STARTUP Mieses Image - na und?

Bei Thomas Strunz ist die Flasche noch lange nicht leer. Der Ex-Fußballer ist jetzt Unternehmer.

Herr Strunz, sind Sie einer dieser Arbeitslosen, die aus lauter Verzweiflung eine Firma gründen, weil sie keinen anderen Job finden?

Nein. Ich habe mich ja selber entschlossen, meine Fußballerkarriere zu beenden, und hatte mir schon länger Gedanken gemacht: Was kommt eigentlich danach? Außerdem bin ich seit fünf Jahren Teilhaber der Medienproduktion Lynxandfriends - also auch Unternehmer.

Dann haben Sie einige Mitarbeiter angeheuert und beraten jetzt mit Strunzandfriends Fußballer und andere Sportler?

Ja, denn ich weiß, dass es in diesem harten Geschäft Fußball einen Markt für professionelle Beratung gibt. Ich habe selber als Profi erlebt, was es da gibt. Gute wie schlechte.

Was macht ein Spielerberater?

Ein Spielerberater ist ein Unternehmensberater, spezialisiert auf die Ich-AG Profi-Fußballer.

Sie könnten doch sicher von den Zinsen Ihrer Ersparnisse gut leben. Wieso tun Sie sich diesen Job mit miesem Image an?

Das passt doch: Fußballer haben auch einen miesen Ruf. Da habe ich mich ja zumindest nicht verschlechtert (lacht). Ich hatte keine Lust mehr auf Fußball, und heute sagen mir viele: »Schade, Sie haben aber früh aufgehört.« Da kann ich mir zwar nichts für kaufen, aber das Gefühl ist toll. Ich bin kein Typ, der sich nach der Karriere an den Strand legt und nachdenkt, auf welchen Golfplatz er als Nächstes geht. Arbeiten macht mir Spaß.

Fühlen Sie sich schon als Unternehmer?

Man gewöhnt sich schnell daran. In Deutschland gründet man ja nicht mal eben so. Da sind viele Regeln zu beachten, Dinge, die einen auch mal behindern und lähmen können.

Was hat Sie gelähmt?

Wenn man beispielsweise eine GmbH gründet, muss man die erst mal ins Handelsregister eintragen lassen. Das dauert. In Mietverträgen oder für das Telefon braucht man dann aber schon die Handelsregisternummer, die man noch nicht hat. Da fasst man sich doch an den Kopf.

Hat Ihnen Ihr Name keine Türen geöffnet?

Alles hat Vor- und Nachteile: Bei jedem Geschäftsgespräch musste ich mich erst mal eine halbe Stunde über Fußball unterhalten. Auch bei der Bank bin ich noch der Fußballer Thomas Strunz. Das nervt manchmal. Aber wenn es dann ums Geschäft geht, haben die ihre Richtlinien - da könnte ich auch der Kaiser von China sein.

Wir haben gelesen, Sie hätten Abitur gemacht und danach eine Banklehre - gute Voraussetzungen für die Selbstständigkeit?

Da ist es wohl an der Zeit, mit Gerüchten aufzuräumen: Ich habe mich nur bis zum Fachabitur durchgemogelt. Und ich habe mal auf Vermittlung meines damaligen Vereins drei Monate bei der Ärzte- und Apothekerbank in Düsseldorf gearbeitet. Banklehre kann man das nicht nennen. Da habe ich im Wesentlichen gelernt, wie man Krawatten bindet, Kaffee kocht und kopiert. Das konnte ich zum Schluss allerdings perfekt.

Was hätten Sie gemacht, wenn Sie keine Firma gegründet hätten?

Ich kann mir immer noch vorstellen, irgendwann mal Trainer zu werden. Aber dafür bin ich noch nicht alt genug.

Wie lange geben Sie sich, bis die ersten Gewinne gemacht werden?

(grinst) Die machen wir schon. Zwar klein, aber fein. Schließlich sind unsere Kosten überschaubar: Als Spielerberater braucht man ein funktionierendes Netzwerk und keine Maschinen.

Wie viel Zeit verbringen Sie in der Firma?

In der Regel bin ich maximal zwei Tage pro Woche im Büro, den Rest der Zeit bin ich unterwegs. Meinen Koffer mit ein paar Hemden habe ich immer im Auto. Wenn jemand etwas von mir will, muss ich da sofort hin, schließlich bin ich Dienstleister. Und das Nomadendasein bin ich ja gewohnt. In der Transferzeit von Februar bis April kommen so 80 bis 100 Wochenstunden zusammen. Außer Schlafen ist da nicht mehr viel drin. Aber nur so hat man Erfolg.

Klingt nach Workaholic.

Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Das habe ich als Fußballer so gehalten, und das mache ich auch als Berater so.

Interview: Giuseppe Di Grazia/ Jan Boris Wintzenburg

PRODUKTE & TIPPS