Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni saisonbedingt erneut gesunken. Die "Bild"-Zeitung berichtet unter Berufung auf angebliche erste Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit von einer Abnahme um rund 60.000 auf knapp 4,75 Millionen. Das wären unverändert 513.000 mehr als vor einem Jahr. Die offiziellen Zahlen gibt die Bundesagentur für Arbeit am 30. Juni in Nürnberg bekannt.
Der Sprecher der Bundesregierung, Bela Anda, bezeichnete den direkten Vergleich mit den Vorjahreszahlen als unzulässig. "Ein solcher Vergleich ist so wenig korrekt wie der direkte Vergleich von Temperaturangaben in Grad Fahrenheit mit Temperaturangaben in Grad Celsius", sagte Anda. Dabei werde der statistische Effekt der Arbeitsmarkreform unterschlagen.
"Stellen werden nicht mehr in größerem Ausmaß abgebaut"
Seit Beginn dieses Jahres seien im Zuge der Hartz-IV-Reform in den Arbeitslosenzahlen auch rund 400.000 ehemalige Sozialhilfeempfänger enthalten, die im Vorjahr noch nicht erfasst worden seien, so Anda weiter.
Analysten deutscher Großbanken erwarten nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur DPA zum Ausklang des Frühjahrs einen Rückgang zwischen 50.000 und gut 100.000. Am optimistischsten äußerte sich in Stephan Bielmeier von der Deutschen Bank. Der Volkswirt erwartet für Juni einen Rückgang der Zahl der Erwerbslosen um 106.000 auf exakt 4,7 Millionen. Auf Grund der nach dem langen Winter in diesem Jahr erst spät einsetzenden Frühjahrsbelebung gebe es noch einen gewissen Nachholbedarf bei der Wiedereinstellung von Saisonkräften, sagte Bielmeier.
Der Arbeitsmarktexperte der Commerzbank, Ralph Solveen, rechnet mit einer Abnahme um 95.000 auf 4,71 Millionen Arbeitslose. Das wären nur noch rund 480.000 mehr als vor einem Jahr. "Stellen werden nicht mehr in größerem Ausmaß abgebaut, aber auch noch nicht groß aufgebaut. Da verändert sich nichts", sagte der Analyst.
Übereinstimmend sehen die Volkswirte noch keine positiven konjunkturellen Effekte auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Dennoch schwanken die Prognosen für die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl, bei der jahreszeitliche Effekte herausgerechnet werden, zwischen plus 10.000 und minus 30.000.