Konjunkturaussichten Bewölkt, aber heiter

Krise, Krise, Krise, schallt es allerorten. Zeit, ein wenig Hoffnung zu machen, dachten sich offenbar Regierung, Europäische Zentralbank und Institut für Weltwirtschaft und skizzierten stimmungsvollere Bilder für 2010. Ganz blass zwar noch - aber immerhin.

Die Bundesregierung macht auf Optimismus - allerdings noch etwas schüchtern. Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen sieht erste Zeichen der Stabilisierung. Darauf deute vor allem eine positive Entwicklung bei den Auftragseingängen, die Fachleute wie Asmussen als "nach vorne gerichtete" oder "Frühindikatoren" bezeichnen. In Deutschland, so Asmussen am Donnerstag in Berlin, habe die Auftragszahl im April stagniert und im März sogar zugenommen. "Die nach vorne gerichteten Indikatoren, wie Geschäftserwartungen und Auftragseingänge, deuten auf eine Stabilisierung der industriellen Aktivitäten im Jahresverlauf hin", sagte Asmussen.

Allerdings tappt der Staatssekretär noch etwas im Dunkeln. Zeitpunkt und Tempo der wirtschaftlichen Erholung seien unsicher, sagte er und wies zudem darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen werde. Die Lage auf den Finanzmärkten habe sich verbessert, aber noch nicht normalisiert, sagte der Staatssekretär. Die Lage am Geldmarkt habe sich entspannt, die Aktienkurse stiegen wieder. Asmussen nimmt am Freitag und Samstag zusammen mit seinem Chef Peer Steinbrück (SPD) am G-8-Finanzministertreffen im süditalienischen Lecce teil.

Auch die Europäische Zentralbank ist wieder etwas besser gelaunt. Sie rechnet damit, dass es ab Mitte 2010 wieder zu einem Wirtschaftswachstum kommen wird. Im am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der Währungshüter heißt es, in den beiden letzten Quartalen des Jahres 2009 werde sich die Rezession abschwächen. Nach einer Stabilisierungsphase würden ab Mitte 2010 positive Wachstumsraten erwartet.

Das Institut für Weltwirtschft (IfW) schließlich erklärte für das laufende Jahr: "Zur Jahresmitte hat sich die Konjunktur in Deutschland annähernd stabilisiert. Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion nach dem Einbruch im Winterhalbjahr 2008/09 zuletzt nur noch wenig zurückgegangen ist." Deshalb hat das Institut auch seinen Ausblick auf 2010 angehoben: Für das kommende Jahr erwartet das IfW "einen sehr moderaten Anstieg" um 0,4 Prozent. Bisher hatte das Institut für 2010 einen Rückgang von 0,1 Prozent erwartet.

AP
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