Immobilienkrise Ein Zimmer – ohne Küche und Bad: Bootshaus in Neuseeland für zwei Millionen Dollar verkauft

Bootshäuser in Neuseeland
Ein Bootshaus, ähnlich wie diese, wurde in Neuseeland für astronomische zwei Millionen Dollar verkauft
© Pond5 / Imago Images
In den vergangenen Jahren sind die Preise für Immobilien weltweit stark gestiegen. In Neuseeland ist diese Krise aber wahrlich zu einem Wahnsinn geworden: Sogar unbewohnbare Häuser werden zu absurd hohen Preisen verkauft.

Inflation, Coronapandemie, Niedrigzinsen: Sparer investierten in den vergangenen Jahren vermehrt in Immobilien, um ihren Wohlstand zu sichern. Mit deutlich spürbaren Folgen. Die Preise für Häuser und Wohnungen stiegen in teilweise absurde Höhen. Aber nicht nur in Deutschland oder Europa können sich Normalverdiener oftmals schlicht keine Immobilie mehr leisten.

Besonders deutlich wird die Krise in Neuseeland. In Auckland, im Norden des Landes, wurde kürzlich ein Bootshaus verkauft, das diesen Namen eigentlich gar nicht verdient hat. Das berichtet unter anderem der britische "Guardian". Die umgebaute Garage mit eigenen Steg ist denkmalgeschützt und verfügt weder über ein Schlafzimmer, noch über eine Küche oder eine Toilette. Dennoch legte ein Käufer astronomische zwei Millionen neuseeländische Dollar (1,13 Millionen Euro) dafür auf den Tisch. 

Neuseeland: Bootshaus ohne Toilette für zwei Millionen Dollar verkauft

Wohlgemerkt: Nicht, um das Bootshaus sein Eigen nennen zu können. Mit dem Kauf hat er nicht das Eigentumsrecht erworben, sondern nur eine Nutzungslizenz. Die Bebauungsvorschriften besagen zudem, dass der Schuppen nicht dauerhaft bewohnt oder hier übernachtet werden darf. Es ist ausdrücklich als "Ferienhütte" ausgeschrieben, nicht als Wohnsitz. 

Es mag absurd klingen, aber die Immobilienpreise in Neuseeland sind derzeit auf Talfahrt. Im Vergleich zum Höhepunkt während der Coronapandemie sind die Preise bis heute um knapp 18 Prozent gefallen. Doch noch immer liegt der durchschnittliche Wert eines Einfamilienhauses bei 950.000 Dollar (536.000 Euro) – ungefähr das Zwölffache des durchschnittlichen Haushaltseinkommen. 

Insbesondere in Großstädten werden noch immer horrende Preise für Wohnungen und Häuser aufgerufen. Im vergangenen Jahr ging ein heruntergekommenes Haus in Auckland, dessen Zustand der Immobilienmakler als "katastrophal" bezeichnete, für 1,7 Millionen Dollar (960.000 Euro) über den Ladentisch. Eine jahrelang verlassene Villa ohne Toilette und mit eingeschlagenen Fenstern wurde gar für knapp 2,1 Millionen Dollar (1,2 Millionen Euro) verkauft. 

Inflation trieb die Preise in die Höhe – Maßnahmen der Regierung sorgte für Immobilien-Abschwung

Der Grund für diese abenteuerlichen Preise liegt in erster Linie in der Inflation durch die Coronapandemie und den Ukraine-Krieg. Anfang 2020 lag der durchschnittliche Preis für ein Einfamilienhaus in Neuseeland bei knapp 755.000 Dollar (426.000 Euro) und stieg innerhalb von zwei Jahren auf 1,1 Millionen Dollar (621.000 Euro). Die Regierung reagierte mit einer Verschärfung der Steuervorschriften für Immobilieninvestoren, die Zentralbank erhöhte mehrmals den Leitzins. 

Die steigenden Kreditkosten gaben die Banken durch immer weiter steigende Hypothekenzinsen an ihre Kunden weiter. Die Folge: Ein drastischer Abschwung des Immobilienmarktes. Das Finanzministerium sagte im vergangenen Monat voraus, dass die Preise für Häuser und Wohnungen bis Ende 2023 um 21 Prozent gesunken sein werden – im Vergleich zum Höhepunkt im Jahr 2021. 

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Dennoch bleiben Immobilien die wichtigste Vermögensanlage in Neuseeland. Da es im Land keine Kapitalertragssteuer gibt und eine langfristige Wohnungsnot besteht, investieren viele Sparer ihr Geld in "Steine". Laut der neuseeländischen Zentralbank sind 57 Prozent des gesamten Landesvermögens in Immobilien gebunden. 

Auch wenn die Zinserhöhungen zu einem deutlichen Sinkflug der Preise geführt hat, brechen einige Hausverkäufe noch immer Rekorde – wie auch der des Bootshauses in Auckland. 

Hinweis: In der ursprünglichen Fassung dieses Textes war von "Hausboot" statt von "Bootshaus" die Rede. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

Quellen: The Guardian, 1News.

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