Der "teuerste Bürostuhl der Welt" ist bis zu den Rollen vergoldet, Lehne und Sitzfläche sind mit Seide überzogen. Kostenpunkt: 50.000 Euro. "Ich kann Ihnen den aber auch teurer machen - mit Diamanten besetzt", sagt der Designer Hadi Teherani aus Hamburg. Der Stuhl wird auf der Orgatec, der weltgrößten Büromöbelmesse in Köln, präsentiert wie ein Star. Er ist ein besonders ausgefallenes Beispiel für einen allgemeinen Branchentrend: Die Büroausstattung soll immer individueller und luxuriöser werden.
Thron für Manager
Von einem solchen Thron also soll der deutsche Manager künftig führen und feuern - oder gar mit dem Betriebsrat verhandeln? Teherani lächelt. "Nun ja, deutsche Manager gönnen sich so was eher im Stillen. Aber ich sage Ihnen, auch bei uns gibt es Manager, die sich jede Woche ein neues Auto kaufen. Außerdem, ich war kürzlich im Kreml, da stehen noch ganz andere Dinger rum."
Besser, schöner, teurer - das könnte das Motto dieser Orgatec sein, auf der sich von Dienstag bis Samstag 700 Unternehmen aus über 40 Ländern präsentieren. Die meisten der ausgestellten Großraumbüros sehen aus wie das Deck von Raumschiff Enterprise (neue Staffel natürlich). An jeder Ecke steht irgendein Designer mit einem Modell der menschlichen Wirbelsäule und erklärt, dass seine Stühle eine ergonomische Revolution bedeuten. Multinationals können nun einen Stuhl kaufen, dessen Sitzhärte den jeweiligen Landesvorlieben angepasst werden kann - von "französisch komfortabel" bis "skandinavisch kräftig".
Meist nur Prototypen
Manche Stühle sind halbe Roboter, die per Sensor in der Sitzfläche spüren, ob sie gerade besetzt sind und entsprechend die Heizung anstellen und die Kaffeemaschine einschalten. Fragt man aber nach dem Preis, erntet man verwunderte Blicke: "Keine Ahnung. Das ist ein Prototyp."
Das Vokabular dieser Messe klingt eher nach Aktivurlaub als nach Arbeitsalltag: Von Team-Trommeln im Seminarraum ist die Rede, von Ruheinseln, Palmeninstallationen, "Nesting Sofas" für vertrauliche Gespräche im Großraumbüro, Power-naps und Komfortzonen. Ist es eigentlich erwiesen, dass man besser arbeitet, wenn man's schön hat? "Das sind Erfahrungswerte", sagt ein Pressesprecher.
Die Entdeckung des Bürodufts
Nach dem Design, der Akustik und der Beleuchtung haben die Branchengurus nun auch noch die "Beduftung" der Büros entdeckt. Wenn es nach ihnen geht, braucht jeder Bereich seine eigene Duftmarke. "Für die Vorstandsetage zum Beispiel empfiehlt sich der Duft von Leder, Gewürzen und wertvollen Hölzern", erläutert Firmensprecher Joachim Sparenberg. "Und Moschus? Wie ist Moschus?", fragt eine Pressevertreterin. "Eher nicht", erwidert der Experte. Stuhl-Schöpfer Teherani würde es so ausdrücken: "Wir versuchen mal, Geschmack in die obere Ebene reinzubringen."
Bürostuhl Test: Hier geht es zum Bürostuhl Vergleich