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Immobilien-Schnäppchen Von Sizilien bis in die Alpen: Diese italienischen Dörfer bieten noch immer 1-Euro-Häuser an

Fabbriche di Vergemoli
Bei Fabbriche di Vergemoli handelt es sich nicht um ein Dorf, sondern eine Ansammlung von Weilern in den apuanischen Alpen.
© LigaDue / Commons
Seit einiger Zeit bieten italienische Dörfer ihre leer stehenden Häuser für einen Euro zum Kauf - um die Landflucht und den Verfall zu stoppen. Ist dieser Hype inzwischen vorbei? Nein, noch immer gibt es Häuser zum Schnäppchenpreis.

Vor rund einem Jahr schaffte es das italienische Dorf Sambuca in die weltweite Presse. Die Verwaltung  hatte 16 Immobilien in der knapp 6000-Einwohner-Gemeinde für einen Kaufpreis von einem Euro angeboten und ordentlich die Werbetrommel gerührt. Und wurde von Angeboten überschwemmt. Daher entschieden sich die Sizilianer dazu, die Häuser zu versteigern. Nur ein einziger Käufer zahlte wirklich nur einen Euro - die anderen Objekte gingen für bis zu 25.000 Euro weg. Doch die Aktion hatte Auswirkungen auf das gesamte Städtchen, denn auch private Immobilienbesitzer verkauften ihre Häuser. Olivenhaine, Weinberge, freie Grundstücke: Sambuca erlebte einen Boom.

Doch die Gemeinde auf Sizilien war bei weitem nicht die einzige, die Immobilien für einen Spottpreis anbot, um dem Verfall und der Landflucht entgegenzuwirken. Wie "CNN" berichtet, gibt es eine ganze Reihe von Dörfern und Gemeinden, die versuchen, neue Bewohner zu locken. Aber ist der Boom schon vorbei? Nein, bis heute gibt es noch einige Ecken, in denen Immobilienkäufer zuschlagen können. 

Dörfer in Sizilien suchen neue Bewohner

Gangi, ein Dorf mit rund 6500 Einwohnern im Norden Siziliens, begann schon 2011 mit dem Verkauf von Häusern für einen Euro. Und das mit großen Erfolg: "Wir sind wirklich stolz", sagt Bürgermeister Giuseppe Ferrarello zu "CNN". "Über 160 verfallene Wohnungen haben dank neuer Eigentümer eine Renovierung bekommen und dies hat auch eine Wiederbelebung des privaten Immobilienmarktes ausgelöst. Das alte Zentrum erstrahlt wieder." Noch gebe es rund 15 Häuser, die noch nicht verkauft sind. Die meisten von ihnen sind zweigeschossig und liegen am Hang. 

Gangi
Die Stadt Gangi auf Sizilien war eine der ersten in Italien, die Häuser für einen symbolischen Euro verkauft hat.
© Davide Mauro / Commons

Mitten in der wilden Bergregion Barbagia auf der Mittelmeerinsel Sardinien liegt Ollolai fast abgeschieden. Die Häuser werden traditionell aus grauem Granit gefertigt, einmal im Jahr gibt es eine Art Tag der offenen Tür, in denen Ställe und Häuser der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dazu gibt es guten Wein, Schinken, Käse und regionale Spezialitäten. In Ollolai wurden bislang zehn Häuser verkauft, eines davon wurde von einem niederländischen Paar in eine Pension verwandelt. "Das Ein-Euro-Projekt hat einen Tourismusboom ausgelöst und regionale Investitionen angezogen", so Bürgermeister Efisio Arbau.

Das Dorf Bivona mit seinen gut 3000 Einwohnern ist das neuste Mitglied des Ein-Euro-Projekts. Im Südwesten Siziliens gelegen punktet der Ort mit Orangenhainen, Pfirsichbäumen und Innenhöfen im arabischen Stil bei Kaufinteressenten. Und die Verwaltung lockt zusätzlich mit Steueranreizen und besonders wenig Bürokratie für alle, die in den Ort ziehen wollen. "Wir erhalten jeden Tag Hunderte von E-Mails, deshalb haben wir eine mehrsprachige Agentur gegründet, die Käufern helfen soll", sagt Stadträtin Angela Cannizzaro. "Die Einheimischen sind jetzt voller Hoffnung, diese schöne Stadt verdient ein zweites Leben." Die Häuser werden zugeteilt. Aktuell sind zehn Häuser im Angebot, es werden aber voraussichtlich noch mehr werden. 

Das wohl beste Angebot macht Cammarata. Die "Stadt mit den 1000 Balkonen" liegt im wilden Westen im Inselinneren von Sizilien und bietet die zum Verkauf stehenden Häuser kostenlos an. Dazu gibt es einen Bonus von 1000 Euro für jedes Baby, das hier geboren wird und lebt. Noch sollen einige Häuser auf dem Markt sein, da erst zwei verkauft wurden. "Das ist mein ganz persönlicher Kreuzzug", sagt Bürgermeister Vincenzo Giambrone. "Wenn alte Eigentümer nicht auftauchen, um ihre verfallenden Grundstücke zu beanspruchen, werde ich alle leeren Gebäude enteignen und sie an Neuankömmlinge abladen." Die Einwohner Cammaratas sind bekannt für das hohe Lebensalter, das sie erreichen, ursächlich dafür soll das milde Klima sein.

Dorf baut neues Wlan und LED-Beleuchtung

Das 1000-Einwohner-Dorf Zungoli liegt im Herzen Süditaliens, nach Neapel und an die Amalfi-Küste sind es gerade einmal zweieinhalb Stunden mit dem Auto. Das Dorf besticht durch ein Labyrinth aus kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster, die sich bis zur Burg auf dem Hügel hinaufschlängeln. Die in Pastellfarbenen bemalten Bauernhäuser und herrschaftlichen Adelshäuser sollen neue Eigentümer locken. Und auch die Gemeinde selbst tut etwas dafür: Neue Gehwege, LED-Straßenbeleuchtung und schnelles Wlan geben dem alten Dorf einen neuen Anstrich. Bisher wurden 30 Häuser verkauft, im Januar wird ein weiteres auf den Markt kommen. "Ein Wind der Veränderung weht, er belebt die lokale Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze", sagt Bürgermeister Paolo Caruso. 

Zungoli
Zungoli liegt in der Nähe von Neapel.
© Giogrande (Gioacchino Grande) / Commons

Wem Sizilien zu warm ist, der findet auch ganz im Norden Italiens Aktionsimmobilien. Direkt in den Alpen an der Grenze zur Schweiz liegt das kleine Dorf Borgomezzavalle mit derzeit rund 300 Einwohnern. Wer hier leben will, bekommt von der Gemeinde einiges geboten: Die Häuser werden für einen Euro verkauft, für jedes geborene Kind gibt es 1000 Euro und wer ein Unternehmen gründet, bekommt sogar 2000 Euro. Allerdings sind die meisten zum Verkauf stehenden Häuser verfallen und müssen saniert werden. Bislang wurden erst fünf Häuser verkauft - an einen Italiener und eine Gruppe Mönche. Dabei ist das Dorf sehr reizvoll, mit seinen aufwendigen Schnitzereien an den Häusern und den kleinen Plätzen.

Auch das sardische  Städtchen Nulvi lockt mit 1-Euro-Häusern - und einem eigenen Bahnhof. "Wir haben neun Immobilien für einen Euro und sie sind bald alle ausverkauft, aber wir werden mehr auf den Markt bringen", sagt Stadtrat Luigi Cuccureddu. "Als das Projekt ins Leben gerufen wurde, hielten die Einheimischen es für einen Witz und ein Wunder, wenn nur ein Haus verkauft würde. Wir haben ihnen das Gegenteil bewiesen."

Das an der Via Flaminia gelegene Cantiano befindet sich in der Provinz Pesaro und Urbino, mitten in Italien. Zwei baufällige Bauernhöfe wurden bereits für einen Euro verkauft, doch im historischen Stadtkern gibt es noch weitere Immobilien, die einen neuen Besitzer suchen - darunter ein spektakulärerer Palazzo. Allerdings kostet die Sanierung des herrschaftlichen Gebäudes nach ersten Schätzungen gut 120.000 Euro. 

Wer es noch abgelegener haben möchte, schaut sich in der Gemeinde Fabbriche di Vergemoli  um. Das Dorf selbst besteht aus einer Ansammlung mehrerer Weiler in einer abgelegenen Ecke der Toskana, im Unesco-geschützten Wald der Apuanischen Alpen. Hier fällt es den Offiziellen deutlich schwerer, neue Bewohner zu finden. "Wir haben 2006 angefangen", sagt Bürgermeister Michele Giannini. "Es hat Jahre gedauert und bisher wurden nur acht Gehöfte verkauft. Aber möglicherweise gibt es Menschen in China, Russland und Brasilien, die interessiert sind." Eines der Probleme für die Verwaltung: Die Erben der alten Höfe leben meist in den USA und sind schwer aufzuspüren. Dabei wird ein Umzug in die Region sogar gefördert: Bis zu 60 Prozent der Sanierungs- und Renovierungskosten können sich die neuen Bewohner von der Europäischen Union zurückholen. 

Was vor dem Immobilienkauf beachtet werden sollte

Die sizilianische Stadt Mussomeli hat schon einige Häuser veräußert: 125 Immobilien sind für einen Euro verkauft worden, weitere 50 suchen noch einen neuen Besitzer. Darüber hinaus gibt es weitere Häuser, die allerdings teurer sind, weil sie in besserem Zustand sind. Stadtrat Toti Nigrelli sagt, dass man alte Eigentümer zum Verkauf der alten Häuser bringen wolle, damit diese ebenfalls an neue Bewohner verkauft werden können.

Wer sich für eines der Gebäude in Italien interessiert, sollte sich vorab genau informieren. Die Webseiten der Gemeinden geben Auskunft darüber, welche Häuser aktuell verkauft werden sollen - und in welchem Zustand diese sind. Als nächster Schritt sollten sich Interessierte das Antragsformular herunterladen und ausfüllen. Ein Besuch der Gegend wird von den Gemeinden dringend empfohlen, um sich vor Ort umzuschauen - auch, um falsche Erwartungen zu dämpfen. Hat man sich ein Dorf und eventuell sogar eine Immobilie ausgesucht, reicht der Kaufinteressent den Antrag und weitere Unterlagen bei der Gemeinde ein. Oftmals müssen Käufer eine Kaution von bis zu 5000 Euro hinterlegen und einige Verpflichtungen vertraglich zusichern. Meist müssen sie die baufälligen Immobilien binnen drei Jahren renovieren. Danach gibt es auch die Kaution zurück. 

Hier finden Sie eine Übersicht, wo und zu welchen Konditionen Häuser in Italien angeboten werden. 

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