Die etwas andere Art der Kriegsvorbereitung: Bei vielen Unternehmen gewinnen ohnehin laufende Programme zur Kostensenkung an zusätzlicher Bedeutung. Andere wiederum halten die Folgen eines Krieges für noch nicht absehbar: Spezielle Vorkehrungen sind aus ihrer Sicht deshalb schwierig.
Versicherer gut vorbereitet
Die Versicherer sehen sich gut vorbereitet. Ein Sprecher der Münchner Rück sagte, der Konzern habe viele Szenarien durchgespielt. «Das Fazit für unser Rückversicherungsgeschäft lautet: Mögliche Auswirkungen eines Krieges werden sich in sehr engen Grenzen halten, da Krieg meist kein versicherbares Risiko ist.» Die Allianz fürchtet im Kriegsfall vor allem Terroranschläge. Die seien in Versicherungen nicht durch Klauseln ausgeschlossen, wie es meistens beim «Schadensfall Krieg» sei, sagte ein Allianz-Sprecher.
Tourismuskonzerne haben Krisenpläne
Öger Tours, größter Spezialveranstalter für Reisen in die Türkei, hat angesichts der Nähe des Landes zum Irak besondere Vorkehrungen getroffen. «Wir haben natürlich einen Krisenplan in der Schublade, falls in der Region ein Krieg ausbricht», sagte eine Sprecherin. Die Urlaubsgebiete seien aber weit von der irakischen Grenze entfernt. «Wir sind trotzdem darauf vorbereitet, die Urlauber jederzeit zurückzufliegen, falls es notwendig sein sollte.» Bislang habe es nur vereinzelt Stornierungen gegeben.
Kein Zusammenbruch erwartet
Der Münchner Touristik-Konzern FTI erwartet nur geringe Auswirkungen. «Ich glaube nicht, dass die Tourismusbranche durch einen Krieg zusammenbricht», sagte eine FTI-Sprecherin. FTI sei kaum direkt betroffen, weil es in der kriegsgefährdeten Region nur Reisen in die Türkei und nach Ägypten anbiete.
Kostensenkung als Allheilmittel
Die Branchenführer TUI und Thomas Cook hatten bereits zuvor ihre Befürchtungen geäußert. Thomas Cook könnte nach eigenen Angaben eine längere schwierige Phase dank bereits eingeleiteter Kostensenkungen verkraften. Gegengesteuert werde mit unter anderem mit einer Verringerung der Flug- und Hotel-Kapazitäten. Insgesamt sollen Einsparungen von 100 Millionen Euro erarbeitet werden. TUI- Vorstandschef Michael Frenzel hatte in einem Interview gesagt: «Niemand weiß, wie lange so ein Krieg dauert und welche Folgen er haben wird.» TUI hatte bereits zu Jahresbeginn angekündigt, 111 Millionen Euro einsparen zu wollen. Dabei sollen 1.000 Stellen abgebaut werden.
Nicht alle veröffentlichen Überlegungen
Ein Siemens-Sprecher sagte, man habe sich über Konsequenzen eines Irak-Krieges auf das Unternehmen Gedanken gemacht. Die Ergebnisse würden aber nicht veröffentlicht. Auch Bayer und andere große Unternehmen wollten sich nicht äußern. Bei DaimlerChrysler gibt es nach Angaben eines Sprechers keine konkreten Planungen für den Kriegsfall. Auch der Automobilzulieferer und Elektrokonzern Bosch hat nach Auskunft eines Sprechers ebenfalls keine konkreten Pläne in der Schublade liegen. Ein Krieg könnte nach Einschätzung der Unternehmensspitze allerdings gravierende Auswirkungen auf die Automobilproduktion haben. Bosch werde darauf wie auf eine Konjunkturkrise reagieren. «Die Stellschrauben, an denen dann gedreht werden muss, sind bekannt», hieß es.
Auftragsrückgänge einkalkuliert
Die R. Stahl AG aus dem baden-württembergischen Waldenburg ist unter anderem im Bereich Explosionsschutz tätig - nicht zuletzt auch auf Ölfeldern. Das Unternehmen mit 240 Millionen Euro Jahresumsatz rechnet im Kriegsfall mit einem Auftragsrückgang. Seine Mitarbeiter im Wüstenstaat Dubai hat es mit Flugtickets versorgt, damit diese gegebenenfalls ausfliegen können.