Das Schöne an Statistik ist, dass die selben Zahlen zu komplett widersprüchlichen Erkenntnissen führen können. So verbreitet der Immobilienverband IVD seinen aktuellen Wohnpreisspiegel 2013/2014 mit der Botschaft, dass die Mieten im vergangenen Jahr "entgegen der öffentlichen Wahrnehmung" nur äußerst moderat gestiegen seien. Im Schnitt seien die Nettokaltmieten im vergangenen Jahr nur um 3,1 Prozent auf 5,75 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Betrachte man die vergangenen 20 Jahre seien die Mieten real, also unter Berücksichtigung der Inflation, sogar gesunken.
Haben wir uns also all die Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen, die verzweifelten Gesuche an Laternenpfählen und die horrenden Mieten nur eingebildet? Sind wir alle hysterisch oder zu doof Wohnungen zu angemessenen Preisen zu finden? Oder sind explodierende Mieten einfach nur "ein Phänomen besonders nachgefragter Szeneviertel", wie IVD-Vize-Präsident Jürgen Michael Schick sagt.
Zunächst mal muss man wissen, dass der IVD die Interessen von Maklern, Verwaltern und weiteren Dienstleister der Immobilienbranche vertritt. Die haben kein Interesse an Begriffen wie "Mietenwahnsinn", weil sie fürchten, dass die aufgeschreckten Politiker ihnen in ihre lukrativen Geschäfte reinreden. Dennoch haben sie sich ihre Zahlen natürlich nicht ausgedacht.
Tatsächlich sind die Nettokaltmieten jahrelang geringer gestiegen als die Inflation. Und selbst im vergangenen Jahr lagen sie nicht allzu sehr darüber. Das gilt aber nur, wenn man den deutschlandweiten Durchschnitt betrachtet. In vielen Großstädten dagegen sind die Mieten laut den IVD-Zahlen deutlich stärker gestiegen. In Berlin waren es für nach 1949 errichtete Wohnungen 7,62 Prozent, in Köln und München 6,25 Prozent, in Essen sogar mehr als acht Prozent. Die absolut höchsten Mieten zahlt man in München und Stuttgart. Es handelt sich hierbei um Nettokaltmieten, die gestiegenen Energiepreise sind also noch gar nicht berücksichtigt.
Wer sich angesichts der Mietentwicklung (und der niedrigen Zinsen) nach Eigentum umschaut, hat es auch nicht leicht. Auch hier zogen die Preise in den Großstädten im vergangenen Jahr deutlich an. Eigentumswohnungen verteuerten sich besonders stark in Köln (plus 13,33 Prozent), Essen (plus 11,11 Prozent) und München (plus 10,53 Prozent).
Der Preis für ein mittleres Einfamilienhaus in München stieg auf 685.000 Euro. In Städten wie Bottrop, Wermelskirchen oder Aachen verloren Häuser dagegen an Wert - der mittlere Wohnwert liegt hier bei 220.000 bis 240.000 Euro.
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