Die Immobilienpreise kennen kein Limit, so scheint es. Selbst abseits der Ballungszentren klettern die Preise für ein Eigenheim. Nur in sehr wenigen Regionen Deutschlands stagnieren die Preise. "Seit 2010 steigen die Preise für Wohneigentum kontinuierlich. Der Aufwärtstrend setzt sich seit der Corona-Pandemie weiter fort – trotz des Rückgangs bei der Wirtschaftsleistung", heißt es dazu bei "Wüstenrot". "Der Immobilienmarkt zeigt sich somit von den Auswirkungen der Pandemie unbeeindruckt."
Befeuert wird dieser Trend vor allem durch besonders billiges Geld. Die Kredite für Immobilien konnten sich Haus- oder Wohnungskäufer zu Schnäppchen-Tarifen sichern. Zumindest bislang. Denn Zinsen für Immobiliendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung sind laut dem Finanzierungsvermittler Interhyp im November auf 1,05 Prozent im Durchschnitt gestiegen, berichtet die "Wirtschaftswoche". Das mag auf den ersten Blick immer noch sehr günstig erscheinen - und im Vergleich mit Zinsen vor zehn Jahren, als rund vier Prozent fällig wurden, sind sie das auch. Aber: Seit Jahresbeginn haben die Zinsen für Immobilienkredite ordentlich zugelegt.
So berichtet die "Wiwo", dass noch zu Beginn des Jahres der Zinssatz bei zehnjähriger Laufzeit im Schnitt noch bei 0,75 Prozent gelegen habe. Damit haben die Zinsen um rund 40 Prozent zugelegt. Auch die Experten von "Finanztest" berichten in der Novemberausgabe, dass zwar die Zinssätze in den vergangenen beiden Jahren sehr stabil gewesen seien. "Trotzdem ist es deutlich teurer geworden, eine Immobilie zu finanzieren."
Steigende Zinsen, steigende Preise
Das Problem: Der Trend könnte sich noch verstärken. Denn wer aus Sorge vor weiter steigenden Zinsen nun schnell eine Immobilie erwerben will, nimmt hohe Preise einfach in Kauf. Laut der "Wiwo" hilft nur mehr Eigenkapital , um die Zinselast zu drücken. "Dieser Trend wird sich vermutlich fortsetzen", sagt Max Herbst, Inhaber der FMH Finanzberatung, zu "ntv". "Denn die Inflation zieht auch die Zinsen nach oben."
Die Experten von Interhyp hingegen wollen noch nicht von einer Trendwende sprechen. Wer allerdings schon eine Immobilie im Auge hat und derzeit auf bessere Kreditkonditionen hoffe, solle besser direkt zuschlagen.
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Anschlussfinanzierung als Gefahr
Häusle-Käufer könnten aber künftig vor enorme finanzielle Belastungen gestellt werden. Denn sollte das Ende der Billig-Kredite eingeläutet worden sein, könnte sich die Anschlussfinanzierung als enorme Hürde herausstellen. Gerade Haushalte, die ohne finanziellen Puffer die Immobilie gekauft und diese monatlich finanziert haben, könnten bei höheren Tilgungsraten schnell in Schieflage geraten. Auch die "Wiwo" warnt vor einer hohen Restschuld, wenn die Kreditnehmer keine höheren Abschlagszahlungen leisten können: "Im schlimmsten Fall droht die Finanzierung zu kippen." Besonders gefährlich sei eine Vollfinanzierung in diesem Fall, da der Beleihungswert der Immobilie schnell überschritten wird. Dieser Wert gibt an, wie viel die Bank bei einer Zwangsversteigerung noch für die Immobilie bekommen würde.
Wer eine Immobilie erwerben will, sollte unbedingt realistisch rechnen - und auch steigende Zinsen durchkalkulieren, damit der Traum vom Eigenheim nicht zum Alptraum wird. Verbraucherschützer raten, mindestens 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital mitzubringen. Dazu kommen noch die Kaufnebenkosten, die auch kreditlos gezahlt werden sollten.
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