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Gashandel Unregelmäßigkeiten bei Gazprom-Töchtern

Der russische Energiekonzern Gazprom treibt seine Expansion in Europa offenbar auch mithilfe von Firmen voran, die sich nicht immer an alle Gesetze halten. Verschleiert wird dies durch schwer durchschaubare Geschäftsstrukturen.

Der russische Monopolist Gazprom bedient sich bei seiner Expansion in Westeuropa Firmen, bei denen es offenbar zu Unregelmäßigkeiten kam. So kontrolliert der Staatskonzern wichtige Beteiligungen über eine Firma in Nikosia/Zypern namens Siritia Ventures Limited, die gegen zypriotische Vorschriften verstieß. Sie reichte beim dortigen Handelsregister bis Mitte August 2007 weder Jahresabschlüsse für 2005 noch für 2006 ein. Über Siritia flossen unter anderem die Millionengewinne der in Zug residierenden Gazprom-Tochter Rosukrenergo AG nach Moskau.

Die Wiener Centrex-Gruppe wurde von Gazprom nach Informationen des stern zeitweise über sechs dazwischen geschaltete Firmen in Zypern, den Niederlanden und Liechtenstein kontrolliert, darunter Siritia. Centrex beliefert seit 2006 österreichische Kunden mit Gas von Gazprom und operiert auch in Italien, der Schweiz und Ungarn. Nach den letzten verfügbaren Angaben gegenüber den zypriotischen Behörden gehört Siritia heute der Moskauer Firma Rubin, einer Tochter der Gazprombank. Rubin ist allerdings an der offiziell angegebenen Adresse in Moskau nicht auffindbar.

Hauptprofiteur des Gashandels von Centrex sind nach Recherchen des stern Anteilseigner einer Liechtensteiner Fondsgesellschaft namens IDF Anlagegesellschaft, an der ebenfalls Siritia beteiligt ist. Die Anteile des IDF-Fonds, zu dem Centrex gehört, haben ihren Wert seit 2004 mehr als verzwanzigfacht. Über die Identität der Anteilseigner, die je mindestens eine Million Dollar investieren mussten, hat das IDF-Management nach dessen Angaben "keine Informationen".

"Wenn eine Gesellschaftsstruktur zu kompliziert wird, ist das erklärungsbedürftig. Wenn man die Notwendigkeit nicht erkennen kann, wird es verdächtig", sagte der Frankfurter Wirtschaftskriminalist Helmut Görling. Auf Fragen nach der Rolle von IDF und der Identität der Fondsanleger reagierte Gazprom in Moskau nur mit allgemeinen Hinweisen auf "geschäftliche" Erwägungen. Siritia und die Gazprombank ließen Anfragen des stern unbeantwortet.

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