In Deutschland soll ein privater Krankenhaus-Riese entstehen. Der Gesundheitskonzern Fresenius hat am Donnerstag ein Übernahmeangebot für den Konkurrenten Rhön-Klinikum angekündigt. Die 53 Rhön-Kliniken sollen mit den Häusern der Fresenius-Tochter Helios zusammengeführt werden, kündigte das Unternehmen in Bad Homburg bei Frankfurt an. Helios ist bereits nach der Übernahme der Damp-Gruppe in Schleswig-Holstein der größte private Klinikbetreiber in Deutschland. Die Übernahme werde rund 3,1 Milliarden Euro kosten. Der neue Klinik-Verbund werde "erhebliche Vorteile" in Einkauf, Service und Verwaltung bringen, teilte Fresenius mit. Auch für Patienten ergäben sich "weitere Qualitätsverbesserungen".
Fresenius bietet für jede Rhön-Aktie 22,50 Euro und damit rund 50 Prozent mehr als den aktuellen Kurs. Der Kurs der Fresenius-Aktien fiel nach Bekanntgabe der Übernahme um knapp fünf Prozent auf rund 70 Euro. Die Papiere der Rhön-Klinikum AG sprangen um 50 Prozent nach oben auf über 22 Euro.
Rhön-Gründer Eugen Münch, der gemeinsam mit seiner Frau 12,45 Prozent an der Rhön-Klinikum AG hält, ist laut Mitteilung mit dem Geschäft einverstanden und will auch den übrigen Aktionären die Annahme empfehlen. "Ich halte den Zusammenschluss für einen richtigen und wegweisenden Schritt, von dem die Patienten, die Mitarbeiter und die Aktionäre der Rhön-Klinikum AG profitieren werden", erklärte Münch. Ein Verkauf des Klinikkonzerns an Dritte liege nicht in seinem Interesse. Die Übernahme kommt allerdings nur bei einem Angebot von 90 Prozent und einer Aktie zustande. Die Kartellbehörden müssten dem Zusammenschluss zustimmen. Hierfür sei es womöglich nötig, einzelne Kliniken zu verkaufen.
Rhön-Klinikum schrieb zuletzt weniger schwarze Zahlen
Das Rhön-Klinikum musste im ersten Quartal 2012 indes einen Gewinnrückgang hinnehmen. Der Überschuss sei um 10,3 Prozent auf 34,1 Millionen Euro gefallen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Das ist ein stärkerer Rückgang als erwartet. Gestiegene Patientenzahlen sorgten aber für einen Anstieg des Umsatzes um 5,4 Prozent auf 682,3 Millionen Euro, hieß es.
Fresenius ist dagegen stark ins Jahr gestartet. Der Umsatz legte im ersten Quartal um 13 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu, teilte der Konzern in Bad Homburg mit. Das Konzernergebnis stieg den vorläufigen Zahlen zufolge um 18 Prozent auf 200 Millionen Euro.
Bouffier hofft auf positive Effekte für Uniklinikum Gießen-Marburg
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sieht die Fusion der Medizinkonzerne Fresenius und Rhön als Ausweg für Probleme am privatisierten Uniklinikum Gießen-Marburg. Deshalb begrüßte der CDU-Politiker am Donnerstag in Wiesbaden das Übernahmeangebot von Fresenius für die Rhön Klinikum AG, dem auch die Uniklinik gehört.
Mit der Fusion entstünde der mit Abstand größte private Klinikkonzern Deutschlands mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro. Der Dax-Konzern Fresenius will die Übernahme mit einem Kredit und einer Anleihe finanzieren. Bereits im zweiten vollen Jahr soll sich die Transaktion positiv auf den Gewinn pro Aktie auswirken.