Börsenmarkt Magische 6300-Punkte-Marke geknackt

Unerwartet gute Zahlen haben dem Dax am Mittwochmittag den höchsten Stand seit September 2008 beschert. Der Sprung über die Marke von 6300 Punkten konnte den deutschen Derivatemarkt jedoch nur kurzzeitig beleben.

Unerwartet gute Zahlen des führenden US- Finanzkonzerns JP Morgan Chase und des Halbleiterkonzerns Intel haben dem Dax am Mittwoch zeitweise den höchsten Stand seit September 2008 beschert. Der Leitindex kletterte vorübergehend über 6300 Punkte. Zum Handelsschluss lag der Dax dann noch um 0,76 Prozent höher bei 6278,40 Punkten und erreichte damit ein neues Jahreshoch. Der MDax stieg um 1,57 Prozent auf 8457,52 Punkte. Der TecDax gewann 0,80 Prozent auf 847,03 Punkte.

Der Sprung des Dax über die Marke von 6300 Punkten am Mittwochmittag hat den deutschen Derivatemarkt nur kurzzeitig belebt. "Wir haben in diesem Zusammenhang bloß ein kurzzeitiges Aufflackern an Orders gesehen, weil bei vielen Puts Stopp-Loss-Marken gerissen wurden", sagte Händler Simon Görich von der Baader Bank. Ralf Bendig von ICF Kursmakler berichtete zudem von Verkäufen in Dax-Calls, die bei 6300 Punkten durch Limits automatisch ausgeführt wurden. "Aber bewusste Verkaufs- oder gar Kaufentscheidungen habe ich heute nicht beobachtet."

"Der Dax bewegt sich nur wenig, das nimmt Enthusiasmus aus dem Markt", sagte Ralf Bendig. Zwar pendelte der Dax im Tagesverlauf in einer Bandbreite von 55 Punkten. Allerdings beschränkten sich die Bewegungen überwiegend auf die Mittagszeit.

"Nach der leichten Enttäuschung durch Alcoa haben die guten Intel- Zahlen den Markt wieder in die Spur gebracht", hielt Marktanalyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG dagegen . Am Nachmittag habe dann der Bericht der Bank JPMorgan nochmals neuen Schub gegeben. Ähnlich äußerte sich Branchenkollege Mark Rohles von IG Markets. Er sah in den Geschäftsberichten aus den USA "faustdicke Überraschungen", die von den Anlegern sehr positiv aufgenommen worden seien.

Insbesondere Bankenwerte profitierten von den Zahlen des US- Konkurrenten: Aktien der Deutschen Bank gewannen 3,13 Prozent auf 59,600 Euro, die Papiere der Commerzbank verteuerten sich um 2,17 Prozent auf 6,496 Euro. Im MDax profitierten Postbank-Titel mit plus 4,35 Prozent auf 24,960 Euro indes vor allem von einem "Handelsblatt"-Bericht, wonach die Vorkehrungen der Deutschen Bank für eine Integration der Postbank weiter fortgeschritten seien als bekannt und eine komplette Übernahme nur noch eine Frage der Zeit sei. Deutsche-Bank-Chef Ackermann hatte zuletzt aber gesagt, bei der vollständigen Postbank-Übernahme nicht unter Zeitdruck zu stehen.

Vom positiven Intel-Impuls profitierten derweil besonders Infineon-Aktien mit plus 2,78 Prozent auf 5,211 Euro. Im Automobilsektor gewannen die Dax-notierten Vorzüge von Volkswagen als Index-Spitzenreiter 3,24 Prozent auf 69,69 Euro. Händler verwiesen auf Gerüchte, wonach der Autobauer kurzfristig keine engere Allianz seiner Lkw-Sparte mit MAN und Scania plant. VW ist an beiden Unternehmen als Großaktionär beteiligt. Die Papiere von MAN und Scania reagierten nicht erkennbar auf die Gerüchte.

Daimler-Titel verteuerten sich um 1,86 Prozent auf 36,670 Euro. Die Stuttgarter bekräftigten ihr Ergebnisziel für 2010 und wollen beim Pkw-Absatz doppelt so schnell wachsen wie der Markt.

Nach guten Zahlen für das Auftaktquartal gewannen Aktien von Gerresheimer 6,13 Prozent auf 25,950 Euro. Papiere von Hugo Boss setzten nach einer laut Händlern erfolgreichen Analystenpräsentation und positiven Studien ihre Rekordfahrt fort und sprangen um 6,22 Prozent auf 31,760 Euro hoch.

Der EuroStoxx 50 schloss mit Gewinnen von 0,66 Prozent bei 3008,03 Punkten. Für die Leitindizes in Paris und London ging es ebenfalls nach oben. Auch der Dow Jones notierte zum europäischen Handelsschluss höher.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,80 (Montag: 2,82) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 124,70 Punkte. Der Bund Future gewann 0,11 Prozent auf 123,11 Punkte. Der Referenzkurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte ihn auf 1,3615 (Dienstag: 1,3583) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7345 (0,7362) Euro.

DPA · Reuters
DPA/Reuters