Von einer Lockerung des Kündigungsschutzes allein sind nach Ansicht des Wirtschaftsforschers Rüdiger Pohl keine positiven Effekte am Arbeitsmarkt zu erwarten. "Das bringt uns überhaupt nichts, wir brauchen ein ganzes Bündel an Veränderungen, eine echte Reform", sagte der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in einem dpa-Gespräch.
"Das Dilemma der ganzen Diskussion ist, dass wir in Deutschland immer nur über Einzelmaßnahmen reden und dabei noch alles zerreden, anstatt das ganze System zu beleuchten", sagte Pohl. "Einzelne Punkte bleiben wirkungslos, wenn das System nicht insgesamt auf die Füße gestellt wird. Sonst kommen wir von unseren rund sechs Millionen Arbeitslosen, die wir haben, wenn wir alles in allem zusammenzählen, nicht runter."
"Es muss sich lohnen, Leute einzustellen"
Die Grundüberlegung müsse sein, eine Lockerung des Kündigungsschutzes nicht als Diskriminierung des Arbeitnehmers anzusehen. "Es müssen sich für ihn dadurch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben", sagte Pohl. Der Forscher sprach sich neben Neuregelungen beim Kündigungsschutz erneut für die Anrechnung von Urlaubstagen im Krankheitsfall aus. "Die Unternehmen müssen von ihren hohen Lohnnebenkosten runterkommen. Es muss sich für sie lohnen, Leute einzustellen", sagte Pohl.
Momentan sei es aber leider so, wenn in Betrieben mehr Arbeit anfalle, werde diese mit Überstunden bewältigt. Dies schaffe aber keine neuen Arbeitsplätze. Pohl sprach sich ferner dafür aus, den Umgang mit befristeten Arbeitsverträgen für Unternehmer sowie die Rechtsansprüche auf Teilzeitarbeit zu lockern.