"Dieser Rettungsplan ist keine Lösung. Er ist ein Beispiel für finanziellen Sozialismus, und er ist unamerikanisch", sagte Jim Bunning, republikanischer Senator aus Kentucky am Dienstag in Washington. Richard Shelby, prominentester Republikaner im Bankenausschuss, kritisierte: "Uns ist nicht glaubhaft versichert worden, dass dieser Plan wirklich funktioniert."
Der Widerstand auch in der Partei von US-Präsident George W. Bush zeigt die Schwierigkeiten, den Rettungsplan wenige Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen politisch durchzusetzen. Viele Kongressabgeordnete treibt die Sorge um, in einer so schwerwiegenden Frage vorschnell zu entscheiden - wie beim Votum zugunsten des Irakkriegs. Hinzu kommt die Unpopularität der Wall Street nach den dramatischen Ereignissen der vergangenen Tage.
US-Finanzminister Henry Paulson und Notenbankchef Ben Bernanke beschworen die Abgeordneten am Dienstag bei der ersten Kongressanhörung, dem Rettungspaket zuzustimmen. "Die Finanzmärkte sind in ziemlich fragiler Verfassung, und ohne den Plan wird es noch schlimmer", sagte Bernanke. Paulson warnte, weitere Bankpleiten und ausgetrocknete Kreditmärkte würden die US-Wirtschaft bedrohen.
Paket soll noch diese Woche geschnürt werden
Die US-Regierung hatte eine Grundsatzeinigung mit dem Kongress bereits nach dem Wochenende angestrebt. Noch diese Woche will Washington den Plan durch den Kongress bringen. Bush sagte am Dienstag in einer Rede vor der Uno-Vollversammlung, er sei zuversichtlich, dass die Abgeordneten mit der nötigen Schnelligkeit handeln würden.
Die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach von "Fortschritten" bei den Gesprächen über den Plan. Der Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Senat, Chris Dodd, kritisierte dagegen, das Paket verschiebe die Verantwortung für schlechte Entscheidungen gieriger Banker auf den Steuerzahler. "Aber es wird nicht einer einzigen Familie helfen, ihr Haus zu behalten."
Keine Einigung bei Obergrenzen für die Managervergütung
Paulson signalisierte Entgegenkommen der Regierung bei der Forderung der Demokraten nach einer verschärften Aufsicht über die Vermögensverwaltung der aufzukaufenden Wertpapiere. Keine Einigung gibt es bislang darüber, ob Obergrenzen für die Managervergütung in der Finanzbranche vorgeschrieben werden. Dies hatten die Demokraten und auch der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain gefordert.
Dessen demokratischer Rivale Barack Obama konnte seine Führung in den Umfragen nach einer Delle wieder ausbauen. Er liegt jetzt im Schnitt rund vier Prozentpunkte vor McCain. Einer Umfrage des Senders CNN zufolge trauen ihm die meisten Wähler die größere Wirtschaftskompetenz zu.
Die mögliche Verzögerung des Rettungspakets belastete Europas Börsen. Der Aktienindex Dax verlor zwischenzeitlich 1,2 Prozent und schloss 0,6 Prozent im Minus. In London und Paris waren die Verluste noch deutlich größer. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte einen Sondergipfel der G8-Staaten zur Finanzkrise.