Die Stimmung bei den kleinen und mittleren Unternehmen hellt sich allmählich auf. Erstmals seit einem Jahr schätzt die Mehrheit der Mittelständler ihre Geschäftslage wieder als gut ein, wie der Verein Creditreform am Donnerstag in München mitteilte. Der Tiefpunkt sei offenbar durchschritten, ein wirklicher Aufschwung aber noch nicht in Sicht, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Rödl: "Die Stimmung schwankt zwischen Hoffen und Bangen."
Von den befragten 4.100 Betrieben bewerteten 23 Prozent ihre Geschäftslage als gut, nur noch 18 Prozent als schlecht. Die überwiegende Mehrheit hält ihre aktuelle Geschäftslage für befriedigend bis ausreichend. Nur noch 36 Prozent der Mittelständler verzeichneten sinkende Umsätze, ein steigender Anteil von 23 Prozent macht gegenwärtig mehr Umsatz als noch im Frühjahr. Bei den Umsatzerwartungen für das nächste halbe Jahr halten sich positive und negative Prognosen mit je 22 Prozent inzwischen sogar die Waage.
Zwar rechnet eine Mehrheit von 41 Prozent der Betriebe mit weiter sinkenden Erträgen. Aber auch hier stimme der Trend optimistisch: Vor einem Jahr seien noch 49 Prozent pessimistisch gewesen, erklärte Rödl.
Neuer Pleiterekord zeichnet sich ab
Die Investitionsbereitschaft bleibe allerdings auf sehr niedrigem Niveau: "Nur jeder dritte Unternehmer ist bereit, im kommenden halben Jahr zu investieren", sagte Rödl. Zwei Drittel dächten nicht daran. Nicht einmal ein Fünftel der Mittelständler verfüge über ausreichend Eigenkapital. Ein neuer Pleitenrekord zeichne sich ab: "Für das Gesamtjahr rechnet Creditreform mit 40.000 Unternehmens-Insolvenzen."
Trübe bleibt die Aussicht auch für den Arbeitsmarkt: Nur acht Prozent der Klein- und Mittelbetriebe wollen ihren Personalbestand im kommenden halben Jahr aufstocken. Aber 23 Prozent planen einen weiteren Stellenabbau.
Als "Sand im Getriebe" benannten 89 Prozent der Mittelständler eine überbordende Bürokratie. An erster Stelle wurden zu komplizierte Steuergesetze genannt. Von der geplanten Steuersenkung erwarten über die Hälfte keine Vorteile.
Unternehmen schwanken zwischen Optimismus und Pessimismus
Eine am Dienstag in Berlin veröffentliche Umfrage der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young ergab, dass die große Mehrheit der Manager im Mittelstand und großen Firmen keinen baldigen Aufschwung erwartet. Die deutschen Unternehmen schwanken bei der Beurteilung der konjunkturellen Aussichten offenkundig zwischen Optimismus und Pessimismus. Nur 21 Prozent glauben an eine rasche Besserung. Andererseits rechnen 41 Prozent mit Auftrags- und 40 Prozent mit Exportzuwächsen.
Mehr als zwei Drittel der Führungskräfte gehen davon aus, dass sich die Krise am Arbeitsmarkt weiter verschärft. „Der Aufschwung in Deutschland ist mehr Wunsch als Wirklichkeit“, urteilte Cap Gemini Ernst & Young. Obwohl „das Schlimmste vorbei ist, besteht keineswegs Grund zu Optimismus“. Die Großzahl der Unternehmen halte sich nach wie vor mit Investitionen zurück. Der Umfrage zufolge schätzen 42 Prozent der über 1.800 befragten Führungskräfte die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden sechs Monate negativ ein, 37 Prozent rechnen mit einem Verharren auf dem momentanen Niveau.
Neben den 41 Prozent mit optimistischer Einschätzung erwarten 36 Prozent keine Veränderung bei der Auftragslage in den nächsten sechs Monaten. Lediglich 23 Prozent halten eine Verschlechterung für möglich. Der Silberstreif am Horizont werde eher durch die Entwicklung im Ausland - vor allem in den USA - als in Deutschland erzeugt, wo der private Konsum weiter schwach sei.
Nach Einschätzung einer deutlichen Mehrheit (63 Prozent) bringt das Vorziehen der Steuerreformstufe 2005 auf 2004 keine Konjunkturimpulse. Dies verhinderten Belastungen an anderer Stelle und die hohe Arbeitslosigkeit. 23 Prozent der Manager rechnen damit, dass das Projekt den von der Bundesregierung erhofften Effekt tatsächlich bringt. Die Unternehmensberatung verwies allerdings darauf, dass die Befragten Besserverdienende seien, die von der Gegenfinanzierung durch das Schließen von Steuerschlupflöchern persönlich stark betroffen wären.
Euro als Exportbremse
Den Angaben zufolge sehen 41 Prozent der Führungskräfte eine Verstetigung der Exporte auf jetzigem Niveau und 19 Prozent einen Rückgang. Der starke Euro dürfte sich weiter als Exportbremse erweisen. Die Hälfte der beteiligten Manager (47 Prozent) erwarten, dass die europäische Gemeinschaftswährung so stark bleibt wie gegenwärtig. 30 Prozent glauben gar an eine weitere Euro-Aufwertung.
71 Prozent der Manager rechnen im nächsten halben Jahr mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, nur acht Prozent sehen eine Tendenz zur Besserung. Für einen spürbaren Rückgang der Arbeitslosenzahlen müssten „die konjunkturellen Auftriebskräfte nachhaltig an Stärke gewinnen“.
Die jüngere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland wurde von fast der Hälfte negativ beurteilt. 46 Prozent gaben an, dass sich das unternehmerische Umfeld seit Anfang des Jahres verschlechtert habe. Nur elf Prozent sprachen von einer Besserung. 45 Prozent der Manager befürchten einen Anstieg der Steuerlast der Unternehmen.