Für 2000 Quelle-Mitarbeiter ist dieser Freitag der letzte Arbeitstag - und der wurde von neuen Hiobsbotschaften begleitet. Dem insolventen Versandhaus drohe erneut ein massiver Engpass bei der Finanzierung des laufenden Geschäfts, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Die Post-Tochter DHL stellte zeitweise bereits den Transport von Quelle-Paketen eingestellt, weil das Fürther Traditionsunternehmen hohe Rechnungen bislang nicht bezahlt habe. Anfang kommender Woche soll der Ausverkauf bei Quelle mit rund 18 Millionen Waren beginnen.
DHL nahm die zwischenzeitlich eingestellte Auslieferung der Quelle-Artikel am Mittag wieder auf. Post-Chef Frank Appel sagte nach Verhandlungen mit Quelle und dem Insolvenzverwalter: "Nachdem jetzt sichergestellt ist, dass unsere Dienstleistungen bezahlt werden, fahren wir ab heute den Service wieder hoch und erbringen wie gewohnt die Leistungen." DHL hatte nach Angaben eines Sprechers den Versand eingestellt, um Schaden vom eigenen Unternehmen abzuwenden. Eine Fortsetzung des Lieferstopps hätte den geplanten Ausverkauf bei Quelle gefährdet.
"Die Unsicherheit lässt die Menschen verzweifeln"
Nach Gesprächen mit der Quelle-Insolvenzverwaltung hatte Verdi-Handelsexperte Johann Rösch schon zur Wochenmitte geklagt, dass unklar sei, ob die Post bereit sei, die Ware, die noch in den Lagern liege, auch weiter auszuliefern. Dies hänge davon ab, ob die Rechnungen beglichen werden könnten. "Die Unsicherheit lässt die Menschen bei Quelle verzweifeln", klagte Gewerkschafter Rösch.
Knapp 6000 Mitarbeiter sollen nach den Vorstellungen von Insolvenzverwalter Görg bei Quelle vorerst weiterbeschäftigt werden, um den Ausverkauf des Versandunternehmens abzuwickeln.
Banken steigen aus
Grund für die weitere Verschärfung der Lage bei Quelle ist laut "Süddeutscher Zeitung", dass die mit der Finanzierung des Geschäftsbetriebs betrauten Banken Valovis, Commerzbank sowie die Landesbank BayernLB abrupt ihr Engagement beendet haben. Der Vorstandschef der Valovis-Bank, Robert Gogarten wird mit den Worten zitiert: "Mit Bekanntgabe der Liquidation von Quelle am Abend des 19. Oktober war für uns Schluss."
Das bisherige Engagement der drei Banken über ein sogenanntes Factoring-Konstrukt sei "für die Finanzierung des laufenden Geschäftsbetriebes existenziell" gewesen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf ein Schreiben des Versandhauses an Lieferanten. Dadurch, dass die Geldhäuser nun ausgestiegen seien, werde Quelle "absehbar in eine sehr kritische Liquiditätssituation geraten". Görg prüfe daher, ob er einen Antrag auf Masseunzulänglichkeit beim zuständigen Insolvenzgericht stellen müsse. Auch werde "geprüft, ob die laufenden Bestellungen bezahlt werden können".
Ein Sprecher von Görg bestätigte der Zeitung demnach die Echtheit des Schreibens, das vom 29. Oktober, datiere. Es sei "rein vorsorglich verschickt worden". Im Brief heißt es demnach, man gehe davon aus, "dass die Liquiditätsunterdeckung nur vorübergehender Natur" sein werde.