Aufgrund der Virusgefahr während der Corona-Pandemie arbeiteten viele Unternehmen nahezu geschlossen im Homeoffice – und plötzlich wurde klar: Die Arbeit lässt sich von dort ebenso gut erledigen wie im Büro. So auch beim US-Computerhersteller Dell, wo diese Erkenntnis das Management zu großspurigen Ankündigungen verleitete.
Jeff Clarke, Vice Chairman und COO von Dell und bei dem Unternehmen verantwortlich für das Tagesgeschäft, sagte im Spätsommer 2020 – nach einigen Monaten im Homeoffice – voraus, man würde "nie wieder dazu zurückkehren, wie die Dinge einmal waren". Er ging davon aus, dass 60 Prozent seiner Angestellten komplett aus dem Homeoffice oder nur an ein oder zwei Tagen im Büro arbeiten würden. Diese Entwicklung schien ihn nicht zu stören, im Gegensatz. Doch fast drei Jahre später hat sich das grundlegend geändert.
Dell-Mitarbeitende sollen mindestens drei Tage ins Büro
Wie das Magazin "The Register" berichtet, holt Dell seine Mitarbeitenden wieder zurück in die Büros. An mindestens drei Tagen in der Woche sollen sie wieder vor Ort arbeiten, heißt es in einer internen Mail von Clarke. Zumindest gilt dies für alle Mitarbeitenden, deren Arbeitsweg nicht mehr als eine Stunde betrifft. Dell hat seit der Pandemie auch viele Arbeitskräfte eingestellt, die nicht in der Nähe der Büros wohnen – Clarke verkaufte dies als großen Vorteil der Covid-19-Zeit, da man dadurch auf einen "größeren Pool von Talenten" zurückgreifen könne.
Flexibilität soll bei dem Hersteller von Computern und Speichermedien dennoch gewahrt werden: Die Mitarbeitenden können selbst entscheiden, an welchen Tagen sie ins Büro kommen möchten. Auch soll es eine Übergangszeit geben. "Wir sind uns darüber im Klaren, dass es einige Zeit dauern wird, uns darauf vorzubereiten und uns daran zu gewöhnen, wieder regelmäßiger im Büro zu sein", zitiert "The Register" aus dem Memo von Clarke.
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Während Corona war Dell noch vom Homeoffice überzeugt
Das hört sich schon anders an als die Äußerungen des COO vor drei Jahren. Damals hatte er noch betont: "Arbeit ist etwas, das man tut, ein Ergebnis, nicht ein Ort oder eine Zeit." Unternehmenschef Michael Dell hatte sich im vergangenen September noch ganz ähnlich geäußert: "Meiner Erfahrung nach macht man einen Fehler, wenn man auf vorgegebene Arbeitszeiten in einem traditionellen Büro setzt, um die Zusammenarbeit zu fördern und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu seiner Organisation zu vermitteln."

Dell gehört mit seinem Rückzieher zu einer ganzen Reihe von Tech-Unternehmen, die wieder vom Homeoffice abrücken. Bei Unternehmen wie Apple oder Amazon herrscht zunehmend wieder Anwesenheitspflicht. IBM-CEO hatte zuletzt gewarnt, dass Mitarbeitende, die viel im Homeoffice arbeiten würden, schlechtere Chancen hätten, befördert zu werden.
Quellen: "The Register" / "Seeking Alpha" / LinkedIn / CNN