IG Metall contra Arbeitgeber Vier-Prozent-Forderung "untragbar"

Die Arbeitgeber wiesen die die Forderung der IG Metall nach 4 Prozent als "außerhalb des überhaupt Erträglichen" zurück. "Eine Forderung mit Augenmaß", sagt dagegen die IG-Metall.

Unmittelbar vor der Tarifempfehlung des IG-Metall-Vorstands haben die Arbeitgeber eine mögliche Forderung nach vier Prozent mehr Geld als untragbar zurück gewiesen. Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Hans Werner Busch sagte am Montag im ZDF-Morgenmagazin, der Verteilungsspielraum liege allenfalls bei 1,4 Prozent. Der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann verteidigte eine solche Forderung. Sowohl Busch als auch Hofmann sprachen sich für eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten aus.

Busch sagte der 'Bild'-Zeitung, eine Forderung nach vier Prozent sei "außerhalb des überhaupt Erträglichen". Im ZDF-Morgenmagazin betonte er, das Endergebnis bei den Tarifverhandlungen müsse unter der mittleren Produktivitätsentwicklung bleiben, die von den Wirtschaftsforschungs-Instituten gesamtwirtschaftlich mit 1,4 Prozent ermittelt worden sei. "Nur wenn wir darunter bleiben, beschäftigen wir wirklich mehr Menschen auf Dauer als wir es heute können."

"Keineswegs maßlos"

Hofmann sagte im Deutschlandradio Berlin, Forderungen nach 3,5 bis 4,5 Prozent mehr Lohn seien keineswegs maßlos. Durch die Erhöhung der Löhne in diesem Rahmen könne die Inlandsnachfrage gesteigert werden, ohne dass die Wettbewerbsposition geschwächt werde. Zusätzliche Forderungen nach längeren Arbeitszeiten hält Hofmann für wenig hilfreich. Damit würden die Arbeitgeber das falsche Pferd reiten. Darauf werde sich die IG Metall nicht einlassen können. Die Zukunft liege in der Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle.

"Wir müssen den Betrieben mehr Handlungsspielraum geben", erklärte auch Busch im ZDF-Morgenmagazin. "Wir wollen keine pauschale Verlängerung der Arbeitszeit, sondern wollen den Betrieben die Möglichkeit geben, zum Beispiel zwischen 35 und 40 Stunden auszuwählen, mit dem Betriebsrat gemeinsam", sagte Busch.

Ausbildungsabgabe umstritten

Völlig unterschiedlich schätzen Busch und Hofmann eine Ausbildungsplatzabgabe für Unternehmen ein. Busch lehnte sie als "falschen Weg" ab: "Das wird eher Ausbildung beeinträchtigen als fördern", sagte er. Hofmann bezeichnete sie dagegen als Schritt in die richtige Richtung, wenn zugleich nach branchenorientierten Lösungen gesucht werde. Die Abgabe allein schaffe noch keine Ausbildungsplätze, erklärte er.

Die IG-Metall-Spitze schlägt für die Tarifrunde 2004 eine Forderung von "bis zu vier Prozent" mehr Lohn und Gehalt vor. Diese Empfehlung gab der Vorstand der Gewerkschaft am Montag in Frankfurt am Main ab. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.

Nach Beratungen in den regionalen Tarifkommissionen wird die endgültige Lohnforderung für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie am 27. November beschlossen werden. In die letzte Tarifrunde war die Gewerkschaft mit einer Forderung von 6,5 Prozent gegangen; der Abschluss hatte am Ende bei 4,0 Prozent und 3,1 Prozent in zwei Stufen gelegen.

"Unsere Forderung ist eine Forderung mit Augenmaß", sagte der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters. "Sie passt in die Landschaft, unterstützt die zu erwartende Konjunkturerholung und trägt zu einem bescheidenen verteilungspolitischen Plus bei." Die Metall-Tarifrunde ist eine erste Bewährungsprobe für den neuen Vorstand der Industriegewerkschaft. Nach dem Scheitern des Streiks in Ostdeutschland und den Führungsquerelen will die IG Metall verlorenes Vertrauen ihrer rund 2,5 Millionen Mitglieder zurückgewinnen.

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