Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn will Unternehmenschef Hartmut Mehdorn keine weiteren Zugeständnisse an die Lokführergewerkschaft GDL machen. "Wir können uns das schlicht nicht leisten", sagte Mehdorn in der ARD zu den Forderungen der GDL. Die Gewerkschafter verlangen einen eigenständigen Tarifvertrag und Lohnerhöhungen bis zu 31 Prozent. Diese Forderungen seien außerhalb jeder Normalität, kritisierte Mehdorn und verwies auf die Einigung mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA über eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent. Das sei der höchste Abschluss, den es in diesem Jahr in Deutschland gegeben habe.
Bahn-Personalchefin Margret Suckale sagte im ZDF-Morgenmagazin, den Lokführern sei es egal, ob es einen eigenständigen Tarifvertrag gebe. Wichtiger seien familienfreundliche Schichtpläne. Zudem müsse die Tarifeinheit bei der Bahn erhalten bleiben. Es gebe 25 Ausbildungsberufe in dem Unternehmen. Jede Berufsgruppe könne die Bahn zum Erliegen bringen. Die Managerin kritisierte die Drohung der GDL, Streiks künftig möglicherweise nur noch kurzfristig anzukündigen. Dies müssten die Kunden ausbaden.
Tiefensee setzt auf Vernunft der Tarifpartner
Das Unternehmen habe aber gute Erfahrungen mit dem Notfahrplan in der vergangenen Woche gemacht. "Wir haben Ersatzfahrpläne für jeden Tag", sagte Suckale. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee will weiter nicht direkt in den Konflikt eingreifen und verwies auf die Tarifautonomie in Deutschland. "Der Gesprächsfaden darf nicht abreißen", sagte der SPD-Politiker in der ARD. Die Tarifpartner müssten an den Tisch und möglichst schnell eine Lösung finden. Zwar spreche er mit Mehdorn und GDL-Chef Manfred Schell, sagte Tiefensee. Die Politik werde sich aber heraushalten. Die GDL rief die Lokführer zu einem dreistündigen Ausstand auf und setzte der Bahn eine Frist bis (zum morgigen) Dienstagmittag, ein Angebot für einen eigenständigen Tarifvertrag vorzulegen. Andernfalls könne es weitere Streiks geben.