Arbeitnehmer sollen für ihre Zeit im Homeoffice während der Corona-Pandemie steuerlich entlastet werden. Fachleute der Regierungskoalition aus Union und SPD verständigten sich auf Grundzüge einer neuen Steuerpauschale von fünf Euro pro Tag, wobei aber höchstens 600 Euro pro Jahr geltend gemacht werden können. Das Bundesfinanzministerin in Berlin signalisierte seine Zustimmung, von Gewerkschaften und Steuerzahlerbund kam ebenfalls Zuspruch.
Dagegen gibt es unter den Kommentatoren der Tagespresse durchaus auch kritische Stimmen:
"Handelsblatt"
Doch auch wenn es gute Gründe gibt und das Volumen überschaubar ist, so bleibt doch ein Beigeschmack: Einmal mehr vermittelt die Große Koalition den Eindruck, dass sie jeden für jede Belastung und Zumutung dieser Krise entschädigen kann. Unternehmen, die schließen müssen, bekommen ihren Umsatz großzügig ersetzt; die Corona-Helden erhalten ihren Bonus steuerfrei; Familien einen Zuschlag beim Kindergeld und so weiter. Jede Maßnahme für sich lässt sich bestens begründen, alle zusammen führen aber zu einem gewaltigen Kostenblock. Natürlich sollte in der Krise nicht geknausert werden, Wirtschaftshilfen und Konjunkturpaket sind grundsätzlich richtig. Und trotzdem darf man die Kosten nicht aus dem Blick verlieren.
"Der Tagesspiegel"
Schon gar nicht generös ist die mitgelieferte Obergrenze von 500 Euro pro Jahr, die dem Vernehmen nach gelten soll. (...) Wenn die Regierung ausgerechnet jetzt ängstlich mit der Höhe der Ausgaben gegen eine großzügigere - und der Lebenswirklichkeit angemessenere - Regelung argumentiert, ist das wenig glaubwürdig. Nach einer wahren Orgie von Entlastungen, übertriebenen Umsatzerstattungen und sonstigen Zuschüssen ausgerechnet bei denen zu sparen, die nach wie vor im Dienst sind, also Steuermittel erwirtschaften, ist Geiz an der falschen Stelle. Es wirkt zudem wie der etwas feige Zugriff auf jene, die sich schlecht wehren können.
"Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Einige in der Koalition dringen darauf, die Homeoffice-Pauschale zusätzlich zum Arbeitnehmerpauschbetrag zu gewähren. Das würde riesige Kosten verursachen, weshalb Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hier bremst. Scholz tut dies aus guten Gründen - genauso, wie er vernünftigerweise darauf pocht, dass an ein und demselben Tag nicht Homeoffice- und Pendlerpauschale zugleich geltend gemacht werden. Die Regierung muss helfen, auch und gerade in Zeiten der Pandemie. Aber der Staat kann weder in Corona-Zeiten für jeden Verlust aufkommen, noch hinterher jedes Problem lösen. (...) Es geht um das Geld, das jeder Einzelne aufbringt: darunter auch die Verkäuferin, der Pfleger oder die Gebäudereinigerin, die gar nicht zu Hause arbeiten und von einer Homeoffice-Pauschale profitieren können.

Homeoffice-Pauschale: Staat ist kein Bankautomat
"Kölner Stadt-Anzeiger"
Der Staat ist kein Bankautomat, von dem man einfach so, wie es einem gefällt, Geld abheben könnte - schon gar nicht ohne Limit. Der Staat sind wir alle. Es geht um das Geld, das jeder einzelne Steuerzahler aufbringt: darunter auch die Verkäuferin, der Pfleger oder die Gebäudereinigerin, die gar nicht zu Hause arbeiten und von einer Homeoffice-Pauschale profitieren können. Die Koalition täte also gut daran, die Homeoffice-Pauschale für die Zeit der Pandemie zügig, aber auch in einer maßvollen Variante auf den Weg zu bringen. Die Idee ist übrigens so gut, dass sie auch für die Zeit nach Corona ein gutes Konzept wäre.
"Darmstädter Echo"
Sicher ist es ein Privileg, in den eigenen vier Wänden und damit in Pandemiezeiten geschützt arbeiten zu können - anders als Pflegepersonal, Supermarkt-Kassiererinnen oder Paketzusteller. Aber es kostet nicht nur Nerven, wenn noch Home-Schooling in beengten Verhältnissen stattfindet und zugleich die Effizienz im Job stimmen muss. Deshalb sollten die 500 Euro jetzt zur Werbungskostenpauschale hinzukommen. Sonst haben manche nichts davon.
"Südwest Presse"
Durchweg positiv zu bewerten an den Reformplänen der Regierung ist hingegen, dass die gesetzliche Unfallversicherung nun auch für Arbeitnehmer im Homeoffice gelten soll, wenn sie ihre Kinder in die Kita bringen. Das entspricht der Lebensrealität vieler Eltern - und ist durchweg gerecht.