Der EADS-Konzern hat vor den Folgen eines Streiks beim Flugzeugbauer Airbus gewarnt. Angesichts voller Auftragsbücher und festgelegter Liefertermine dürfe es keine Produktionsausfälle geben, sagte Vorstandschef Thomas Enders dem Magazin „Focus“. „Wir sind in diesem Punkt hochverwundbar.“ Längere Streiks würden das Unternehmen empfindlich treffen und noch weiter zurückwerfen. „Das kann nicht im Sinne der Beschäftigten sein.“
Enders zufolge gibt es keinen Grund, über die Schließung von Werken zu spekulieren. „Wir machen keine Standorte platt, wir entlassen niemanden, wir steuern nur um.“ Für die betroffenen Werke könne es auch eine Cahnce sein, wenn sie nicht mehr im Airbus-Verbund seien: „Sie können dann auch für andere Auftraggeber arbeiten, etwa für Boeing. Es muss in diesen Werken niemand Angst haben.“
Gewerkschaften planen Aktionstag
Airbus will mit dem Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen und dem ganzen oder teilweisen Verkauf von sechs der insgesamt 16 Werke aus der Krise kommen, in die der Flugzeugbauer nach den Lieferschwierigkeiten bei seinem Großraumflugzeug A380 gekommen war. Der Vorstellung des Sparprogramms „Power8“ war ein Gerangel um die Verteilung der Lasten vorangegangen. Mit dem Abbau von 4300 Stellen ist Frankreich stärker betroffen als Deutschland, wo 3700 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Unter den zum Verkauf stehenden Werken ist neben den niedersächsischen Standorten in Varel und Nordenham auch Laupheim bei Ulm.
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland setzen sich die Arbeitnehmer gegen die Streichungspläne zur Wehr. Französische Gewerkschaften planen für Dienstag einen Ausstand. Ein europaweiter Aktionstag soll in etwa zwei Wochen erfolgen.
IG Metall kritisiert Manager
Angesichts des Abbaus und der Ausgliederung von zehntausenden Arbeitsplätzen bei Airbus, der Deutschen Telekom und Bayer Schering Pharma hat die IG Metall den zuständigen Unternehmensleitungen Versagen und Geldgier vorgeworfen. Der Chef des mitgliederstärksten Gewerkschaftsbezirks Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, sagte der "Berliner Zeitung": "Wenn Arbeitsplätze verloren gehen, sind es vor allem die Unterlasser in den Chefetagen, die dafür die Verantwortung tragen."
Den Managern mangele es an sozialer Verantwortung, das Renditestreben überlagere alles andere. Wetzel rief die betroffenen Mitarbeiter zu Widerstand auf: "Bei Airbus, der Telekom, bei Bayer Schering und in vielen anderen Betrieben gibt es für die Belegschaften keinen Grund, klein beizugeben. Wenn derartige Entwicklungen weitergehen, ist das der Tod der sozialen Marktwirtschaft."
Die IG Metall geht davon aus, dass die Airbus-Krise die Verhandlungsposition der Gewerkschaft in der anstehenden Tarifrunde mehr stärken als schwächen wird. Wetzel sagte der Zeitung mit Blick auf den geplanten Abbau von 10 000 Arbeitsplätzen: "Unsere Mitglieder werden immer verbitterter. Die Wirtschaft brummt, sie sollen von den Gewinnen aber kaum etwas abbekommen. Und gleichzeitig lesen sie in der Zeitung, dass Kollegen anderswo ihre Jobs verlieren. Das wird unsere Leute nur mobilisieren." Die IG Metall fordert für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Lohnsteigerungen von 6,5 Prozent. Auftakt der Gespräche wird am 12. März in Gelsenkirchen sein.