Den südkoreanischen Arbeiter stellt man sich allgemein als diszipliniert und zurückhaltend vor. Doch alles lässt man sich auch dort nicht gefallen, wie ein Vorfall in der Stadt Incheon zeigt. Dort stürmten wütende Mitarbeiter des US-Autobauers General Motors das Büro des Chefs und zerlegten das Mobiliar in seine Einzelteile.
Die auf Youtube kursierenden Videos zeigen, wie ein gutes Dutzend in blaue Overalls gekleidete Männer in das Büro eindringen, Stühle und Zimmerpflanzen umtreten und dann den Schreibtisch aus dem Raum schleifen. Der Chef selbst ist nicht anwesend, lediglich sein über einem Stuhl hängendes Jackett landet auf dem von Scherben übersäten Boden. Die Aktion scheint wohlorganisiert, einer der Beteiligten filmt die Randale mit einer Videokamera.
GM Korea steht vor dem Abgrund
Auslöser des Ausrasters war laut Automotive News die Mitteilung des Unternehmens, in diesem Jahr keine Boni an die Mitarbeiter auszuzahlen. General Motors steckt in Südkorea in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten und liegt wegen eines harten Sparplans im schweren Konflikt mit der Gewerkschaft. GM hat angekündigt, eine der vier Fabriken in Südkorea zu schließen und droht gar, mit der südkoreanischen Einheit in die Insolvenz zu gehen, sollte es keine Zugeständnisse der Gewerkschaft geben.
Mindestens 15 Prozent der Stellen sollen gestrichen werden, 2500 Mitarbeiter haben bereits Abfindungspakete angenommen. Hunderten weiteren droht die Entlassung. Vor einigen Tagen wurde ein Arbeiter der Fabrik in Gunsan, die dichtgemacht werden soll, tot aufgefunden, die Polizei geht von Selbstmord aus.
General Motors bestätigte laut Automotive News den "gewalttätigen Vorfall" in dem Manager-Büro. Es sei "ein signifikanter Schaden an Unternehmenseigentum entstanden". Ein GM-Sprecher sagte, die Gewerkschaft habe damit das Ziel verfolgt, den Korea-Chef des Unternehmens zum Rücktritt zu drängen.
