Nach dem schwachen Auftritt gegen Österreich vor Wochen in Wien beendete die deutsche Nationalmannschaft gestern gegen Euro-Gastgeber Schweiz eindrucksvoll jede Diskussion über Form und Personal mit einem Schlag. Die Truppe von Bundestrainer Jogi Löw zeigte den Schweizern mit dem klaren 4:0-Sieg in Basel die Grenzen auf. Nicht nur das Ergebnis ist beeindruckend, sondern auch die Art und Weise des Auftritts macht Lust auf den Euro-Sommer in den Alpen-Ländern. Unser Team agierte sehr kompakt, aggressiv im Zweikampf und immer wieder den Weg nach vorne suchend. Und das über die gesamte Spielzeit. Eine starke Leistung.
Die Personaldiskussionen dürften sich erledigt haben. Als erstes wäre da die Torwart-Frage. Jens Lehmann hat nach seinem ruhigen und souveränen Spiel gestern Abend die richtigen Antworten gegeben. Auch wenn er kaum schwierige Situationen zu meistern hatte, strahlte er doch Sicherheit aus. Und vor allem: Er dirigierte seine Abwehr lautstark und war präsent. Das ist enorm wichtig.
An Gomez führt kein Weg vorbei
Auch die Frage nach der Besetzung im Sturm, im Moment das Paradestück der deutschen Elf, hat gestern deutliche Erkenntnisse geliefert. Ein überragender Mario Gomez ist die ideale Ergänzung zum gesetzten Miro Klose. Der junge Stuttgarter erzielte zwei tolle Tore, als die Partie so lief, wie er es braucht. Wenn er Platz hat und das Spiel schnell wird, ist Gomez nicht zu schlagen. Im Mittelfeld haben sich Thomas Hitzlsperger und später Simon Rolfes als echte Alternativen erwiesen. Sie sind in der Lage, gemeinsam mit einem starken Michael Ballack unserem Spiel die nötigen Impulse zu geben und Torsten Frings zu ersetzen.
"Was meinen Strunz?"
Thomas Strunz ist ehemaliger Fußball-Profi und Manager. Er spielte als Mittelfeldspieler in Duisburg, Stuttgart und München. Strunz wurde u.a. fünfmal Meister und gewann einmal die Champions League. 1996 der größte Erfolg: Mit Kumpel Jürgen Klinsmann wurde er Europameister. Seit dieser Saison gehört Thomas Strunz auch zum Fußball-Expertenteam des Deutschen Sportfernsehens (DSF). Für stern.de kommentiert der Experte exklusiv und regelmäßig das Abschneiden der deutschen Champions-League-Teilnehmer.
Sehr gefreut habe ich mich, dass Bundestrainer Jogi Löw dem Schalker Heiko Westermann in der Innenverteidigung eine Bewährungschance gegeben hat. Sollte Christoph Metzelder nach seiner Verletzung nicht rechtzeitig fit werden, steht eine richtig gute Alternative bereit. Der Schalker Allround-Verteidiger, der jede Position in der Viererkette spielen kann, hat sich kopfballstark und laufstark als erster Metzelder-Ersatz gezeigt. Gemeinsam mit Per Mertesacker stand er defensiv sehr stabil und hatte die Schweizer Angreifer gut im Griff.
Schweinsteiger macht mir Sorgen
Einzig Bastian Schweinsteiger macht mir momentan Sorgen. Gestern wirkte er übermotiviert. Ich hoffe für ihn und uns, dass er in den kommenden Wochen noch genügend Einsätze beim FC Bayern bekommt, in denen er Selbstvertrauen und Sicherheit tanken kann. Ein Schweinsteiger in Topform kann die Nationalmannschaft noch einmal nach vorne bringen. Das ist umso wichtiger, da wir für seine Position auf der linken Außenbahn keine starke Alternative haben.
Natürlich darf man Testspiele in dieser Phase nicht überbewerten, doch der psychologische Faktor spielt bei einem Turnier immer eine wichtige Rolle. Die deutsche Elf hat gestern Abend in Basel einiges auf diesem Terrain getan.
Meine EM-Elf würde heute wie folgt aussehen. Ich bin gespannt, ob ich der Start-Elf des Eröffnungsspiels unserer Mannschaft nahe komme:
Tor:
Jens Lehmann
Abwehr:
Philipp Lahm, Per Mertesacker, Heiko Westermann, Marcel Jansen
Mittelfeld:
Bernd Schneider, Michael Ballack, Torsten Frings, Bastian Schweinsteiger
Sturm:
Mario Gomez, Miro Klose