Es dürfte der größte Börsengang aller Zeiten werden: 25 Milliarden Dollar (19,3 Milliarden Euro) will der chinesische Internetriese Alibaba an der Börse einnehmen, ab Freitag werden die Aktien in New York gehandelt. Derzeit ist Alibaba hierzulande noch weitgehend unbekannt. Mit dem Geld von der Börse könnte die chinesische Version von Amazon aber auch außerhalb seines Heimatmarktes groß werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist überhaupt Alibaba?
Streng genommen ist Alibaba nicht nur das chinesische Amazon, sondern auch das chinesische Ebay und das chinesische Paypal. Die Alibaba-Gruppe beherrscht mit ihren Firmen etwa 80 Prozent des Onlinehandel in China und soll bereits mehr Waren verkaufen als Amazon und Ebay weltweit zusammen. Zum Imperium gehört Alibaba.com, ein riesiger Großhandel für gewerbliche Händler. Taobao ist ein Online-Auktionshaus mit 500 Millionen registrierten Nutzern und hat Ebay aus dem chinesischen Markt weitgehend verdrängt. AliPay ist das führende Online-Bezahlsystem in China.
Wer steckt hinter dem Unternehmen?
Gründer Jack Ma ist der Steve Jobs Asiens. Er gilt als Visionär, Verkaufstalent und begeisternder Redner. Von den Mitarbeitern wird er ähnlich kultisch verehrt wie einst der Apple-Chef. Frisch verheirateten Mitarbeitern gibt er persönlich seinen Segen. Im vergangenen Jahr gab Ma seinen Posten als Vorstandsvorsitzender von Alibaba ab und fungiert seitdem als Chef des Verwaltungsrates. Der ehemalige Englischlehrer gründete Alibaba vor 15 Jahren mit einem Startkapital von 60.000 Dollar, die er bei Freunden eingetrieben hatte. Heute schätzt das US-Magazin Forbes das Vermögen des 49-Jährigen auf 8,5 Milliarden Euro.
Was kann man beim deutschen Alibaba kaufen?
Noch präsentiert sich Alibaba in Deutschland nicht wirklich professionell. Das Angebot der Seite german.alibaba.com gliedert sich in klassische Kategorien wie "Auto & Motorrad", "Bekleidung" oder "Haus & Garten". Die meisten Produkte kommen aus China, die Mindestbestellmenge liegt oft bei mehreren Hundert Stück. Die Seite scheint komplett automatisch ins Deutsche übersetzt zu werden, was zu so komischen Artikelbeschreibungen führt wie "tragbare Audios mit dem lautes geräusch" (wahrscheinlich Bluetooth-Lautsprecher) oder "2014 neuankömmling modische turkish sex". Verstörendes Highlight: "Jungfrau-brasilianisches Menschenhaar" für nur 38 US-Dollar. Die deutsche Version von Aliexpress.com ist ähnlich gruselig übersetzt, für Privatkäufer aber sinnvoller, weil man die Chinaware hier einzeln und nicht kartonweise kaufen kann.
Können Amazon und Ebay bald einpacken?
Der Börsengang soll Alibaba das Geld für die globale Expansion bringen. Inwieweit der Konzern wirklich die amerikanischen Platzhirsche wie Amazon in ihren Stammmärkten angreifen will, ist unklar. Wahrscheinlich ist, dass Alibaba in Schwellenländern vorne dabei sein will, die noch nicht vollkommen amazonisiert sind. Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass sich Alibaba an seinem indischen Konkurrenten Snapdeal beteiligen will. Jack Ma selbst beschrieb seine Strategie vor Jahren einmal so: "Ebay mag ein Hai im Ozean sein, aber ich bin das Krokodil im Jangtse-Strom. Wenn wir im Ozean zum Kampf antreten, werden wir verlieren - aber wenn wir im Fluss kämpfen, werden wir gewinnen." Man wird sehen, ob sich das Krokodil mittlerweile stark genug fühlt, den Hai in seinen Gewässern anzugreifen.
Wer profitiert von dem Börsengang?
Der kriselnde US-Internetkonzern Yahoo dürfte besonders laut jubeln. Er besitzt rund 23 Prozent an Alibaba und kann nun Anteile im Milliardenwert verkaufen. Größter Anteilseigner ist die japanische Softbank mit rund 37 Prozent. Alibaba-Gründer Jack Ma hält immerhin noch 7,3 Prozent der Anteile. Er ist nun unumstritten der reichste Chinese.