Arbeitszeit In Zukunft länger arbeiten

Geht es um die Verlängerung der Arbeitszeiten, sind sich Spitzenpolitiker von SPD und Union einig: Zur Überwindung der Krise und zum Erhalt des Wohlstands muss künftig länger gearbeitet werden.

In der Debatte über eine Verlängerung der Arbeitszeiten ziehen Spitzenpolitiker von SPD und Union an einem Strang: Sowohl Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) als auch CSU- Chef Edmund Stoiber stimmten die Bürger am Wochenende mit ähnlichen Worten darauf ein, dass zur Überwindung der Krise und zum Erhalt des Wohlstandes in Deutschland künftig länger gearbeitet werden sollte.

"Wir müssen länger arbeiten und zugleich die Altersversorgungssysteme anpassen", sagte Schily der "Welt am Sonntag". Dies gelte auch für den öffentlichen Dienst und Beamte: "Es ist einzusehen, dass heute ein Polizeibeamter, der besonderem Stress ausgesetzt ist, mit 60 Jahren vorzeitig in Pension gehen kann. Aber diese Regelung darf nicht für alle gelten. Ein Polizeibeamter im höheren Dienstgrad kann durchaus bis 65 Jahre arbeiten."

Weniger als 10 Prozent arbeiten bis zum regulären Rentenalter

Viele hätte das Problem noch nicht erkannt, kritisierte Schily: "Selbst sachkundige Menschen glauben, dass wenigstens 50 Prozent der Bevölkerung bis zum regulären Rentenalter von 65 Jahren arbeiten. In Wirklichkeit sind es weniger als 10 Prozent."

Bayerns Ministerpräsident Stoiber sagte der "Bild am Sonntag": "Um unseren Wohlstand zu erhalten, müssen wir in Zukunft mehr arbeiten." Da die Gewerkschaften IG Metall und ver.di "die Zeichen der Zeit einfach nicht zur Kenntnis" nähmen, müssten Belegschaften und Geschäftsführungen in den Betrieben selbst bestimmen dürfen, ob sie länger arbeiten wollen, um Arbeitsplätze zu sichern.

Der scheidende Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Erhard Geyer, wandte sich gegen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit für Beamte und die gleichzeitige Streichung des Urlaubsgeldes sowie Kürzungen beim Weihnachtsgeld. "Das können und werden wir nicht hinnehmen, dagegen werden wir protestieren."

"Akt der Solidarität mit den Arbeitslosen in Deutschland"

Mit Abstrichen beim Urlaub sollen die Deutschen nach Auffassung des Wirtschaftsrats der Union die Konjunktur in Schwung bringen. Der Präsident des Gremiums, Kurt Lauk, schlug in der "Welt am Sonntag"» vor, dass Arbeitnehmer "zur Finanzierung der Kranken und Alten und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze" auf einen Urlaubstag pro Jahr verzichten. Er sprach von einem "Akt der Solidarität mit den Arbeitslosen in Deutschland".

Der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, kritisierte Bestrebungen, zur Erhöhung der Arbeitszeit Feiertage zu streichen. Ein entsprechender Vorschlag von Finanzminister Hans Eichel (SPD) sei "eine sehr fantasielose Diskussionsform", sagte Huber der "Berliner Zeitung". Es gebe genug andere Spielräume, um die Wochen- und Jahresarbeitszeit zu steigern.

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