Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser hat nach Angaben aus Regierungskreisen keine Ambitionen auf den Vorsitz des einflussreichen Wirtschafts- und Finanzausschusses der Europäischen Union (EU). »Koch-Weser ist nicht daran interessiert, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen«, hieß es am Dienstag in Berlin. »Er steht deshalb auch nicht zur Verfügung.« Koch-Weser galt neben dem jetzigem stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Johnny Akerholm aus Finnland als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des Italieners Mario Draghi. Dieser hatte den Posten Anfang September auf Grund des Regierungswechsels in seinem Heimatland geräumt. Koch-Wesers Dementi kommt, nachdem stern.de gemeldet hatte, die Bundesregierung habe ihn als Kandidaten für diesen Posten vorgesehen.
Der Vorsitzende gilt als Schlüsselfigur
In dem Ausschuss sitzen jeweils zwei Vertreter aus den 15 EU-Staaten, wobei einer aus der jeweiligen Notenbank und der andere aus dem Finanzministerium stammt. Hinzu kommen hohe Vertreter der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Ausschuss bereitet alle zentralen Finanz- und Währungsentscheidungen der Union vor. Koch-Weser ist bereits jetzt Mitglied des Gremiums. Der Vorsitzende gilt als Schlüsselfigur, weil es hauptsächlich ihm obliegt, Einvernehmen unter den Ländern herzustellen. Die Entscheidung über die Nachfolge Draghis fällt in einer Zeit, in der die größten Volkswirtschaften der Union Schwierigkeiten haben, ihre Budgetziele für das laufende Jahr zur erfüllen.
Koch-Weser hatte im vergangenen Jahr versucht, Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu werden. Die von der Bundesregierung vorangetriebene Kandidatur war jedoch an Widerständen der USA gescheitert.