Die Truppe ist Geheimnis umwittert: Wer Mitglied der Bundeswehrspezialeinheit "Kommando Spezialkräfte" (KSK) ist, soll nicht nach außen dringen. Ebenso hält man es mit der genauen Zahl der harten Männer. An die 1000 sollen es sein und die müssen während ihrer mehrjährigen Ausbildung durch die Hölle gegangen sein: Kilometerlange Märsche mit 40 bis 50 Kilogramm Gepäck, unendlich viele Liegestützen und Überlebenslehrgänge mit einer Meute von Hunden, Dutzenden "feindlichen" Soldaten und Hubschraubern im Rücken - ohne Orientierungshilfe bei Wind und Wetter.
Kein Wunder also, dass die 1996 aufgestellte Truppe mit Sitz in Calw (etwa 30 Kilometer westlich von Stuttgart) mit Nachwuchssorgen kämpft. Ein Kommandoanwärterprogramm versucht, Abhilfe zu schaffen. Im beschaulichen 13 000-Seelen-Örtchen Pfullendorf bei Sigmaringen stehen die ersten Absolventen des im Oktober 2002 gestarteten Modellprogramms kurz vor der Halbzeit ihrer insgesamt vierjährigen Ausbildung. Im Sommer geht ihre Zeit im "Ausbildungszentrum Spezielle Operationen" zu Ende, von Juli an beginnt in Calw der zweite Teil ihrer Ausbildung. Danach geht es je nach Mission in alle Welt, wie etwa in der Vergangenheit nach Bosnien, ins Kosovo oder Mazedonien.
In gefährlicher Mission
In gefährlicher Mission war die KSK auch in Afghanistan. Rund ein halbes Jahr nach ihrer Rückkehr von dem mehrmonatigen Einsatzes wird Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am 5. Februar in Calw erwartet, wo er die Truppe auszeichnen will. Über ihren Auftrag ist offiziell nicht viel bekannt: Nach unbestätigten Angaben sollen sie an Kampfhandlungen und an so genannten Spezialaufklärungen beteiligt gewesen sein.
Vor dem Kommandoanwärterprogramm in Pfullendorf konnten nur ausgewählte Unteroffiziere und Offiziere die Eintrittskarte in das KSK ziehen. Jetzt ist dies auch für ungediente Freiwillige möglich. Voraussetzung sind neben der deutschen Staatsangehörigkeit, einer demokratischen Grundeinstellung und mittlerer Reife vor allem charakterliche, geistige und körperliche Eignung. Die Bewerber sollen nicht älter als 24 Jahre sein. Spätestens mit 39 ist es mit der KSK-Laufbahn vorbei.
Der Kick: zu den Besten zu gehören
"Zu den besten der Besten zu gehören ist ein Kick", sagt der 21 Jahre alte Rainer S. aus Ostdeutschland. Die Ausbildungszeit in Pfullendorf sei hart, man müsse auch außerhalb der Dienstzeit viel tun, Freizeit gebe es nicht viel. Er verdiene 1200 Euro netto im Monat, nach drei Jahren kämen noch 250 Euro brutto hinzu. "Wegen des Geldes macht das aber keiner hier", sagt der junge Mann im Tarnanzug.
Sein 24-jähriger Kamerad, ein ehemaliger Straßenbauer aus Ostdeutschland, meint: "In die KSK zu gehen, ist eine Berufsentscheidung. Spätestens wenn man merkt, dass der Rucksack wehtut, ist es mit den Wunschvorstellungen vorbei." Nach fünf Monaten sei bei ihm der Knackpunkt erreicht gewesen. Skrupel bei der Vorstellung, später im Einsatz auch mal auf jemanden schießen zu müssen, zeigen beide zumindest nach außen nicht. "Der Einsatz ist demokratisch legitimiert. Unsere Ziele sind meistens Terroristen."
Lehrgruppenkommandeur Oberstleutnant Wolfgang Schraut erklärt: "Wir brauchen keine Muskelprotze, sondern pfiffige Leute." Die Ausbilder legten größten Wert auf Teamfähigkeit, Charakterstärke, Stressresistenz und körperliche Belastbarkeit. "Es ist jedoch nicht alles messbar", sagt Schraut. Ehrlichkeit sei höchstes Gebot, "Nulltoleranz" gebe es, wenn einer versuche, Fehler zu beschönigen oder Stärke vorzutäuschen.