Der Autokonzern DaimlerChrysler verhandelt mit Kaufinteressenten für seine angeschlagene US-Sparte Chrysler. Dies berichtete Vorstandschef Dieter Zetsche auf der Hauptversammlung in Berlin. Einige potenzielle Partner hätten "klares Interesse" bekundet. Für 2007 kündigte Zetsche einen neuen Absatzrekord für Mercedes an. Im Gesamtkonzern soll der Absatz aber nur leicht steigen und der Umsatz bei 151 Milliarden Euro stagnieren. Zetsche nannte keine Details zu den Verhandlungen über die Zukunft Chryslers. Das Management wolle sich "alle Optionen offen halten" und brauche größtmöglichen Handlungsspielraum. Sein Zwischenfazit lautete: "Alles läuft nach Plan."
Kleinaktionäre haben eine schnelle Trennung von der verlustreichen US-Tochter Chrysler gefordert. "Ein Verbleib von Chrysler im Konzern ist keine Option", sagte der Sprecher der Kleinaktionärsvereinigung DSW, Hans Richard Schmitz. "Was fehlt, ist die klare und schnelle Exekution des Verkaufs", sagte der Rechtsanwalt. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche solle nicht länger zaudern, forderte er. Andernfalls übernehme ein Finanzinvestor die Abtrennung.
"Dauerpatient in der Sanierungsklinik"
Die seit Jahren schwache Geschäftsentwicklung bei Chrysler belaste den Konzern, während es bei der Mercedes-Pkw-Gruppe inzwischen wieder besser laufe. "Wann erleben wir endlich mal wieder ein Geschäftsjahr, in dem es nicht an einer Stelle im Konzern brennt", kritisierte der DSW-Vertreter. Chrysler sei der "Dauerpatient in der Sanierungsklinik". Zur jüngsten Krise bei Chrysler sagte Zetsche, die Nachfrage in den USA habe sich wegen steigender Spritpreise "unvorhersehbar" hin zu kleinen und sparsamen Autos verschoben; dies habe Chrysler mit seinen vielen Jeep- und Pick-up-Modellen besonders getroffen.
Zur Klimadebatte sagte Zetsche, es würden keine neuen Modelle mehr entwickelt ohne die Option eines Hybridantriebs. Langfristiges Ziel bleibe das emissionsfreie Auto mit der Wasserstoff-betriebenen Brennstoffzelle. Auf dem Weg dahin setze DaimlerChrysler auf hochwertige und alternative Brennstoffe. Ein Vertreter der DSW stellte die Frage, ob das teure Engagement im Motorsport und in der Formel 1 noch zeitgemäß sei. Zetsche hatte als früherer Chrysler-Chef schon in den letzten Jahren einen harten Sanierungskurs gefahren und mehrere Werke geschlossen sowie zehntausende Stellen abgebaut.
Milliardengewinn bei Mercedes
Zetsche wies die Aktionäre zufrieden auf die Konzernsparte Mercedes hin, die ihren Verlust von einer halben Milliarde Euro im Jahr 2005 im vergangenen Jahr in einen operativen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro verwandelt habe. Vorstand und Aufsichtsrat haben den gut 8.000 Aktionären die Ausschüttung einer Dividende von 1,50 Euro angekündigt. Zur Gesamtentwicklung von DaimlerChrysler sagte Zetsche, dieses Jahr werde der Absatz nur leicht steigen und der Umsatz stagnieren. "Für die Jahre 2008 und 2009 rechnen wir bereits mit einem deutlich höheren Geschäftsvolumen", sagte Zetsche.