwartungen
Der Anstieg des ifo-Index lag im Rahmen der Erwartungen. Experten hatten einen Zuwachs auf 92 Punkte prognostiziert. Die Börse reagierte positiv: Der Deutsche Aktienindex DAX stieg zeitweise um 0,79 Prozent auf 3333 Punkte. Der Index für die Beurteilung der aktuellen Lage sank im September von 79,9 auf 79,2 Punkten. Die Bayerische Landesbank bezeichnete den aktuellen Rückgang des Wertes als überraschend. Dagegen zeigten sich die Unternehmen für die kommenden sechs Monate wieder optimistischer. Der entsprechende Index verbesserte sich von 102,2 auf 105,2 Punkte.
Positiver Trend bei Einzelhandel und Industrie
Einen positiven Trend machten die Konjunkturforscher bei Einzelhandel und Industrie als traditionellen Motoren der Konjunktur aus. Dagegen hinken Bau und Großhandel hinterher. Hier hat sich das Geschäftsklima im September eingetrübt.
Im Osten leichter Rückgang
In den neuen Bundesländern ging der Geschäftsklimaindex geringfügig um 0,1 auf 104 Punkte zurück. Wie in den alten Bundesländern stehen den besseren Geschäftserwartungen ungünstigere Urteile zur aktuellen Lage gegenüber. Das Konjunkturbarometer stieg für den Einzel- und Großhandel, sank aber in der Bauwirtschaft.
Demnächst kommen die Wachstumsprognosen
Der ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator für die Entwicklung der Wirtschaft. Das Institut ermittelt ihn jeden Monat aus einer Befragung von rund 7.000 Unternehmen. Im Oktober legen die sechs großen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognose in diesem und im kommenden Jahr vor.